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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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verhängen mag über die armen Menschenkinder. Die Büttners
was die alten Leute sind waren doch immer so fleißige und
ordentliche Leute, das sagt ein jeds und nu sowas zu erleben!
Die Leute sagen auch hier im Dorfe, daß sich Kaschelernst
schämen müßte denn der soll doch bloß den Bauern rein¬
gebracht haben und kein anderer. Ich schließe hiermit und
wünsche daß es Euch immerdar gut gehen möge und alle
gesund bleiben wie es mir auch geht Deine liebe Mutter.

Clementine Katschner."

Der Brief machte Eindruck auf alle, die ihn lasen. Die
Nachrichten aus der Heimat waren spärlich geflossen. Der
Büttnerbauer nahm die Feder ungern zur Hand, zu allerletzt
gewiß zu einem Briefe.

So hatte man denn von den wichtigen Ereignissen der
letzten Zeit höchstens von weitem etwas vernommen, durch
Briefe, die an andere Sachsengänger aus der gemeinsamen
Heimat kamen.

Gustav hatte sich viel mit geheimen Sorgen um den
Vater und seine Angelegenheiten getragen. Die letzten Er¬
eignisse waren von ihm ja vorausgesehen worden. Aber nun
kam die schwere Erkrankung der Mutter noch zu allem Jammer
hinzu.

Der Vater um Haus und Hof gebracht! Die alten
Leute gänzlich allein in ihrer Not! -- Es war ein Elend, wie
es größer nicht sein konnte!

Frau Katschners beredter Brief machte die Runde bei
den Familienmitgliedern. Man sprach über die Vorgänge in
der Heimat und beriet, was geschehen solle. So wurden die
Zwistigkeiten, die eben noch geherrscht hatten, in den Hinter¬
grund gerückt.

Man kam zu dem Schlusse, daß es das Beste sei, den
Eltern eine Summe Geldes zu schicken. Sie legten zusammen
von ihren Ersparnissen. Auch Häschkekarl bat, beisteuern zu
dürfen. Sein Geldstück wurde nicht abgewiesen.

Gustav erlebte noch eine besondere Genugthuung: als

verhängen mag über die armen Menſchenkinder. Die Büttners
was die alten Leute ſind waren doch immer ſo fleißige und
ordentliche Leute, das ſagt ein jeds und nu ſowas zu erleben!
Die Leute ſagen auch hier im Dorfe, daß ſich Kaſchelernſt
ſchämen müßte denn der ſoll doch bloß den Bauern rein¬
gebracht haben und kein anderer. Ich ſchließe hiermit und
wünſche daß es Euch immerdar gut gehen möge und alle
geſund bleiben wie es mir auch geht Deine liebe Mutter.

Clementine Katſchner.“

Der Brief machte Eindruck auf alle, die ihn laſen. Die
Nachrichten aus der Heimat waren ſpärlich gefloſſen. Der
Büttnerbauer nahm die Feder ungern zur Hand, zu allerletzt
gewiß zu einem Briefe.

So hatte man denn von den wichtigen Ereigniſſen der
letzten Zeit höchſtens von weitem etwas vernommen, durch
Briefe, die an andere Sachſengänger aus der gemeinſamen
Heimat kamen.

Guſtav hatte ſich viel mit geheimen Sorgen um den
Vater und ſeine Angelegenheiten getragen. Die letzten Er¬
eigniſſe waren von ihm ja vorausgeſehen worden. Aber nun
kam die ſchwere Erkrankung der Mutter noch zu allem Jammer
hinzu.

Der Vater um Haus und Hof gebracht! Die alten
Leute gänzlich allein in ihrer Not! — Es war ein Elend, wie
es größer nicht ſein konnte!

Frau Katſchners beredter Brief machte die Runde bei
den Familienmitgliedern. Man ſprach über die Vorgänge in
der Heimat und beriet, was geſchehen ſolle. So wurden die
Zwiſtigkeiten, die eben noch geherrſcht hatten, in den Hinter¬
grund gerückt.

Man kam zu dem Schluſſe, daß es das Beſte ſei, den
Eltern eine Summe Geldes zu ſchicken. Sie legten zuſammen
von ihren Erſparniſſen. Auch Häſchkekarl bat, beiſteuern zu
dürfen. Sein Geldſtück wurde nicht abgewieſen.

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[325/0339] verhängen mag über die armen Menſchenkinder. Die Büttners was die alten Leute ſind waren doch immer ſo fleißige und ordentliche Leute, das ſagt ein jeds und nu ſowas zu erleben! Die Leute ſagen auch hier im Dorfe, daß ſich Kaſchelernſt ſchämen müßte denn der ſoll doch bloß den Bauern rein¬ gebracht haben und kein anderer. Ich ſchließe hiermit und wünſche daß es Euch immerdar gut gehen möge und alle geſund bleiben wie es mir auch geht Deine liebe Mutter. Clementine Katſchner.“ Der Brief machte Eindruck auf alle, die ihn laſen. Die Nachrichten aus der Heimat waren ſpärlich gefloſſen. Der Büttnerbauer nahm die Feder ungern zur Hand, zu allerletzt gewiß zu einem Briefe. So hatte man denn von den wichtigen Ereigniſſen der letzten Zeit höchſtens von weitem etwas vernommen, durch Briefe, die an andere Sachſengänger aus der gemeinſamen Heimat kamen. Guſtav hatte ſich viel mit geheimen Sorgen um den Vater und ſeine Angelegenheiten getragen. Die letzten Er¬ eigniſſe waren von ihm ja vorausgeſehen worden. Aber nun kam die ſchwere Erkrankung der Mutter noch zu allem Jammer hinzu. Der Vater um Haus und Hof gebracht! Die alten Leute gänzlich allein in ihrer Not! — Es war ein Elend, wie es größer nicht ſein konnte! Frau Katſchners beredter Brief machte die Runde bei den Familienmitgliedern. Man ſprach über die Vorgänge in der Heimat und beriet, was geſchehen ſolle. So wurden die Zwiſtigkeiten, die eben noch geherrſcht hatten, in den Hinter¬ grund gerückt. Man kam zu dem Schluſſe, daß es das Beſte ſei, den Eltern eine Summe Geldes zu ſchicken. Sie legten zuſammen von ihren Erſparniſſen. Auch Häſchkekarl bat, beiſteuern zu dürfen. Sein Geldſtück wurde nicht abgewieſen. Guſtav erlebte noch eine beſondere Genugthuung: als

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/339>, abgerufen am 22.11.2024.