Wenn ihm das einer in der Jugend gesagt hätte, daß er so enden werde!
Er betete ein Vaterunser, das erleichterte ihn. Dann richtete er sich auf; der Furchtanfall war vorüber.
Er wollte sterben; tausendmal hatte er sich's überlegt. Es war nicht das erste Mal, daß er mit dem Stricke in der Tasche hier draußen stand. Bisher hatte ihn immer noch der Ge¬ danke an seine Kinder abgehalten, das Letzte zu thun. Sie sollten ihn nicht so hängen sehen. --
Nun waren sie fort. Was die anderen sagen würden, die Fremden, war ihm gleichgültig.
Heute wollte er's mal zu Ende führen. Er war ja gut zum Sterben vorbereitet: war zur Beichte gewesen, hatte das heilige Abendmahl genossen; Gott mußte ihm seine Sünde vergeben. --
Jetzt stand er auf dem Steinhaufen, der Strick saß fest am Aste, er brauchte nur den Kopf durch die Schlinge zu stecken. --
Noch einmal hielt er inne. Sein Blick flog über die Felder und Wiesen zu seinen Füßen. Das war sein Land, er starb auf seinem Grund und Boden. Sein Auge suchte das Vaterhaus; da unten lag es, winkte zu ihm herüber aus blühen¬ den Baumkronen.
Fast unbewußt streifte er die Schlinge über den Kopf. Wenn er sich nun mit den Füßen abstieß, war's geschehen.
Noch ein Vaterunser!
Der Strick würgte ihn schon am Halse. Er fühlte die Steine unter sich rollen. Unwillkürlich suchte er eine Stütze mit den Füßen. Umsonst! Er hatte den Grund verloren, sein Körper wurde lang.
Was war denn das an seinem Halse? Ein Band mit eisernen Stacheln! -- Sie rissen ihm den Körper in Stücke! Hing er denn? Er sah ja noch alles, ganz deutlich: dort, die beiden Leute, zehn Schritt von ihm. --
So helft mir doch! Schneidet mich ab! Seht Ihr's denn nicht! --
Wenn ihm das einer in der Jugend geſagt hätte, daß er ſo enden werde!
Er betete ein Vaterunſer, das erleichterte ihn. Dann richtete er ſich auf; der Furchtanfall war vorüber.
Er wollte ſterben; tauſendmal hatte er ſich's überlegt. Es war nicht das erſte Mal, daß er mit dem Stricke in der Taſche hier draußen ſtand. Bisher hatte ihn immer noch der Ge¬ danke an ſeine Kinder abgehalten, das Letzte zu thun. Sie ſollten ihn nicht ſo hängen ſehen. —
Nun waren ſie fort. Was die anderen ſagen würden, die Fremden, war ihm gleichgültig.
Heute wollte er's mal zu Ende führen. Er war ja gut zum Sterben vorbereitet: war zur Beichte geweſen, hatte das heilige Abendmahl genoſſen; Gott mußte ihm ſeine Sünde vergeben. —
Jetzt ſtand er auf dem Steinhaufen, der Strick ſaß feſt am Aſte, er brauchte nur den Kopf durch die Schlinge zu ſtecken. —
Noch einmal hielt er inne. Sein Blick flog über die Felder und Wieſen zu ſeinen Füßen. Das war ſein Land, er ſtarb auf ſeinem Grund und Boden. Sein Auge ſuchte das Vaterhaus; da unten lag es, winkte zu ihm herüber aus blühen¬ den Baumkronen.
Faſt unbewußt ſtreifte er die Schlinge über den Kopf. Wenn er ſich nun mit den Füßen abſtieß, war's geſchehen.
Noch ein Vaterunſer!
Der Strick würgte ihn ſchon am Halſe. Er fühlte die Steine unter ſich rollen. Unwillkürlich ſuchte er eine Stütze mit den Füßen. Umſonſt! Er hatte den Grund verloren, ſein Körper wurde lang.
Was war denn das an ſeinem Halſe? Ein Band mit eiſernen Stacheln! — Sie riſſen ihm den Körper in Stücke! Hing er denn? Er ſah ja noch alles, ganz deutlich: dort, die beiden Leute, zehn Schritt von ihm. —
So helft mir doch! Schneidet mich ab! Seht Ihr's denn nicht! —
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Wenn ihm das einer in der Jugend geſagt hätte, daß er
ſo enden werde!
Er betete ein Vaterunſer, das erleichterte ihn. Dann
richtete er ſich auf; der Furchtanfall war vorüber.
Er wollte ſterben; tauſendmal hatte er ſich's überlegt. Es
war nicht das erſte Mal, daß er mit dem Stricke in der Taſche
hier draußen ſtand. Bisher hatte ihn immer noch der Ge¬
danke an ſeine Kinder abgehalten, das Letzte zu thun. Sie
ſollten ihn nicht ſo hängen ſehen. —
Nun waren ſie fort. Was die anderen ſagen würden, die
Fremden, war ihm gleichgültig.
Heute wollte er's mal zu Ende führen. Er war ja gut
zum Sterben vorbereitet: war zur Beichte geweſen, hatte das
heilige Abendmahl genoſſen; Gott mußte ihm ſeine Sünde
vergeben. —
Jetzt ſtand er auf dem Steinhaufen, der Strick ſaß feſt
am Aſte, er brauchte nur den Kopf durch die Schlinge zu
ſtecken. —
Noch einmal hielt er inne. Sein Blick flog über die
Felder und Wieſen zu ſeinen Füßen. Das war ſein Land, er
ſtarb auf ſeinem Grund und Boden. Sein Auge ſuchte das
Vaterhaus; da unten lag es, winkte zu ihm herüber aus blühen¬
den Baumkronen.
Faſt unbewußt ſtreifte er die Schlinge über den Kopf.
Wenn er ſich nun mit den Füßen abſtieß, war's geſchehen.
Noch ein Vaterunſer!
Der Strick würgte ihn ſchon am Halſe. Er fühlte die
Steine unter ſich rollen. Unwillkürlich ſuchte er eine Stütze
mit den Füßen. Umſonſt! Er hatte den Grund verloren,
ſein Körper wurde lang.
Was war denn das an ſeinem Halſe? Ein Band mit
eiſernen Stacheln! — Sie riſſen ihm den Körper in Stücke!
Hing er denn? Er ſah ja noch alles, ganz deutlich: dort,
die beiden Leute, zehn Schritt von ihm. —
So helft mir doch! Schneidet mich ab! Seht Ihr's denn
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/440>, abgerufen am 23.07.2024.
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