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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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hört hatte, daß Gustav bereits abgegessen habe, stand er auf
und erklärte, mit ihm hinausgehen zu wollen, auf die Felder.

Der junge Mann war gern bereit dazu. Er wußte so¬
wieso nicht, wie er den langen Sonntagnachmittag verbringen
solle.

Karl ging mit Vater und Bruder aus dem Zimmer, schein¬
bar, um mit aufs Feld zu gehen. Aber, er verschwand bald. Er
hatte nur die Gelegenheit benutzt, herauszukommen, um auf dem
Heuboden, ungestört von seiner Frau, weiter schlafen zu können.

Der Bauernhof bestand aus drei Gebäuden, die ein nach
der Südseite zu offenes Viereck bildeten. Das Wohnhaus, ein
geräumiger Lehmfachwerkbau, mit eingebauter Holzstube, ehe¬
mals mit Stroh gedeckt, war von dem jetzigen Besitzer mit
Ziegeldach versehen worden. Mit dem schwarz gestrichenen
Gebälk und den weiß abgeputzten Lehmvierecken zwischen den
Balken, den unter erhabenen Bogen, wie menschliche Augen,
versteckten Dachfenstern, blickte es sauber, freundlich, altmodisch
und gediegen drein. Die Winterverpackung aus Moos, Laub
und Waldstreu war noch nicht entfernt worden. Das Haus war
wohl versorgt, die Leute, die hier wohnten, das sah man, liebten
und schützten ihren Herd.

Unter einem langen und hohen Dache waren Schuppen,
Banse und zwei Tennen untergebracht. Ein drittes Gebäude
enthielt Pferde-, Kuh- und Schweineställe. Scheune wie Stall
wiesen noch die althergebrachte Strohbedachung auf.

Die Gebäude waren alt, aber gut erhalten. Man sah,
daß hier Generationen von tüchtigen und fleißigen Wirten ge¬
haust hatten. Jeder Ritz war zugemacht, jedes Loch bei Zeiten
verstopft worden.

In der Mitte des Hofes lag die Düngerstätte, mit der
Jauchenpumpe daneben. Am Scheunengiebel war ein Tauben¬
haus eingebaut, welches eine Art von Schlößchen darstellte; die
Thüren und Fenster des Gebäudes bildeten die Ein- und Aus¬
fluglöcher für die Tauben. Ein Kranz von scharfen, eisernen
Stacheln wehrte dem Raubgetier den Zugang. In dem offenen
Schuppen sah man Brettwagen, Leiterwagen und andere Fuhr¬

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hört hatte, daß Guſtav bereits abgegeſſen habe, ſtand er auf
und erklärte, mit ihm hinausgehen zu wollen, auf die Felder.

Der junge Mann war gern bereit dazu. Er wußte ſo¬
wieſo nicht, wie er den langen Sonntagnachmittag verbringen
ſolle.

Karl ging mit Vater und Bruder aus dem Zimmer, ſchein¬
bar, um mit aufs Feld zu gehen. Aber, er verſchwand bald. Er
hatte nur die Gelegenheit benutzt, herauszukommen, um auf dem
Heuboden, ungeſtört von ſeiner Frau, weiter ſchlafen zu können.

Der Bauernhof beſtand aus drei Gebäuden, die ein nach
der Südſeite zu offenes Viereck bildeten. Das Wohnhaus, ein
geräumiger Lehmfachwerkbau, mit eingebauter Holzſtube, ehe¬
mals mit Stroh gedeckt, war von dem jetzigen Beſitzer mit
Ziegeldach verſehen worden. Mit dem ſchwarz geſtrichenen
Gebälk und den weiß abgeputzten Lehmvierecken zwiſchen den
Balken, den unter erhabenen Bogen, wie menſchliche Augen,
verſteckten Dachfenſtern, blickte es ſauber, freundlich, altmodiſch
und gediegen drein. Die Winterverpackung aus Moos, Laub
und Waldſtreu war noch nicht entfernt worden. Das Haus war
wohl verſorgt, die Leute, die hier wohnten, das ſah man, liebten
und ſchützten ihren Herd.

Unter einem langen und hohen Dache waren Schuppen,
Banſe und zwei Tennen untergebracht. Ein drittes Gebäude
enthielt Pferde-, Kuh- und Schweineſtälle. Scheune wie Stall
wieſen noch die althergebrachte Strohbedachung auf.

Die Gebäude waren alt, aber gut erhalten. Man ſah,
daß hier Generationen von tüchtigen und fleißigen Wirten ge¬
hauſt hatten. Jeder Ritz war zugemacht, jedes Loch bei Zeiten
verſtopft worden.

In der Mitte des Hofes lag die Düngerſtätte, mit der
Jauchenpumpe daneben. Am Scheunengiebel war ein Tauben¬
haus eingebaut, welches eine Art von Schlößchen darſtellte; die
Thüren und Fenſter des Gebäudes bildeten die Ein- und Aus¬
fluglöcher für die Tauben. Ein Kranz von ſcharfen, eiſernen
Stacheln wehrte dem Raubgetier den Zugang. In dem offenen
Schuppen ſah man Brettwagen, Leiterwagen und andere Fuhr¬

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[19/0033] hört hatte, daß Guſtav bereits abgegeſſen habe, ſtand er auf und erklärte, mit ihm hinausgehen zu wollen, auf die Felder. Der junge Mann war gern bereit dazu. Er wußte ſo¬ wieſo nicht, wie er den langen Sonntagnachmittag verbringen ſolle. Karl ging mit Vater und Bruder aus dem Zimmer, ſchein¬ bar, um mit aufs Feld zu gehen. Aber, er verſchwand bald. Er hatte nur die Gelegenheit benutzt, herauszukommen, um auf dem Heuboden, ungeſtört von ſeiner Frau, weiter ſchlafen zu können. Der Bauernhof beſtand aus drei Gebäuden, die ein nach der Südſeite zu offenes Viereck bildeten. Das Wohnhaus, ein geräumiger Lehmfachwerkbau, mit eingebauter Holzſtube, ehe¬ mals mit Stroh gedeckt, war von dem jetzigen Beſitzer mit Ziegeldach verſehen worden. Mit dem ſchwarz geſtrichenen Gebälk und den weiß abgeputzten Lehmvierecken zwiſchen den Balken, den unter erhabenen Bogen, wie menſchliche Augen, verſteckten Dachfenſtern, blickte es ſauber, freundlich, altmodiſch und gediegen drein. Die Winterverpackung aus Moos, Laub und Waldſtreu war noch nicht entfernt worden. Das Haus war wohl verſorgt, die Leute, die hier wohnten, das ſah man, liebten und ſchützten ihren Herd. Unter einem langen und hohen Dache waren Schuppen, Banſe und zwei Tennen untergebracht. Ein drittes Gebäude enthielt Pferde-, Kuh- und Schweineſtälle. Scheune wie Stall wieſen noch die althergebrachte Strohbedachung auf. Die Gebäude waren alt, aber gut erhalten. Man ſah, daß hier Generationen von tüchtigen und fleißigen Wirten ge¬ hauſt hatten. Jeder Ritz war zugemacht, jedes Loch bei Zeiten verſtopft worden. In der Mitte des Hofes lag die Düngerſtätte, mit der Jauchenpumpe daneben. Am Scheunengiebel war ein Tauben¬ haus eingebaut, welches eine Art von Schlößchen darſtellte; die Thüren und Fenſter des Gebäudes bildeten die Ein- und Aus¬ fluglöcher für die Tauben. Ein Kranz von ſcharfen, eiſernen Stacheln wehrte dem Raubgetier den Zugang. In dem offenen Schuppen ſah man Brettwagen, Leiterwagen und andere Fuhr¬ 2*

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/33>, abgerufen am 27.11.2024.