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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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"Nu ja! Beredt Euch untereinander!" meinte Sam und
steckte sein Geldstück wieder ein. "Ich werde gelegentlich mal
wieder nachfragen, dieserhalb." --

In diesem Augenblicke hörte man kräftige Tritte draußen
am Thürpfosten, wie von einem, der sich den Schnee von den
Füßen tritt. Die Thür öffnete sich und Gustav trat ein.

Er kam vom Rittergutshofe, wo er mit Hauptmann Schroff
gesprochen hatte. Vor der Thür sah er das Gefährt des
Händlers stehen und erfuhr vom Kutscher, wer im Hause sei.
Sofort schoß ihm das Blut in den Kopf. Erregt trat er in's
Zimmer, er hatte den Feind noch nie von Angesicht zu An¬
gesicht gesehen.

Seine Überraschung war groß, als er den Händler er¬
blickte. Den Burschen hatte er sich ganz anders vorgestellt.
Unwillkürlich wollte er etwas von der teuflischen Bosheit, die
er dem Menschen zutraute, auch in seiner Erscheinung wieder¬
finden. Dort, dieser kleine fette Mann, kahlköpfig, mit rotem
Kotelettenbart, das sollte der berüchtigte Samuel Harrassowitz
sein, von dem man erzählte, daß er viele Menschen zu Grunde
gerichtet habe! --

Gustav fühlte auf einmal das Bedürfnis, dem Manne
seine ganze Verachtung zu zeigen. Der sollte sich um keinen
Preis einbilden, daß er sich vor ihm fürchte. Er wußte selbst
nicht, woher ihm der Übermut kam. Als ob der Fremde gar
nicht im Zimmer sei, feuerte er seinen Hut in die Ecke und
rief: "Wo ist der Vater?"

Harassowitz betrachtete sich den jungen Menschen. "Das
ist also Nummro zwei, der gewesene Unteroffizier. Gratuliere
Mama Büttnern, Sie haben einer gesunden Rasse das Leben
geschenkt. Solche Leute können wir brauchen."

Die Bäuerin war auf ihren Sohn zugeschritten, und
machte ihm verstohlene Zeichen, daß er den Gast begrüßen
solle. Als Gustav das nicht zu verstehen schien, sagte sie ihm
halblaut, wer es sei.

"Wie alt sind Sie denn junger Mann -- he?" fragte
Sam.

„Nu ja! Beredt Euch untereinander!“ meinte Sam und
ſteckte ſein Geldſtück wieder ein. „Ich werde gelegentlich mal
wieder nachfragen, dieſerhalb.“ —

In dieſem Augenblicke hörte man kräftige Tritte draußen
am Thürpfoſten, wie von einem, der ſich den Schnee von den
Füßen tritt. Die Thür öffnete ſich und Guſtav trat ein.

Er kam vom Rittergutshofe, wo er mit Hauptmann Schroff
geſprochen hatte. Vor der Thür ſah er das Gefährt des
Händlers ſtehen und erfuhr vom Kutſcher, wer im Hauſe ſei.
Sofort ſchoß ihm das Blut in den Kopf. Erregt trat er in's
Zimmer, er hatte den Feind noch nie von Angeſicht zu An¬
geſicht geſehen.

Seine Überraſchung war groß, als er den Händler er¬
blickte. Den Burſchen hatte er ſich ganz anders vorgeſtellt.
Unwillkürlich wollte er etwas von der teufliſchen Bosheit, die
er dem Menſchen zutraute, auch in ſeiner Erſcheinung wieder¬
finden. Dort, dieſer kleine fette Mann, kahlköpfig, mit rotem
Kotelettenbart, das ſollte der berüchtigte Samuel Harraſſowitz
ſein, von dem man erzählte, daß er viele Menſchen zu Grunde
gerichtet habe! —

Guſtav fühlte auf einmal das Bedürfnis, dem Manne
ſeine ganze Verachtung zu zeigen. Der ſollte ſich um keinen
Preis einbilden, daß er ſich vor ihm fürchte. Er wußte ſelbſt
nicht, woher ihm der Übermut kam. Als ob der Fremde gar
nicht im Zimmer ſei, feuerte er ſeinen Hut in die Ecke und
rief: „Wo iſt der Vater?“

Haraſſowitz betrachtete ſich den jungen Menſchen. „Das
iſt alſo Nummro zwei, der geweſene Unteroffizier. Gratuliere
Mama Büttnern, Sie haben einer geſunden Raſſe das Leben
geſchenkt. Solche Leute können wir brauchen.“

Die Bäuerin war auf ihren Sohn zugeſchritten, und
machte ihm verſtohlene Zeichen, daß er den Gaſt begrüßen
ſolle. Als Guſtav das nicht zu verſtehen ſchien, ſagte ſie ihm
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Sam.

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[198/0212] „Nu ja! Beredt Euch untereinander!“ meinte Sam und ſteckte ſein Geldſtück wieder ein. „Ich werde gelegentlich mal wieder nachfragen, dieſerhalb.“ — In dieſem Augenblicke hörte man kräftige Tritte draußen am Thürpfoſten, wie von einem, der ſich den Schnee von den Füßen tritt. Die Thür öffnete ſich und Guſtav trat ein. Er kam vom Rittergutshofe, wo er mit Hauptmann Schroff geſprochen hatte. Vor der Thür ſah er das Gefährt des Händlers ſtehen und erfuhr vom Kutſcher, wer im Hauſe ſei. Sofort ſchoß ihm das Blut in den Kopf. Erregt trat er in's Zimmer, er hatte den Feind noch nie von Angeſicht zu An¬ geſicht geſehen. Seine Überraſchung war groß, als er den Händler er¬ blickte. Den Burſchen hatte er ſich ganz anders vorgeſtellt. Unwillkürlich wollte er etwas von der teufliſchen Bosheit, die er dem Menſchen zutraute, auch in ſeiner Erſcheinung wieder¬ finden. Dort, dieſer kleine fette Mann, kahlköpfig, mit rotem Kotelettenbart, das ſollte der berüchtigte Samuel Harraſſowitz ſein, von dem man erzählte, daß er viele Menſchen zu Grunde gerichtet habe! — Guſtav fühlte auf einmal das Bedürfnis, dem Manne ſeine ganze Verachtung zu zeigen. Der ſollte ſich um keinen Preis einbilden, daß er ſich vor ihm fürchte. Er wußte ſelbſt nicht, woher ihm der Übermut kam. Als ob der Fremde gar nicht im Zimmer ſei, feuerte er ſeinen Hut in die Ecke und rief: „Wo iſt der Vater?“ Haraſſowitz betrachtete ſich den jungen Menſchen. „Das iſt alſo Nummro zwei, der geweſene Unteroffizier. Gratuliere Mama Büttnern, Sie haben einer geſunden Raſſe das Leben geſchenkt. Solche Leute können wir brauchen.“ Die Bäuerin war auf ihren Sohn zugeſchritten, und machte ihm verſtohlene Zeichen, daß er den Gaſt begrüßen ſolle. Als Guſtav das nicht zu verſtehen ſchien, ſagte ſie ihm halblaut, wer es ſei. „Wie alt ſind Sie denn junger Mann — he?“ fragte Sam.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/212>, abgerufen am 23.12.2024.