Unser Regiment. Ein Reiterbild von Georg Freiherr von Ompteda.
Aus den Urteilen der Presse.
"Daheim" (aus einem Artikel "Neue Bücher" von Th. H. Pantenius): Unter den der Unterhaltung gewidmeten Büchern nenne ich an erster Stelle: "Unser Regiment" von Georg Freiherr von Ompteda. Das deutsche Heer und insbesondere unser Offizierkorps hat bisher in der Litteratur wenig Glück gehabt. Vor 1866 wurden unsere Offiziere meist mit Uebelwollen behandelt. Waren sie jung, so wurden sie als fade Laffen dargestellt, waren sie schon in höheren Würden, so erschienen sie als ungebildete, brutale Reaktionäre. Nach 1866 und erst recht nach 1870 schlug der Wind um, und jeder, der eine Uniform trug, ward ein Held. Aber diese Helden waren einem gebildeten Leser kaum weniger unsympathisch, als ihre militärischen Vorgänger in der Litteratur. Der "schneidige" Leutnant des Familienblattromans und nun gar der "Schwerenöter" der Militärhumoreske gräßlichen Angedenkens waren zwar mit Liebe geschaffen, aber es waren mißratene Kinder, die der Fremde mit wohlbegründeter Abneigung betrachtete. Das Beste an diesen hohlköpfigen Jünglingen, die ein abscheuliches Deutsch sprachen, sich erdenkbar affektiert benahmen und beständig ganz gemeines Protzentum für Vornehmheit hielten, war, daß man ihnen nur in der Litteratur begegnete. Ich wenigstens habe nie einen deutschen Offizier kennen gelernt, der mit diesen Herrschaften einige Aehnlichkeit gehabt hätte. Immerhin empfindet man es als eine wahre Wohlthat, daß uns endlich einmal ein Offizierkorps geschildert wird, wie es deren gewiß eine große Anzahl gibt, ein Offizierkorps, dessen Bekanntschaft man mit vergnügen macht und von dem man begreift, daß es in dem Organismus der deutschen Armee seinen Platz mit Ehren ausfüllt. "Unser Regiment" ist kein Roman, überhaupt keine Erzählung. Herr von Ompteda schildert uns in 35 Bildern das militärische Leben, wie es sich im Verlauf eines Jahres in einem Ulanenregiment abspielt.
Er macht uns mit seinen Vorgesetzten und Kameraden be¬ kannt und führt uns die Wachtmeister und die Ulanen vor. Wir besuchen mit ihm das Offizierkasino und den Club Eintracht, in dem die militärische Gesellchaft gelegentlich mit den Honoratioren des kleinen Garnisonstädtchens Fühlung findet. Wir empfangen mit ihm die Rekruten, reiten mit ihnen und nachher mit den
Verlag von F. Fontane & Co., BerlinW.
Unſer Regiment. Ein Reiterbild von Georg Freiherr von Ompteda.
Aus den Urteilen der Preſſe.
„Daheim“ (aus einem Artikel „Neue Bücher“ von Th. H. Pantenius): Unter den der Unterhaltung gewidmeten Büchern nenne ich an erſter Stelle: „Unſer Regiment“ von Georg Freiherr von Ompteda. Das deutſche Heer und insbeſondere unſer Offizierkorps hat bisher in der Litteratur wenig Glück gehabt. Vor 1866 wurden unſere Offiziere meiſt mit Uebelwollen behandelt. Waren ſie jung, ſo wurden ſie als fade Laffen dargeſtellt, waren ſie ſchon in höheren Würden, ſo erſchienen ſie als ungebildete, brutale Reaktionäre. Nach 1866 und erſt recht nach 1870 ſchlug der Wind um, und jeder, der eine Uniform trug, ward ein Held. Aber dieſe Helden waren einem gebildeten Leſer kaum weniger unſympathiſch, als ihre militäriſchen Vorgänger in der Litteratur. Der „ſchneidige“ Leutnant des Familienblattromans und nun gar der „Schwerenöter“ der Militärhumoreske gräßlichen Angedenkens waren zwar mit Liebe geſchaffen, aber es waren mißratene Kinder, die der Fremde mit wohlbegründeter Abneigung betrachtete. Das Beſte an dieſen hohlköpfigen Jünglingen, die ein abſcheuliches Deutſch ſprachen, ſich erdenkbar affektiert benahmen und beſtändig ganz gemeines Protzentum für Vornehmheit hielten, war, daß man ihnen nur in der Litteratur begegnete. Ich wenigſtens habe nie einen deutſchen Offizier kennen gelernt, der mit dieſen Herrſchaften einige Aehnlichkeit gehabt hätte. Immerhin empfindet man es als eine wahre Wohlthat, daß uns endlich einmal ein Offizierkorps geſchildert wird, wie es deren gewiß eine große Anzahl gibt, ein Offizierkorps, deſſen Bekanntſchaft man mit vergnügen macht und von dem man begreift, daß es in dem Organismus der deutſchen Armee ſeinen Platz mit Ehren ausfüllt. „Unſer Regiment“ iſt kein Roman, überhaupt keine Erzählung. Herr von Ompteda ſchildert uns in 35 Bildern das militäriſche Leben, wie es ſich im Verlauf eines Jahres in einem Ulanenregiment abſpielt.
Er macht uns mit ſeinen Vorgeſetzten und Kameraden be¬ kannt und führt uns die Wachtmeiſter und die Ulanen vor. Wir beſuchen mit ihm das Offizierkaſino und den Club Eintracht, in dem die militäriſche Geſellchaft gelegentlich mit den Honoratioren des kleinen Garniſonſtädtchens Fühlung findet. Wir empfangen mit ihm die Rekruten, reiten mit ihnen und nachher mit den
<TEI><text><back><divtype="advertisement"><p><pbfacs="#f0450"/><hirendition="#fr">Verlag von F. Fontane & Co., Berlin</hi><hirendition="#aq">W</hi>.</p><lb/><p><hirendition="#b #fr #g">Unſer Regiment.</hi><lb/><hirendition="#fr">Ein Reiterbild</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#b #fr">Georg Freiherr von Ompteda.</hi></p><lb/><prendition="#c"> Aus den Urteilen der Preſſe.</p><lb/><p><hirendition="#b #fr">„Daheim“</hi> (aus einem Artikel „Neue Bücher“ von <hirendition="#g">Th</hi>. <hirendition="#g">H</hi>.<lb/><hirendition="#g">Pantenius</hi>): Unter den der Unterhaltung gewidmeten Büchern<lb/>
nenne ich an erſter Stelle: „<hirendition="#g">Unſer Regiment</hi>“ von Georg<lb/>
Freiherr von Ompteda. Das deutſche Heer und insbeſondere unſer<lb/>
Offizierkorps hat bisher in der Litteratur wenig Glück gehabt.<lb/>
Vor 1866 wurden unſere Offiziere meiſt mit Uebelwollen behandelt.<lb/>
Waren ſie jung, ſo wurden ſie als fade Laffen dargeſtellt, waren<lb/>ſie ſchon in höheren Würden, ſo erſchienen ſie als ungebildete,<lb/>
brutale Reaktionäre. Nach 1866 und erſt recht nach 1870 ſchlug<lb/>
der Wind um, und jeder, der eine Uniform trug, ward ein Held.<lb/>
Aber dieſe Helden waren einem gebildeten Leſer kaum weniger<lb/>
unſympathiſch, als ihre militäriſchen Vorgänger in der Litteratur.<lb/>
Der „ſchneidige“ Leutnant des Familienblattromans und nun gar<lb/>
der „Schwerenöter“ der Militärhumoreske gräßlichen Angedenkens<lb/>
waren zwar mit Liebe geſchaffen, aber es waren mißratene Kinder,<lb/>
die der Fremde mit wohlbegründeter Abneigung betrachtete. Das<lb/>
Beſte an dieſen hohlköpfigen Jünglingen, die ein abſcheuliches<lb/>
Deutſch ſprachen, ſich erdenkbar affektiert benahmen und beſtändig<lb/>
ganz gemeines Protzentum für Vornehmheit hielten, war, daß<lb/>
man ihnen nur in der Litteratur begegnete. Ich wenigſtens habe<lb/>
nie einen deutſchen Offizier kennen gelernt, der mit dieſen Herrſchaften<lb/>
einige Aehnlichkeit gehabt hätte. Immerhin empfindet man es als<lb/>
eine wahre Wohlthat, daß uns endlich einmal ein Offizierkorps<lb/>
geſchildert wird, wie es deren gewiß eine große Anzahl gibt, ein<lb/>
Offizierkorps, deſſen Bekanntſchaft man mit vergnügen macht und<lb/>
von dem man begreift, daß es in dem Organismus der deutſchen<lb/>
Armee ſeinen Platz mit Ehren ausfüllt. „Unſer Regiment“ iſt<lb/>
kein Roman, überhaupt keine Erzählung. Herr von Ompteda<lb/>ſchildert uns in 35 Bildern das militäriſche Leben, wie es ſich im<lb/>
Verlauf eines Jahres in einem Ulanenregiment abſpielt.</p><lb/><p>Er macht uns mit ſeinen Vorgeſetzten und Kameraden be¬<lb/>
kannt und führt uns die Wachtmeiſter und die Ulanen vor. Wir<lb/>
beſuchen mit ihm das Offizierkaſino und den Club Eintracht, in<lb/>
dem die militäriſche Geſellchaft gelegentlich mit den Honoratioren<lb/>
des kleinen Garniſonſtädtchens Fühlung findet. Wir empfangen<lb/>
mit ihm die Rekruten, reiten mit ihnen und nachher mit den<lb/></p></div></back></text></TEI>
[0450]
Verlag von F. Fontane & Co., Berlin W.
Unſer Regiment.
Ein Reiterbild
von
Georg Freiherr von Ompteda.
Aus den Urteilen der Preſſe.
„Daheim“ (aus einem Artikel „Neue Bücher“ von Th. H.
Pantenius): Unter den der Unterhaltung gewidmeten Büchern
nenne ich an erſter Stelle: „Unſer Regiment“ von Georg
Freiherr von Ompteda. Das deutſche Heer und insbeſondere unſer
Offizierkorps hat bisher in der Litteratur wenig Glück gehabt.
Vor 1866 wurden unſere Offiziere meiſt mit Uebelwollen behandelt.
Waren ſie jung, ſo wurden ſie als fade Laffen dargeſtellt, waren
ſie ſchon in höheren Würden, ſo erſchienen ſie als ungebildete,
brutale Reaktionäre. Nach 1866 und erſt recht nach 1870 ſchlug
der Wind um, und jeder, der eine Uniform trug, ward ein Held.
Aber dieſe Helden waren einem gebildeten Leſer kaum weniger
unſympathiſch, als ihre militäriſchen Vorgänger in der Litteratur.
Der „ſchneidige“ Leutnant des Familienblattromans und nun gar
der „Schwerenöter“ der Militärhumoreske gräßlichen Angedenkens
waren zwar mit Liebe geſchaffen, aber es waren mißratene Kinder,
die der Fremde mit wohlbegründeter Abneigung betrachtete. Das
Beſte an dieſen hohlköpfigen Jünglingen, die ein abſcheuliches
Deutſch ſprachen, ſich erdenkbar affektiert benahmen und beſtändig
ganz gemeines Protzentum für Vornehmheit hielten, war, daß
man ihnen nur in der Litteratur begegnete. Ich wenigſtens habe
nie einen deutſchen Offizier kennen gelernt, der mit dieſen Herrſchaften
einige Aehnlichkeit gehabt hätte. Immerhin empfindet man es als
eine wahre Wohlthat, daß uns endlich einmal ein Offizierkorps
geſchildert wird, wie es deren gewiß eine große Anzahl gibt, ein
Offizierkorps, deſſen Bekanntſchaft man mit vergnügen macht und
von dem man begreift, daß es in dem Organismus der deutſchen
Armee ſeinen Platz mit Ehren ausfüllt. „Unſer Regiment“ iſt
kein Roman, überhaupt keine Erzählung. Herr von Ompteda
ſchildert uns in 35 Bildern das militäriſche Leben, wie es ſich im
Verlauf eines Jahres in einem Ulanenregiment abſpielt.
Er macht uns mit ſeinen Vorgeſetzten und Kameraden be¬
kannt und führt uns die Wachtmeiſter und die Ulanen vor. Wir
beſuchen mit ihm das Offizierkaſino und den Club Eintracht, in
dem die militäriſche Geſellchaft gelegentlich mit den Honoratioren
des kleinen Garniſonſtädtchens Fühlung findet. Wir empfangen
mit ihm die Rekruten, reiten mit ihnen und nachher mit den
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/450>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.