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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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"Also, Herr Büttner!" begann Hauptmann Schroff, und
schlug dabei mit der Reitgerte gegen seine gespornten und ge¬
stiefelten Beine, die er lang ausgestreckt hatte, "die Sache ist
nämlich folgende: Mein Chef, der Graf, möchte gern Ihren
Wald kaufen. Es ist ja darüber bereits früher zwischen Ihnen
und meinem Vorgänger verhandelt worden, aber ohne Resul¬
tat. Der Herr Graf wünscht nun aber dringend, daß die
Sache endlich einmal vorwärts rückt. Der Erwerb Ihrer Wald¬
parzelle ist uns von ziemlicher Wichtigkeit; ich sage Ihnen das
ganz offen heraus. Das kleine Stück liegt gerade wie ein Keil
zwischen zwei von unseren Hauptrevieren. Eine Verbindung
der beiden Reviere ist aus wirtschaftlichen Gründen dringend
erwünscht. Uns bedeutet dieser schmale Streifen die Möglich¬
keit, bei den Holzfuhren viele Kilometer zu ersparen. Ihnen
dagegen nützen diese fünfzig oder sechzig Morgen so gut wie
gar nichts. Im Gegenteil, der Wald kostet ihnen höchstens
etwas. Das bißchen Holz was darauf steht, ist kaum der
Rede wert. Der Boden ist entwertet durch die Streu¬
nutzung. Und dabei liegen doch Abgaben darauf. Wenn wir
es in unsere Regie bekommen, würden wir sofort Kahlschlag
machen lassen und neu aufforsten. Dabei werden die Arbeits¬
löhne natürlich nicht einmal herauskommen, so schlecht ist
der jetzige Stand. Sie sehen demnach, Herr Büttner, das
Interesse ist eigentlich auf beiden Seiten. Für uns, die Par¬
zelle zu erwerben, für Sie, das Ding loszuwerden. -- Also
werden wir wohl handelseinig werden, denke ich, diesmal."

"Ich denk's ne!" sagte der Bauer aus seiner Ecke heraus.

"Aber, ich bitte Sie, bester Herr Büttner!" rief der Haupt¬
mann und kam dem Alten näher auf den Leib, sich mit Hülfe
seiner langen Beine auf die Ecke zurückend. "Der Graf will
Sie natürlich gut bezahlen, jedenfalls weit über den eigent¬
lichen Wert des Grund und Bodens. Ich habe Vollmacht,
Ihnen einen Preis zu bieten, der in dieser Gegend für Wald¬
boden noch nicht bezahlt worden ist."

"Ich ha 's an Vater vun Grofen schunstens zweemal soin
lassen, ich verkefe meenen Busch ne; und dos gilt a heite noch!"

„Alſo, Herr Büttner!“ begann Hauptmann Schroff, und
ſchlug dabei mit der Reitgerte gegen ſeine geſpornten und ge¬
ſtiefelten Beine, die er lang ausgeſtreckt hatte, „die Sache iſt
nämlich folgende: Mein Chef, der Graf, möchte gern Ihren
Wald kaufen. Es iſt ja darüber bereits früher zwiſchen Ihnen
und meinem Vorgänger verhandelt worden, aber ohne Reſul¬
tat. Der Herr Graf wünſcht nun aber dringend, daß die
Sache endlich einmal vorwärts rückt. Der Erwerb Ihrer Wald¬
parzelle iſt uns von ziemlicher Wichtigkeit; ich ſage Ihnen das
ganz offen heraus. Das kleine Stück liegt gerade wie ein Keil
zwiſchen zwei von unſeren Hauptrevieren. Eine Verbindung
der beiden Reviere iſt aus wirtſchaftlichen Gründen dringend
erwünſcht. Uns bedeutet dieſer ſchmale Streifen die Möglich¬
keit, bei den Holzfuhren viele Kilometer zu erſparen. Ihnen
dagegen nützen dieſe fünfzig oder ſechzig Morgen ſo gut wie
gar nichts. Im Gegenteil, der Wald koſtet ihnen höchſtens
etwas. Das bißchen Holz was darauf ſteht, iſt kaum der
Rede wert. Der Boden iſt entwertet durch die Streu¬
nutzung. Und dabei liegen doch Abgaben darauf. Wenn wir
es in unſere Regie bekommen, würden wir ſofort Kahlſchlag
machen laſſen und neu aufforſten. Dabei werden die Arbeits¬
löhne natürlich nicht einmal herauskommen, ſo ſchlecht iſt
der jetzige Stand. Sie ſehen demnach, Herr Büttner, das
Intereſſe iſt eigentlich auf beiden Seiten. Für uns, die Par¬
zelle zu erwerben, für Sie, das Ding loszuwerden. — Alſo
werden wir wohl handelseinig werden, denke ich, diesmal.“

„Ich denk's ne!“ ſagte der Bauer aus ſeiner Ecke heraus.

„Aber, ich bitte Sie, beſter Herr Büttner!“ rief der Haupt¬
mann und kam dem Alten näher auf den Leib, ſich mit Hülfe
ſeiner langen Beine auf die Ecke zurückend. „Der Graf will
Sie natürlich gut bezahlen, jedenfalls weit über den eigent¬
lichen Wert des Grund und Bodens. Ich habe Vollmacht,
Ihnen einen Preis zu bieten, der in dieſer Gegend für Wald¬
boden noch nicht bezahlt worden iſt.“

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[61/0075] „Alſo, Herr Büttner!“ begann Hauptmann Schroff, und ſchlug dabei mit der Reitgerte gegen ſeine geſpornten und ge¬ ſtiefelten Beine, die er lang ausgeſtreckt hatte, „die Sache iſt nämlich folgende: Mein Chef, der Graf, möchte gern Ihren Wald kaufen. Es iſt ja darüber bereits früher zwiſchen Ihnen und meinem Vorgänger verhandelt worden, aber ohne Reſul¬ tat. Der Herr Graf wünſcht nun aber dringend, daß die Sache endlich einmal vorwärts rückt. Der Erwerb Ihrer Wald¬ parzelle iſt uns von ziemlicher Wichtigkeit; ich ſage Ihnen das ganz offen heraus. Das kleine Stück liegt gerade wie ein Keil zwiſchen zwei von unſeren Hauptrevieren. Eine Verbindung der beiden Reviere iſt aus wirtſchaftlichen Gründen dringend erwünſcht. Uns bedeutet dieſer ſchmale Streifen die Möglich¬ keit, bei den Holzfuhren viele Kilometer zu erſparen. Ihnen dagegen nützen dieſe fünfzig oder ſechzig Morgen ſo gut wie gar nichts. Im Gegenteil, der Wald koſtet ihnen höchſtens etwas. Das bißchen Holz was darauf ſteht, iſt kaum der Rede wert. Der Boden iſt entwertet durch die Streu¬ nutzung. Und dabei liegen doch Abgaben darauf. Wenn wir es in unſere Regie bekommen, würden wir ſofort Kahlſchlag machen laſſen und neu aufforſten. Dabei werden die Arbeits¬ löhne natürlich nicht einmal herauskommen, ſo ſchlecht iſt der jetzige Stand. Sie ſehen demnach, Herr Büttner, das Intereſſe iſt eigentlich auf beiden Seiten. Für uns, die Par¬ zelle zu erwerben, für Sie, das Ding loszuwerden. — Alſo werden wir wohl handelseinig werden, denke ich, diesmal.“ „Ich denk's ne!“ ſagte der Bauer aus ſeiner Ecke heraus. „Aber, ich bitte Sie, beſter Herr Büttner!“ rief der Haupt¬ mann und kam dem Alten näher auf den Leib, ſich mit Hülfe ſeiner langen Beine auf die Ecke zurückend. „Der Graf will Sie natürlich gut bezahlen, jedenfalls weit über den eigent¬ lichen Wert des Grund und Bodens. Ich habe Vollmacht, Ihnen einen Preis zu bieten, der in dieſer Gegend für Wald¬ boden noch nicht bezahlt worden iſt.“ „Ich ha 's an Vater vun Grofen ſchunſtens zweemal ſoin laſſen, ich verkefe meenen Buſch ne; und dos gilt a heite noch!“

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/75>, abgerufen am 26.11.2024.