Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.Händler hinterbringen konnte, ein Stellenbesitzer habe sich neulich Kaschelernst schien alle Leute in der Runde zu kennen und Man hatte bereits mehrere Glas von dem Kümmel ver¬ Endlich schien Harrassowitz genug Weisheit eingesogen zu "So, so!" meinte Kaschelernst. "Hier in Halbenau is "Ach doch! -- Ich will mir mal n ansehen." Kaschelernst spitzte die Ohren. Aber beileibe wollte er Sam that, als habe er die Frage überhört. "Es soll ein "Daß Sie sich nur nicht verlaufen in Halbenau, Harrasso¬ "Auf das Büttnersche!" Kaschelernst zuckte mit keiner Wimper, als er den Namen Der Wirt zuckte die Achseln und nahm eine geheimnis¬ Händler hinterbringen konnte, ein Stellenbeſitzer habe ſich neulich Kaſchelernſt ſchien alle Leute in der Runde zu kennen und Man hatte bereits mehrere Glas von dem Kümmel ver¬ Endlich ſchien Harraſſowitz genug Weisheit eingeſogen zu „So, ſo!‟ meinte Kaſchelernſt. „Hier in Halbenau is „Ach doch! — Ich will mir mal n anſehen.‟ Kaſchelernſt ſpitzte die Ohren. Aber beileibe wollte er Sam that, als habe er die Frage überhört. „Es ſoll ein „Daß Sie ſich nur nicht verlaufen in Halbenau, Harraſſo¬ „Auf das Büttnerſche!‟ Kaſchelernſt zuckte mit keiner Wimper, als er den Namen Der Wirt zuckte die Achſeln und nahm eine geheimnis¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0099" n="85"/> Händler hinterbringen konnte, ein Stellenbeſitzer habe ſich neulich<lb/> aufgehängt, weil ihm die Gläubiger die Kuh aus dem Stalle<lb/> weggepfändet hatten.</p><lb/> <p>Kaſchelernſt ſchien alle Leute in der Runde zu kennen und<lb/> über die Verhältniſſe von allen Beſcheid zu wiſſen. Harraſſo¬<lb/> witz lauſchte mit größtem Intereſſe, ja mit einer gewiſſen<lb/> Andacht, als verkünde jener ein Evangelium, wenn er erklärte:<lb/> der Bauer Soundſo werde ſich nicht länger, als höchſtens noch<lb/> zwei Jahre halten, oder der und der ſei durchaus kreditfähig,<lb/> da er einer ſicheren Erbſchaft entgegenſehe.</p><lb/> <p>Man hatte bereits mehrere Glas von dem Kümmel ver¬<lb/> tilgt, welcher dem Händler zu ſchmecken ſchien.</p><lb/> <p>Endlich ſchien Harraſſowitz genug Weisheit eingeſogen zu<lb/> haben, er erhob ſich. Er habe noch einen kleinen Gang in's<lb/> Dorf vor, erklärte er.</p><lb/> <p>„So, ſo!‟ meinte Kaſchelernſt. „Hier in Halbenau is<lb/> doch jetzt niſcht zu machen für Sie.‟</p><lb/> <p>„Ach doch! — Ich will mir mal n anſehen.‟</p><lb/> <p>Kaſchelernſt ſpitzte die Ohren. Aber beileibe wollte er<lb/> ſich keine Neugier anmerken laſſen. „Welches denne?‟ fragte<lb/> er ſcheinbar nebenhin.</p><lb/> <p>Sam that, als habe er die Frage überhört. „Es ſoll ein<lb/> ſchönes Gut ſein,‟ meinte er, „Felder, Wieſen, alles prima!<lb/> Auch die Gebäude im Stande. Natürlich ſind tüchtige Schul¬<lb/> den drauf. Die Bauern ſind ja alle verſchuldet. Ich will<lb/> mir's mal beſehen,‟ damit wollte er gehen.</p><lb/> <p>„Daß Sie ſich nur nicht verlaufen in Halbenau, Harraſſo¬<lb/> witz!“ ſagte Kaſchel, ihm folgend. „Hier giebt's viele Güter,<lb/> große und kleene. Zu wem wollen Se denne?‟</p><lb/> <p>„Auf das Büttnerſche!‟</p><lb/> <p>Kaſchelernſt zuckte mit keiner Wimper, als er den Namen<lb/> ſeines Schwagers hörte. Harraſſowitz fixierte ihn ſcharf. „Kennen<lb/> Sie das Gut? Ich intereſſiere mich dafür.‟</p><lb/> <p>Der Wirt zuckte die Achſeln und nahm eine geheimnis¬<lb/> volle Miene an. Er dürfe nichts ſagen, meinte er, der Be¬<lb/> ſitzer ſei ſein Schwager.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0099]
Händler hinterbringen konnte, ein Stellenbeſitzer habe ſich neulich
aufgehängt, weil ihm die Gläubiger die Kuh aus dem Stalle
weggepfändet hatten.
Kaſchelernſt ſchien alle Leute in der Runde zu kennen und
über die Verhältniſſe von allen Beſcheid zu wiſſen. Harraſſo¬
witz lauſchte mit größtem Intereſſe, ja mit einer gewiſſen
Andacht, als verkünde jener ein Evangelium, wenn er erklärte:
der Bauer Soundſo werde ſich nicht länger, als höchſtens noch
zwei Jahre halten, oder der und der ſei durchaus kreditfähig,
da er einer ſicheren Erbſchaft entgegenſehe.
Man hatte bereits mehrere Glas von dem Kümmel ver¬
tilgt, welcher dem Händler zu ſchmecken ſchien.
Endlich ſchien Harraſſowitz genug Weisheit eingeſogen zu
haben, er erhob ſich. Er habe noch einen kleinen Gang in's
Dorf vor, erklärte er.
„So, ſo!‟ meinte Kaſchelernſt. „Hier in Halbenau is
doch jetzt niſcht zu machen für Sie.‟
„Ach doch! — Ich will mir mal n anſehen.‟
Kaſchelernſt ſpitzte die Ohren. Aber beileibe wollte er
ſich keine Neugier anmerken laſſen. „Welches denne?‟ fragte
er ſcheinbar nebenhin.
Sam that, als habe er die Frage überhört. „Es ſoll ein
ſchönes Gut ſein,‟ meinte er, „Felder, Wieſen, alles prima!
Auch die Gebäude im Stande. Natürlich ſind tüchtige Schul¬
den drauf. Die Bauern ſind ja alle verſchuldet. Ich will
mir's mal beſehen,‟ damit wollte er gehen.
„Daß Sie ſich nur nicht verlaufen in Halbenau, Harraſſo¬
witz!“ ſagte Kaſchel, ihm folgend. „Hier giebt's viele Güter,
große und kleene. Zu wem wollen Se denne?‟
„Auf das Büttnerſche!‟
Kaſchelernſt zuckte mit keiner Wimper, als er den Namen
ſeines Schwagers hörte. Harraſſowitz fixierte ihn ſcharf. „Kennen
Sie das Gut? Ich intereſſiere mich dafür.‟
Der Wirt zuckte die Achſeln und nahm eine geheimnis¬
volle Miene an. Er dürfe nichts ſagen, meinte er, der Be¬
ſitzer ſei ſein Schwager.
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