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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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bauer nicht unähnlich. Wäre nicht das gestickte Käppchen auf
dem Kopfe, die Safianpantoffeln und die Kleider von städtischem
Schnitt gewesen, hätte man Karl Leberecht Büttner wohl für
einen Halbenauer ansprechen können. In seinem Augenblinzeln
und dem verschmitzten Lächeln kam die Bauernpfiffigkeit zum
Ausdruck. Auch in seiner Aussprache waren noch heimatliche
Anklänge zu finden. Mit derber Herzlichkeit empfing er den
Sohn seines Bruders.

Der Neffe wurde zum niedersitzen aufgefordert, bekam ein
Glas Wein vorgesetzt, und mußte erzählen, zunächst über die
Familie, sodann von anderen Leuten aus Halbenau, auf die
sich der alte Mann noch besann. Freilich über viele, nach
denen der Onkel fragte, vermochte Gustav keine Auskunft zu
geben; sie waren gestorben, weggezogen, verschollen.

Die Teilnahme, welche der Alte an den Tag legte für
diese Dinge, stärkte Gustavs Zuversicht. Der Onkel hatte noch
nicht allen Sinn verloren für die Heimat; soviel stand fest!
Als der alte Mann sich nach der Lage des Gutes und der
Wirtschaft erkundigte, benutzte Gustav die Gelegenheit, ihm die
Not zu eröffnen, in welcher sich sein Vater befand.

Karl Leberecht Büttner war sichtlich überrascht Er
schüttelte wiederholt den Kopf. "Na sowas! Na solche
Sachen!" war seine Rede. Daß es mit seinem Bruder
nicht glänzend stehe, hatte er sich ja gedacht, aber daß es so
schlimm sei! . . . . Er seufzte; sein Gesicht nahm einen trüben
Ausdruck an.

Durch diese Anzeichen ermutigt, rückte Gustav mit seinem
Ansinnen heraus: der Onkel solle die eingeklagten siebzehn¬
hundert Mark an Kaschelernst auszahlen, und dafür dessen
Hypothek übernehmen.

Karl Leberecht runzelte die Stirn, zog die Augenbrauen
in die Höhe, und blickte starr vor sich hin, die Backen auf¬
blasend -- genau wie es der Büttnerbauer machte, wenn ihm
etwas überraschend kam -- dann rückte er sich auf seinem
Sitze zurecht, meinte die Sache sei bös; ließ sich Gustavs Plan
aber doch noch einmal auseinandersetzen.

bauer nicht unähnlich. Wäre nicht das geſtickte Käppchen auf
dem Kopfe, die Safianpantoffeln und die Kleider von ſtädtiſchem
Schnitt geweſen, hätte man Karl Leberecht Büttner wohl für
einen Halbenauer anſprechen können. In ſeinem Augenblinzeln
und dem verſchmitzten Lächeln kam die Bauernpfiffigkeit zum
Ausdruck. Auch in ſeiner Ausſprache waren noch heimatliche
Anklänge zu finden. Mit derber Herzlichkeit empfing er den
Sohn ſeines Bruders.

Der Neffe wurde zum niederſitzen aufgefordert, bekam ein
Glas Wein vorgeſetzt, und mußte erzählen, zunächſt über die
Familie, ſodann von anderen Leuten aus Halbenau, auf die
ſich der alte Mann noch beſann. Freilich über viele, nach
denen der Onkel fragte, vermochte Guſtav keine Auskunft zu
geben; ſie waren geſtorben, weggezogen, verſchollen.

Die Teilnahme, welche der Alte an den Tag legte für
dieſe Dinge, ſtärkte Guſtavs Zuverſicht. Der Onkel hatte noch
nicht allen Sinn verloren für die Heimat; ſoviel ſtand feſt!
Als der alte Mann ſich nach der Lage des Gutes und der
Wirtſchaft erkundigte, benutzte Guſtav die Gelegenheit, ihm die
Not zu eröffnen, in welcher ſich ſein Vater befand.

Karl Leberecht Büttner war ſichtlich überraſcht Er
ſchüttelte wiederholt den Kopf. „Na ſowas! Na ſolche
Sachen!“ war ſeine Rede. Daß es mit ſeinem Bruder
nicht glänzend ſtehe, hatte er ſich ja gedacht, aber daß es ſo
ſchlimm ſei! . . . . Er ſeufzte; ſein Geſicht nahm einen trüben
Ausdruck an.

Durch dieſe Anzeichen ermutigt, rückte Guſtav mit ſeinem
Anſinnen heraus: der Onkel ſolle die eingeklagten ſiebzehn¬
hundert Mark an Kaſchelernſt auszahlen, und dafür deſſen
Hypothek übernehmen.

Karl Leberecht runzelte die Stirn, zog die Augenbrauen
in die Höhe, und blickte ſtarr vor ſich hin, die Backen auf¬
blaſend — genau wie es der Büttnerbauer machte, wenn ihm
etwas überraſchend kam — dann rückte er ſich auf ſeinem
Sitze zurecht, meinte die Sache ſei bös; ließ ſich Guſtavs Plan
aber doch noch einmal auseinanderſetzen.

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[176/0190] bauer nicht unähnlich. Wäre nicht das geſtickte Käppchen auf dem Kopfe, die Safianpantoffeln und die Kleider von ſtädtiſchem Schnitt geweſen, hätte man Karl Leberecht Büttner wohl für einen Halbenauer anſprechen können. In ſeinem Augenblinzeln und dem verſchmitzten Lächeln kam die Bauernpfiffigkeit zum Ausdruck. Auch in ſeiner Ausſprache waren noch heimatliche Anklänge zu finden. Mit derber Herzlichkeit empfing er den Sohn ſeines Bruders. Der Neffe wurde zum niederſitzen aufgefordert, bekam ein Glas Wein vorgeſetzt, und mußte erzählen, zunächſt über die Familie, ſodann von anderen Leuten aus Halbenau, auf die ſich der alte Mann noch beſann. Freilich über viele, nach denen der Onkel fragte, vermochte Guſtav keine Auskunft zu geben; ſie waren geſtorben, weggezogen, verſchollen. Die Teilnahme, welche der Alte an den Tag legte für dieſe Dinge, ſtärkte Guſtavs Zuverſicht. Der Onkel hatte noch nicht allen Sinn verloren für die Heimat; ſoviel ſtand feſt! Als der alte Mann ſich nach der Lage des Gutes und der Wirtſchaft erkundigte, benutzte Guſtav die Gelegenheit, ihm die Not zu eröffnen, in welcher ſich ſein Vater befand. Karl Leberecht Büttner war ſichtlich überraſcht Er ſchüttelte wiederholt den Kopf. „Na ſowas! Na ſolche Sachen!“ war ſeine Rede. Daß es mit ſeinem Bruder nicht glänzend ſtehe, hatte er ſich ja gedacht, aber daß es ſo ſchlimm ſei! . . . . Er ſeufzte; ſein Geſicht nahm einen trüben Ausdruck an. Durch dieſe Anzeichen ermutigt, rückte Guſtav mit ſeinem Anſinnen heraus: der Onkel ſolle die eingeklagten ſiebzehn¬ hundert Mark an Kaſchelernſt auszahlen, und dafür deſſen Hypothek übernehmen. Karl Leberecht runzelte die Stirn, zog die Augenbrauen in die Höhe, und blickte ſtarr vor ſich hin, die Backen auf¬ blaſend — genau wie es der Büttnerbauer machte, wenn ihm etwas überraſchend kam — dann rückte er ſich auf ſeinem Sitze zurecht, meinte die Sache ſei bös; ließ ſich Guſtavs Plan aber doch noch einmal auseinanderſetzen.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/190>, abgerufen am 04.12.2024.