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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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dem Halme faulen, wenn die Hände der Sachsengänger feierten.
Häschke hätte am liebsten die Gelegenheit benutzt, um noch ganz
andere Forderungen zu stellen. Nur um Gotteswillen nicht
bescheiden sein! Den Arbeitgebern seine Bedingungen diktieren!
Der großbrodigen Gesellschaft mal zeigen, daß der Arbeiter am
Ende des neunzehnten Jahrhunderts kein Fronknecht mehr
sei. Es war Zeit, daß der kleine Mann seinen Vorteil wahr¬
nahm; bisher hatten die Großen, die ,Lerchenfresser', nur
immer von allem das Fett abgeschöpft.

Aber derartige Ansinnen scheiterten an Gustavs maßvollem
Sinn. Er wollte nichts haben, als was sie mit gutem Rechte
fordern durften. Die politischen Prinzipien, die sein Freund
Häschke bei dieser Gelegenheit durchsetzen wollte, ließen ihn
kalt. Das waren gefährliche Ideen, die jener auf der Land¬
straße aufgelesen; von denen hielt man sich besser fern. Ohne
es zu wissen, vertrat der Bauernsohn die angeborene konser¬
vative Gesinnung des Landmannes, dem vagierenden Kinde der
Straße gegenüber, das in Pennen, Fabriksälen und Versamm¬
lungen sich mit einer auf Umsturz gerichteten Anschauung
erfüllt hatte. --

Noch im Laufe des Morgens erschien der Inspektor per¬
sönlich in der Kaserne. Er verlangte den Aufseher nochmals
zu sprechen.

Die Verhandlung währte diesmal nur kurze Zeit. Die
Forderungen der Arbeiter wurden bewilligt. Eine Stunde
darauf schon hatten die Leute ihre Arbeit wieder aufge¬
nommen.


dem Halme faulen, wenn die Hände der Sachſengänger feierten.
Häſchke hätte am liebſten die Gelegenheit benutzt, um noch ganz
andere Forderungen zu ſtellen. Nur um Gotteswillen nicht
beſcheiden ſein! Den Arbeitgebern ſeine Bedingungen diktieren!
Der großbrodigen Geſellſchaft mal zeigen, daß der Arbeiter am
Ende des neunzehnten Jahrhunderts kein Fronknecht mehr
ſei. Es war Zeit, daß der kleine Mann ſeinen Vorteil wahr¬
nahm; bisher hatten die Großen, die ,Lerchenfreſſer‘, nur
immer von allem das Fett abgeſchöpft.

Aber derartige Anſinnen ſcheiterten an Guſtavs maßvollem
Sinn. Er wollte nichts haben, als was ſie mit gutem Rechte
fordern durften. Die politiſchen Prinzipien, die ſein Freund
Häſchke bei dieſer Gelegenheit durchſetzen wollte, ließen ihn
kalt. Das waren gefährliche Ideen, die jener auf der Land¬
ſtraße aufgeleſen; von denen hielt man ſich beſſer fern. Ohne
es zu wiſſen, vertrat der Bauernſohn die angeborene konſer¬
vative Geſinnung des Landmannes, dem vagierenden Kinde der
Straße gegenüber, das in Pennen, Fabrikſälen und Verſamm¬
lungen ſich mit einer auf Umſturz gerichteten Anſchauung
erfüllt hatte. —

Noch im Laufe des Morgens erſchien der Inſpektor per¬
ſönlich in der Kaſerne. Er verlangte den Aufſeher nochmals
zu ſprechen.

Die Verhandlung währte diesmal nur kurze Zeit. Die
Forderungen der Arbeiter wurden bewilligt. Eine Stunde
darauf ſchon hatten die Leute ihre Arbeit wieder aufge¬
nommen.


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[310/0324] dem Halme faulen, wenn die Hände der Sachſengänger feierten. Häſchke hätte am liebſten die Gelegenheit benutzt, um noch ganz andere Forderungen zu ſtellen. Nur um Gotteswillen nicht beſcheiden ſein! Den Arbeitgebern ſeine Bedingungen diktieren! Der großbrodigen Geſellſchaft mal zeigen, daß der Arbeiter am Ende des neunzehnten Jahrhunderts kein Fronknecht mehr ſei. Es war Zeit, daß der kleine Mann ſeinen Vorteil wahr¬ nahm; bisher hatten die Großen, die ,Lerchenfreſſer‘, nur immer von allem das Fett abgeſchöpft. Aber derartige Anſinnen ſcheiterten an Guſtavs maßvollem Sinn. Er wollte nichts haben, als was ſie mit gutem Rechte fordern durften. Die politiſchen Prinzipien, die ſein Freund Häſchke bei dieſer Gelegenheit durchſetzen wollte, ließen ihn kalt. Das waren gefährliche Ideen, die jener auf der Land¬ ſtraße aufgeleſen; von denen hielt man ſich beſſer fern. Ohne es zu wiſſen, vertrat der Bauernſohn die angeborene konſer¬ vative Geſinnung des Landmannes, dem vagierenden Kinde der Straße gegenüber, das in Pennen, Fabrikſälen und Verſamm¬ lungen ſich mit einer auf Umſturz gerichteten Anſchauung erfüllt hatte. — Noch im Laufe des Morgens erſchien der Inſpektor per¬ ſönlich in der Kaſerne. Er verlangte den Aufſeher nochmals zu ſprechen. Die Verhandlung währte diesmal nur kurze Zeit. Die Forderungen der Arbeiter wurden bewilligt. Eine Stunde darauf ſchon hatten die Leute ihre Arbeit wieder aufge¬ nommen.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/324>, abgerufen am 21.11.2024.