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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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daß er im nächsten Jahre nicht wiederkommen würde, gab man
ihm zu verstehen: man habe keinen Anlaß, ihm die Gratifika¬
tion auszuzahlen.

Gustav war empört über diese Ungerechtigkeit. Er ver¬
langte, mit Herrn Hallstädt persönlich zu sprechen. Aber auch
jetzt noch wurde der Gutsherr wie ein Gott hinter Wolken
gehalten; Herr Hallstädt sei nach dem Süden verreist,
hieß es.

Das war Wasser auf Häschkes Mühle. Längst hatte er
gewarnt, Gustav solle sich vorsehen. Aber der war natürlich
wieder der Dumme gewesen in seinem Vertrauen auf die Großen.
Nun hatten sie ihn doch übers Ohr gehauen. So waren die
Reichen ja alle! Wenn sie einem armen Luder das Fell über
die Ohren ziehen konnten, das war ihnen ein wahrer Hoch¬
genuß! --

Gustav hatte früher auf Häschkes Brandreden nichts ge¬
geben. Wenn er ihn dergleichen in Gegenwart der anderen
äußern hörte, hatte er ihm wohl das Maul verboten. Jetzt
sagte er nichts. Der Gedanke kam ihm, daß Häschkekarl
vielleicht nicht so unrecht habe.


Häschke hatte schon immer auf Gustav eingeredet, er
müsse ihn auf der Heimatreise begleiten. Vielleicht gefalle
es ihm dort und sie fänden ein gemeinsames Unterkommen
für die Zukunft. Häschke hatte sich, seit Gustav um sein Ver¬
hältnis zu Ernestine wußte, unwillkürlich vertraulicher zu ihm
gestellt; er nannte Gustav neuerdings "Schwager", und der
hatte sich nicht dagegen gesträubt.

Gustav ging schließlich auf Häschkes Plan ein. Warum
sollte er den Umweg nicht machen? Er bekam auf diese
Weise ein Stück Welt zu sehen, vielleicht fand er sein Glück
dabei. Die Zukunft war ja immer noch ungewiß für ihn.

Er schickte sein Geld und die überflüssigen Kleidungsstücke
an Pauline nach Halbenau, behielt sich nur soviel, daß er un¬

daß er im nächſten Jahre nicht wiederkommen würde, gab man
ihm zu verſtehen: man habe keinen Anlaß, ihm die Gratifika¬
tion auszuzahlen.

Guſtav war empört über dieſe Ungerechtigkeit. Er ver¬
langte, mit Herrn Hallſtädt perſönlich zu ſprechen. Aber auch
jetzt noch wurde der Gutsherr wie ein Gott hinter Wolken
gehalten; Herr Hallſtädt ſei nach dem Süden verreiſt,
hieß es.

Das war Waſſer auf Häſchkes Mühle. Längſt hatte er
gewarnt, Guſtav ſolle ſich vorſehen. Aber der war natürlich
wieder der Dumme geweſen in ſeinem Vertrauen auf die Großen.
Nun hatten ſie ihn doch übers Ohr gehauen. So waren die
Reichen ja alle! Wenn ſie einem armen Luder das Fell über
die Ohren ziehen konnten, das war ihnen ein wahrer Hoch¬
genuß! —

Guſtav hatte früher auf Häſchkes Brandreden nichts ge¬
geben. Wenn er ihn dergleichen in Gegenwart der anderen
äußern hörte, hatte er ihm wohl das Maul verboten. Jetzt
ſagte er nichts. Der Gedanke kam ihm, daß Häſchkekarl
vielleicht nicht ſo unrecht habe.


Häſchke hatte ſchon immer auf Guſtav eingeredet, er
müſſe ihn auf der Heimatreiſe begleiten. Vielleicht gefalle
es ihm dort und ſie fänden ein gemeinſames Unterkommen
für die Zukunft. Häſchke hatte ſich, ſeit Guſtav um ſein Ver¬
hältnis zu Erneſtine wußte, unwillkürlich vertraulicher zu ihm
geſtellt; er nannte Guſtav neuerdings „Schwager“, und der
hatte ſich nicht dagegen geſträubt.

Guſtav ging ſchließlich auf Häſchkes Plan ein. Warum
ſollte er den Umweg nicht machen? Er bekam auf dieſe
Weiſe ein Stück Welt zu ſehen, vielleicht fand er ſein Glück
dabei. Die Zukunft war ja immer noch ungewiß für ihn.

Er ſchickte ſein Geld und die überflüſſigen Kleidungsſtücke
an Pauline nach Halbenau, behielt ſich nur ſoviel, daß er un¬

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[359/0373] daß er im nächſten Jahre nicht wiederkommen würde, gab man ihm zu verſtehen: man habe keinen Anlaß, ihm die Gratifika¬ tion auszuzahlen. Guſtav war empört über dieſe Ungerechtigkeit. Er ver¬ langte, mit Herrn Hallſtädt perſönlich zu ſprechen. Aber auch jetzt noch wurde der Gutsherr wie ein Gott hinter Wolken gehalten; Herr Hallſtädt ſei nach dem Süden verreiſt, hieß es. Das war Waſſer auf Häſchkes Mühle. Längſt hatte er gewarnt, Guſtav ſolle ſich vorſehen. Aber der war natürlich wieder der Dumme geweſen in ſeinem Vertrauen auf die Großen. Nun hatten ſie ihn doch übers Ohr gehauen. So waren die Reichen ja alle! Wenn ſie einem armen Luder das Fell über die Ohren ziehen konnten, das war ihnen ein wahrer Hoch¬ genuß! — Guſtav hatte früher auf Häſchkes Brandreden nichts ge¬ geben. Wenn er ihn dergleichen in Gegenwart der anderen äußern hörte, hatte er ihm wohl das Maul verboten. Jetzt ſagte er nichts. Der Gedanke kam ihm, daß Häſchkekarl vielleicht nicht ſo unrecht habe. Häſchke hatte ſchon immer auf Guſtav eingeredet, er müſſe ihn auf der Heimatreiſe begleiten. Vielleicht gefalle es ihm dort und ſie fänden ein gemeinſames Unterkommen für die Zukunft. Häſchke hatte ſich, ſeit Guſtav um ſein Ver¬ hältnis zu Erneſtine wußte, unwillkürlich vertraulicher zu ihm geſtellt; er nannte Guſtav neuerdings „Schwager“, und der hatte ſich nicht dagegen geſträubt. Guſtav ging ſchließlich auf Häſchkes Plan ein. Warum ſollte er den Umweg nicht machen? Er bekam auf dieſe Weiſe ein Stück Welt zu ſehen, vielleicht fand er ſein Glück dabei. Die Zukunft war ja immer noch ungewiß für ihn. Er ſchickte ſein Geld und die überflüſſigen Kleidungsſtücke an Pauline nach Halbenau, behielt ſich nur ſoviel, daß er un¬

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/373>, abgerufen am 24.11.2024.