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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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und beim Pastor gewesen und hatte gemeldet, daß er im Früh¬
jahr seine Braut zu ehelichen beabsichtige.

Aber als Eheleute brauchten sie ein Heim. Auf dem Bauern¬
gute konnte er mit Frau und Kind nicht leben, das war klar.
Der Versorger einer Familie mußte einen festen Beruf haben.
Das Gefühl wachsender Verantwortung lastete schwer auf dem
jungen Mann, machte ihn unsicher in seinen Gefühlen und
unstät in seinen Handlungen. Er ging viel in der Nachbar¬
schaft umher, fragte, horchte hierhin und dahin, blickte auch in
die Zeitungen, immer in der Erwartung, daß er etwas finden
möchte, was ihm zusagte. Er wollte einen Dienst annehmen;
welcher Art, das wußte er nicht einmal bestimmt. Mit aller¬
hand abenteuerlichen Plänen trug er sich; sogar an's Aus¬
wandern dachte er.

Pauline hörte ihm ruhig zu, wennn er seine Zukunfts¬
pläne entwickelte. Sie wußte ihn zu trösten und aufzu¬
heitern, durch die nie versiegende Güte ihres Wesens. Das
Mädchen ließ sich von seinen Sorgen nicht anstecken. Seit sie
seiner sicher geworden, war große Ruhe über ihr Gemüt ge¬
kommen. Als echte Frau vergaß sie in unsicherer Zeit nicht
die Besorgung des Nächstliegenden. Jetzt galt ihr ganzes Sin¬
nen und Trachten der Beschaffung ihrer Ausstattung. Wo sie
wohnen und leben würde, das wußte noch niemand; aber, das
war auch beinahe nebensächlich! Das eine stand fest, -- das
war das große Ereignis ihres Lebens, der köstliche Preis ihrer
Liebe und Treue durch soviele Jahre -- daß sie ein Paar wur¬
den. Sie war ihm von ganzem Herzen dankbar dafür, daß er
ihr doch die Treue gehalten. Wenn er jetzt auch manchmal
unwirsch war und schlechte Laune zeigte, das beachtete sie kaum;
dergleichen konnte sie nicht einen Augenblick an ihm irre machen.
Sie liebte nicht mehr mit jener jungen, heiß aufwallenden und
leicht gekränkten ersten Leidenschaft; ihre Liebe war die ge¬
sättigte, bewährte des befriedigten Weibes, das nur noch eine
Sorge kennt, den Vater ihres Kindes dauernd als ihr Eigen¬
tum zu halten. Sie hatte ihren geheimen Ehrgeiz. Sie wollte
nicht, daß Gustav sie ganz ohne Aussteuer nehmen solle. Wenn

und beim Paſtor geweſen und hatte gemeldet, daß er im Früh¬
jahr ſeine Braut zu ehelichen beabſichtige.

Aber als Eheleute brauchten ſie ein Heim. Auf dem Bauern¬
gute konnte er mit Frau und Kind nicht leben, das war klar.
Der Verſorger einer Familie mußte einen feſten Beruf haben.
Das Gefühl wachſender Verantwortung laſtete ſchwer auf dem
jungen Mann, machte ihn unſicher in ſeinen Gefühlen und
unſtät in ſeinen Handlungen. Er ging viel in der Nachbar¬
ſchaft umher, fragte, horchte hierhin und dahin, blickte auch in
die Zeitungen, immer in der Erwartung, daß er etwas finden
möchte, was ihm zuſagte. Er wollte einen Dienſt annehmen;
welcher Art, das wußte er nicht einmal beſtimmt. Mit aller¬
hand abenteuerlichen Plänen trug er ſich; ſogar an's Aus¬
wandern dachte er.

Pauline hörte ihm ruhig zu, wennn er ſeine Zukunfts¬
pläne entwickelte. Sie wußte ihn zu tröſten und aufzu¬
heitern, durch die nie verſiegende Güte ihres Weſens. Das
Mädchen ließ ſich von ſeinen Sorgen nicht anſtecken. Seit ſie
ſeiner ſicher geworden, war große Ruhe über ihr Gemüt ge¬
kommen. Als echte Frau vergaß ſie in unſicherer Zeit nicht
die Beſorgung des Nächſtliegenden. Jetzt galt ihr ganzes Sin¬
nen und Trachten der Beſchaffung ihrer Ausſtattung. Wo ſie
wohnen und leben würde, das wußte noch niemand; aber, das
war auch beinahe nebenſächlich! Das eine ſtand feſt, — das
war das große Ereignis ihres Lebens, der köſtliche Preis ihrer
Liebe und Treue durch ſoviele Jahre — daß ſie ein Paar wur¬
den. Sie war ihm von ganzem Herzen dankbar dafür, daß er
ihr doch die Treue gehalten. Wenn er jetzt auch manchmal
unwirſch war und ſchlechte Laune zeigte, das beachtete ſie kaum;
dergleichen konnte ſie nicht einen Augenblick an ihm irre machen.
Sie liebte nicht mehr mit jener jungen, heiß aufwallenden und
leicht gekränkten erſten Leidenſchaft; ihre Liebe war die ge¬
ſättigte, bewährte des befriedigten Weibes, das nur noch eine
Sorge kennt, den Vater ihres Kindes dauernd als ihr Eigen¬
tum zu halten. Sie hatte ihren geheimen Ehrgeiz. Sie wollte
nicht, daß Guſtav ſie ganz ohne Ausſteuer nehmen ſolle. Wenn

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[183/0197] und beim Paſtor geweſen und hatte gemeldet, daß er im Früh¬ jahr ſeine Braut zu ehelichen beabſichtige. Aber als Eheleute brauchten ſie ein Heim. Auf dem Bauern¬ gute konnte er mit Frau und Kind nicht leben, das war klar. Der Verſorger einer Familie mußte einen feſten Beruf haben. Das Gefühl wachſender Verantwortung laſtete ſchwer auf dem jungen Mann, machte ihn unſicher in ſeinen Gefühlen und unſtät in ſeinen Handlungen. Er ging viel in der Nachbar¬ ſchaft umher, fragte, horchte hierhin und dahin, blickte auch in die Zeitungen, immer in der Erwartung, daß er etwas finden möchte, was ihm zuſagte. Er wollte einen Dienſt annehmen; welcher Art, das wußte er nicht einmal beſtimmt. Mit aller¬ hand abenteuerlichen Plänen trug er ſich; ſogar an's Aus¬ wandern dachte er. Pauline hörte ihm ruhig zu, wennn er ſeine Zukunfts¬ pläne entwickelte. Sie wußte ihn zu tröſten und aufzu¬ heitern, durch die nie verſiegende Güte ihres Weſens. Das Mädchen ließ ſich von ſeinen Sorgen nicht anſtecken. Seit ſie ſeiner ſicher geworden, war große Ruhe über ihr Gemüt ge¬ kommen. Als echte Frau vergaß ſie in unſicherer Zeit nicht die Beſorgung des Nächſtliegenden. Jetzt galt ihr ganzes Sin¬ nen und Trachten der Beſchaffung ihrer Ausſtattung. Wo ſie wohnen und leben würde, das wußte noch niemand; aber, das war auch beinahe nebenſächlich! Das eine ſtand feſt, — das war das große Ereignis ihres Lebens, der köſtliche Preis ihrer Liebe und Treue durch ſoviele Jahre — daß ſie ein Paar wur¬ den. Sie war ihm von ganzem Herzen dankbar dafür, daß er ihr doch die Treue gehalten. Wenn er jetzt auch manchmal unwirſch war und ſchlechte Laune zeigte, das beachtete ſie kaum; dergleichen konnte ſie nicht einen Augenblick an ihm irre machen. Sie liebte nicht mehr mit jener jungen, heiß aufwallenden und leicht gekränkten erſten Leidenſchaft; ihre Liebe war die ge¬ ſättigte, bewährte des befriedigten Weibes, das nur noch eine Sorge kennt, den Vater ihres Kindes dauernd als ihr Eigen¬ tum zu halten. Sie hatte ihren geheimen Ehrgeiz. Sie wollte nicht, daß Guſtav ſie ganz ohne Ausſteuer nehmen ſolle. Wenn

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/197>, abgerufen am 12.12.2024.