[Spaltenumbruch]Marseille gebracht wird, nicht so gar gut. Allein, ich für meine Person, will versichern, daß ich nicht den geringsten Unterschied zwischen ihr und der Spa- nischen finden können. Die dicke und falsche Sarsaparille von Marignan, welche einige, wiewohl unrecht, die Moscowitische nennen, soll man schlechterdings verwerffen, denn sie viel eher zum Feuer anmachen, als zur Artz- [Spaltenumbruch]
ney dienlich ist; sie sieht auch viel eher einem Bund Reißig, denn der Sarsa- parille ähnlich.
Die Sarsaparille wird zu vielerley Träncken und zu solchen Kranckheiten, die man gerne verschwiegen hält, ge- brauchet, wie auch diejenigen, die sich in der Küche zu sehr überladen, wiede- rum geschlanck zu machen.
[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigste Capitel. Von der China.
[Spaltenumbruch]
DJe China/ welche wir Squine, auch gemeiniglich Esquine nennen, ist ei- ne knorrichte, höckrichte Wurtzel, sieht inwendig und auswendig röthlicht; wenn sie in der Erde steckt, treibt sie Stengel hervor, welche die Bäume hin- ankriechen, und aus denen grosse, grüne, wie Hertzen formierte Blätter entspries- sen; der gantze Stengel ist voll Stacheln, wie die Dornen.
Die China, die wir verkauffen, kommt von mancherley Orten aus Jn- dien und China, sowohl über Holl- und England, als auch über Marse- ille; manchmahl rohe, d. i. wie sie aus der Erden kommt, meistens aber von der ersten Schale zum Theil gesaubert, damit ihr die äussersten Spitzen können genommen, und sie um soviel theurer verkauffet werden.
Man soll die China erwehlen, wel- che wichtig und hartzicht ist, die sich nicht [Spaltenumbruch]
wohl schneiden läßt, und die von der er- sten Schale gesaubert, an Farbe aber röthlicht ist. Dabey muß man Acht ha- ben, daß sie nicht von Würmen zerfres- sen, oder die Löchlein mit Bolus und an- derer leimichten Erde verschmieret seyn, welches nur gar zu ofte geschicht.
Es wird die China sehr zu Schweiß- träncken gebrauchet, und zu eben sol- chen Sachen, als wie die Sarsaparille, dannenhero wird man gar selten eine oh- ne die andere finden.
Jn den Antillen Jnseln wächst eine dicke Wurtzel, welche ihrer etliche für die wahrhafte China ausgeben; weil die- ses aber sich nicht behaupten läßt, des- wegen mag der Leser des P. Tertre Buch nachschlagen, der gar fein und weitläuff- tig davon geschrieben. Dieweil ieden- noch solche Nachricht gar nichts zu mei- nem Vorhaben hilfft, darum habe ich sie auch allhier nicht anführen mögen.
[Ende Spaltensatz]
Das drey und dreyßigste Capitel. Von der Haselwurtz.
[Spaltenumbruch]
DJe Haselwurtz, auf Lateinisch Asarum, Frantzösisch Cabaret und Nard sauvage, ist eine Wurtzel, die in Levante an vielen Orten, in Canada, auch selbst in Franckreich sehr gemei- ne ist, sonderlich gegen Lyon zu, von daher wir alles bekommen, was wir da- von verthun.
Diese Wurtzel treibt lange Stengel hervor, an deren äussersten Enden grü- ne, dicke und wie ein Hertz gestalte Blät- ter, nebst röthlichten Blumen, die wie Rosenknospen sehen, wachsen.
Man soll, dafern es möglich, die Ori- entalische Haselwurtz erwehlen, wel- che feine hübsche Wurtzeln hat, die we- der fasicht noch zerstossen, sondern innen und aussen graulicht sind, durchdringen- [Spaltenumbruch]
den Geruchs, und eines scharffen mit etwas Bitterkeit vermischten Ge- schmacks. Auch muß man Achtung ge- ben, daß es nicht die Wurtzeln der Asa- rina (von den Kräuterweibern Stein- gundermann genennet) sind, die wir oftmahls aus Burgund bekommen: dieses aber kan man gar bald gewahr werden, dieweil das Asarum kleine grau- lichte Wurtzeln hat, in der Dicke einer Schreibefeder, der Asarina Wurtzeln hingegen sind gar klein und schwärtzlicht, dürre, trucken, und so voll Haare, daß man nicht weiß, was es seyn soll, und Mühe genug giebt, die rechten Wur- tzeln von diesen Fasen zu unterscheiden.
Die Haselwurtz wird wenig in der Artzney gebraucht, sondern meistentheils
den
Der Spezereyen und Materialien
[Spaltenumbruch]Marſeille gebracht wird, nicht ſo gar gut. Allein, ich fuͤr meine Perſon, will verſichern, daß ich nicht den geringſten Unterſchied zwiſchen ihr und der Spa- niſchen finden koͤnnen. Die dicke und falſche Sarſaparille von Marignan, welche einige, wiewohl unrecht, die Moſcowitiſche nennen, ſoll man ſchlechterdings verwerffen, denn ſie viel eher zum Feuer anmachen, als zur Artz- [Spaltenumbruch]
ney dienlich iſt; ſie ſieht auch viel eher einem Bund Reißig, denn der Sarſa- parille aͤhnlich.
Die Sarſaparille wird zu vielerley Traͤncken und zu ſolchen Kranckheiten, die man gerne verſchwiegen haͤlt, ge- brauchet, wie auch diejenigen, die ſich in der Kuͤche zu ſehr uͤberladen, wiede- rum geſchlanck zu machen.
[Ende Spaltensatz]
Das zwey und dreyßigſte Capitel. Von der China.
[Spaltenumbruch]
DJe China/ welche wir Squine, auch gemeiniglich Eſquine nennen, iſt ei- ne knorrichte, hoͤckrichte Wurtzel, ſieht inwendig und auswendig roͤthlicht; wenn ſie in der Erde ſteckt, treibt ſie Stengel hervor, welche die Baͤume hin- ankriechen, und aus denen groſſe, gruͤne, wie Hertzen formierte Blaͤtter entſprieſ- ſen; der gantze Stengel iſt voll Stacheln, wie die Dornen.
Die China, die wir verkauffen, kommt von mancherley Orten aus Jn- dien und China, ſowohl uͤber Holl- und England, als auch uͤber Marſe- ille; manchmahl rohe, d. i. wie ſie aus der Erden kommt, meiſtens aber von der erſten Schale zum Theil geſaubert, damit ihr die aͤuſſerſten Spitzen koͤnnen genommen, und ſie um ſoviel theurer verkauffet werden.
Man ſoll die China erwehlen, wel- che wichtig und hartzicht iſt, die ſich nicht [Spaltenumbruch]
wohl ſchneiden laͤßt, und die von der er- ſten Schale geſaubert, an Farbe aber roͤthlicht iſt. Dabey muß man Acht ha- ben, daß ſie nicht von Wuͤrmen zerfreſ- ſen, oder die Loͤchlein mit Bolus und an- derer leimichten Erde verſchmieret ſeyn, welches nur gar zu ofte geſchicht.
Es wird die China ſehr zu Schweiß- traͤncken gebrauchet, und zu eben ſol- chen Sachen, als wie die Sarſaparille, dannenhero wird man gar ſelten eine oh- ne die andere finden.
Jn den Antillen Jnſeln waͤchſt eine dicke Wurtzel, welche ihrer etliche fuͤr die wahrhafte China ausgeben; weil die- ſes aber ſich nicht behaupten laͤßt, des- wegen mag der Leſer des P. Tertre Buch nachſchlagen, der gar fein und weitlaͤuff- tig davon geſchrieben. Dieweil ieden- noch ſolche Nachricht gar nichts zu mei- nem Vorhaben hilfft, darum habe ich ſie auch allhier nicht anfuͤhren moͤgen.
[Ende Spaltensatz]
Das drey und dreyßigſte Capitel. Von der Haſelwurtz.
[Spaltenumbruch]
DJe Haſelwurtz, auf Lateiniſch Aſarum, Frantzoͤſiſch Cabaret und Nard ſauvage, iſt eine Wurtzel, die in Levante an vielen Orten, in Canada, auch ſelbſt in Franckreich ſehr gemei- ne iſt, ſonderlich gegen Lyon zu, von daher wir alles bekommen, was wir da- von verthun.
Dieſe Wurtzel treibt lange Stengel hervor, an deren aͤuſſerſten Enden gruͤ- ne, dicke und wie ein Hertz geſtalte Blaͤt- ter, nebſt roͤthlichten Blumen, die wie Roſenknoſpen ſehen, wachſen.
Man ſoll, dafern es moͤglich, die Ori- entaliſche Haſelwurtz erwehlen, wel- che feine huͤbſche Wurtzeln hat, die we- der faſicht noch zerſtoſſen, ſondern innen und auſſen graulicht ſind, durchdringen- [Spaltenumbruch]
den Geruchs, und eines ſcharffen mit etwas Bitterkeit vermiſchten Ge- ſchmacks. Auch muß man Achtung ge- ben, daß es nicht die Wurtzeln der Aſa- rina (von den Kraͤuterweibern Stein- gundermann genennet) ſind, die wir oftmahls aus Burgund bekommen: dieſes aber kan man gar bald gewahr werden, dieweil das Aſarum kleine grau- lichte Wurtzeln hat, in der Dicke einer Schreibefeder, der Aſarina Wurtzeln hingegen ſind gar klein und ſchwaͤrtzlicht, duͤrre, trucken, und ſo voll Haare, daß man nicht weiß, was es ſeyn ſoll, und Muͤhe genug giebt, die rechten Wur- tzeln von dieſen Faſen zu unterſcheiden.
Die Haſelwurtz wird wenig in der Artzney gebraucht, ſondern meiſtentheils
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[0110]
Der Spezereyen und Materialien
Marſeille gebracht wird, nicht ſo gar
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verſichern, daß ich nicht den geringſten
Unterſchied zwiſchen ihr und der Spa-
niſchen finden koͤnnen. Die dicke und
falſche Sarſaparille von Marignan,
welche einige, wiewohl unrecht, die
Moſcowitiſche nennen, ſoll man
ſchlechterdings verwerffen, denn ſie viel
eher zum Feuer anmachen, als zur Artz-
ney dienlich iſt; ſie ſieht auch viel eher
einem Bund Reißig, denn der Sarſa-
parille aͤhnlich.
Siehe Fig. 87.
Die Sarſaparille wird zu vielerley
Traͤncken und zu ſolchen Kranckheiten,
die man gerne verſchwiegen haͤlt, ge-
brauchet, wie auch diejenigen, die ſich
in der Kuͤche zu ſehr uͤberladen, wiede-
rum geſchlanck zu machen.
Das zwey und dreyßigſte Capitel.
Von der China.
DJe China/ welche wir Squine, auch
gemeiniglich Eſquine nennen, iſt ei-
ne knorrichte, hoͤckrichte Wurtzel, ſieht
inwendig und auswendig roͤthlicht;
wenn ſie in der Erde ſteckt, treibt ſie
Stengel hervor, welche die Baͤume hin-
ankriechen, und aus denen groſſe, gruͤne,
wie Hertzen formierte Blaͤtter entſprieſ-
ſen; der gantze Stengel iſt voll Stacheln,
wie die Dornen.
Die China, die wir verkauffen,
kommt von mancherley Orten aus Jn-
dien und China, ſowohl uͤber Holl-
und England, als auch uͤber Marſe-
ille; manchmahl rohe, d. i. wie ſie aus
der Erden kommt, meiſtens aber von
der erſten Schale zum Theil geſaubert,
damit ihr die aͤuſſerſten Spitzen koͤnnen
genommen, und ſie um ſoviel theurer
verkauffet werden.
Man ſoll die China erwehlen, wel-
che wichtig und hartzicht iſt, die ſich nicht
wohl ſchneiden laͤßt, und die von der er-
ſten Schale geſaubert, an Farbe aber
roͤthlicht iſt. Dabey muß man Acht ha-
ben, daß ſie nicht von Wuͤrmen zerfreſ-
ſen, oder die Loͤchlein mit Bolus und an-
derer leimichten Erde verſchmieret ſeyn,
welches nur gar zu ofte geſchicht.
Es wird die China ſehr zu Schweiß-
traͤncken gebrauchet, und zu eben ſol-
chen Sachen, als wie die Sarſaparille,
dannenhero wird man gar ſelten eine oh-
ne die andere finden.
Jn den Antillen Jnſeln waͤchſt eine
dicke Wurtzel, welche ihrer etliche fuͤr die
wahrhafte China ausgeben; weil die-
ſes aber ſich nicht behaupten laͤßt, des-
wegen mag der Leſer des P. Tertre Buch
nachſchlagen, der gar fein und weitlaͤuff-
tig davon geſchrieben. Dieweil ieden-
noch ſolche Nachricht gar nichts zu mei-
nem Vorhaben hilfft, darum habe ich ſie
auch allhier nicht anfuͤhren moͤgen.
Das drey und dreyßigſte Capitel.
Von der Haſelwurtz.
DJe Haſelwurtz, auf Lateiniſch
Aſarum, Frantzoͤſiſch Cabaret und
Nard ſauvage, iſt eine Wurtzel, die in
Levante an vielen Orten, in Canada,
auch ſelbſt in Franckreich ſehr gemei-
ne iſt, ſonderlich gegen Lyon zu, von
daher wir alles bekommen, was wir da-
von verthun.
Dieſe Wurtzel treibt lange Stengel
hervor, an deren aͤuſſerſten Enden gruͤ-
ne, dicke und wie ein Hertz geſtalte Blaͤt-
ter, nebſt roͤthlichten Blumen, die wie
Roſenknoſpen ſehen, wachſen.
Man ſoll, dafern es moͤglich, die Ori-
entaliſche Haſelwurtz erwehlen, wel-
che feine huͤbſche Wurtzeln hat, die we-
der faſicht noch zerſtoſſen, ſondern innen
und auſſen graulicht ſind, durchdringen-
den Geruchs, und eines ſcharffen mit
etwas Bitterkeit vermiſchten Ge-
ſchmacks. Auch muß man Achtung ge-
ben, daß es nicht die Wurtzeln der Aſa-
rina (von den Kraͤuterweibern Stein-
gundermann genennet) ſind, die wir
oftmahls aus Burgund bekommen:
dieſes aber kan man gar bald gewahr
werden, dieweil das Aſarum kleine grau-
lichte Wurtzeln hat, in der Dicke einer
Schreibefeder, der Aſarina Wurtzeln
hingegen ſind gar klein und ſchwaͤrtzlicht,
duͤrre, trucken, und ſo voll Haare, daß
man nicht weiß, was es ſeyn ſoll, und
Muͤhe genug giebt, die rechten Wur-
tzeln von dieſen Faſen zu unterſcheiden.
Siehe Fig. 90.
Die Haſelwurtz wird wenig in der
Artzney gebraucht, ſondern meiſtentheils
den
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Pomet, Peter: Der aufrichtige Materialist und Specerey-Händler. Leipzig, 1717, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pomet_materialist_1717/110>, abgerufen am 22.02.2025.
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