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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Nichts! Sie rühren sich nicht.

Der Wind spielt mit ihren Haaren, sie haben große, stille
Augen. Der eine ist sein Vater, er erkennt ihn ganz genau,
der Vater mit dem langen, gelben Haar, bartlos. Und das
kleine gebückte Männchen daneben ist der Großvater. Ein
uralter Mann, mit schiefer Nase und rotumränderten Augen.
So stehen sie da und sehen ihm ernst und schweigend zu.

Er will mit ihnen reden. Wenn nur das Band am
Halse nicht wäre. -- Hülfe! Helft mir! --

Jetzt kommt der Vater heran. Vater! -- So jetzt wirds
leichter. -- Was sind das für große, schwarze Vögel . . . . . . .

Der Wind schaukelt den Körper hin und her. Die Bienen
im Kirschbaum lassen sich deshalb in ihrem Geschäfte nicht
stören. Der Kopf mit dem grauen Haar hängt tief auf die
Brust herab. Die weit aus ihren Höhlen hervorquellenden
Augen starren die Scholle an; die Scholle, der sein Leben ge¬
golten, der er Leib und Seele verschrieben hatte.

Ende.

Nichts! Sie rühren ſich nicht.

Der Wind ſpielt mit ihren Haaren, ſie haben große, ſtille
Augen. Der eine iſt ſein Vater, er erkennt ihn ganz genau,
der Vater mit dem langen, gelben Haar, bartlos. Und das
kleine gebückte Männchen daneben iſt der Großvater. Ein
uralter Mann, mit ſchiefer Naſe und rotumränderten Augen.
So ſtehen ſie da und ſehen ihm ernſt und ſchweigend zu.

Er will mit ihnen reden. Wenn nur das Band am
Halſe nicht wäre. — Hülfe! Helft mir! —

Jetzt kommt der Vater heran. Vater! — So jetzt wirds
leichter. — Was ſind das für große, ſchwarze Vögel . . . . . . .

Der Wind ſchaukelt den Körper hin und her. Die Bienen
im Kirſchbaum laſſen ſich deshalb in ihrem Geſchäfte nicht
ſtören. Der Kopf mit dem grauen Haar hängt tief auf die
Bruſt herab. Die weit aus ihren Höhlen hervorquellenden
Augen ſtarren die Scholle an; die Scholle, der ſein Leben ge¬
golten, der er Leib und Seele verſchrieben hatte.

Ende.

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[427/0441] Nichts! Sie rühren ſich nicht. Der Wind ſpielt mit ihren Haaren, ſie haben große, ſtille Augen. Der eine iſt ſein Vater, er erkennt ihn ganz genau, der Vater mit dem langen, gelben Haar, bartlos. Und das kleine gebückte Männchen daneben iſt der Großvater. Ein uralter Mann, mit ſchiefer Naſe und rotumränderten Augen. So ſtehen ſie da und ſehen ihm ernſt und ſchweigend zu. Er will mit ihnen reden. Wenn nur das Band am Halſe nicht wäre. — Hülfe! Helft mir! — Jetzt kommt der Vater heran. Vater! — So jetzt wirds leichter. — Was ſind das für große, ſchwarze Vögel . . . . . . . Der Wind ſchaukelt den Körper hin und her. Die Bienen im Kirſchbaum laſſen ſich deshalb in ihrem Geſchäfte nicht ſtören. Der Kopf mit dem grauen Haar hängt tief auf die Bruſt herab. Die weit aus ihren Höhlen hervorquellenden Augen ſtarren die Scholle an; die Scholle, der ſein Leben ge¬ golten, der er Leib und Seele verſchrieben hatte. Ende.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/441>, abgerufen am 24.11.2024.