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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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Mochte es sein, wie es war; es war gerade recht so! Sie wollte
den bitteren, feindlichen Gefühlen nicht wehren. Er lag ein Ge¬
nuß darin, das Unrecht, das einem wiederfuhr, auszukosten und
den in Gedanken schlecht zu machen, der es einem zugefügt.

So also hielt er seine Schwüre! Das war wahrscheinlich
die Art, wie er sie von jetzt ab behandeln wollte. Jetzt, wo
sie das Kind von ihm hatte, wo sie ihm sicher war, hielt er's
wohl nicht mehr für nötig, lieb mit ihr zu sein.

Oder, ob er seine Pläne inzwischen geändert hatte? --
Vielleicht dachte er daran, eine ganz andere heimzuführen. Er
plante wohl gar eine reiche Heirat! -- Da war Ottilie Kaschel,
die Tochter aus dem Kretscham, seine Cousine. Die hätte ihn
nur gar zu gern gehabt. Diese alte widerliche Person! --
Aber hieran glaubte Pauline selber nicht recht. So schlecht
konnte Gustav nicht sein! Und außerdem war sie sich ihrer
eigenen Vorzüge doch zu sehr bewußt, die im Wettstreite mit
der häßlichen Kretschamtochter den Sieg davontragen mußten.

Ob sie ihm etwa zu Haus abgeredet hatten. Mit den
alten Büttners stand sie sich ja neuerdings besser; aber da war
diese böse Sieben: Therese. Vielleicht hatte die irgend eine
Verläumdung ersonnen, der Gustav Glauben geschenkt.

Er war ja überhaupt so mißtrauisch! Alles glaubte er,
was ihm von bösen Menschen Schlechtes von ihr gesagt wurde.
,Übelnehmsch' war er auch. Tagelang konnte er wegen einer
Kleinigkeit ,mukschen'. Und seine Eifersucht! Wenn ein anderer
sie nur mit einem Blicke ansah, war er sofort außer dem
Häuschen. Pauline mußte lächeln, als sie an einen Vorgang
dachte, beim Kirchweihfest, vor einigen Jahren. Da hatte er
sie einem Tänzer aus den Armen gerissen, und sie vom Tanz¬
saale weggeführt, weil er gefunden, daß ihr Partner den Arm
zu fest um sie gelegt hatte.

Wie thöricht er sich bei so etwas anstellen konnte! Aber,
ein lieber Kerl war er doch! Sie hatte gut, ihn mit ihren
Gedanken anklagen und sich einreden, daß sie ihn hasse, und
daß sie nichts mehr von ihm wissen wolle; das glaubte sie ja
alles selber nicht. Er war und blieb ihr Gustav, ihr Einziger,

Mochte es ſein, wie es war; es war gerade recht ſo! Sie wollte
den bitteren, feindlichen Gefühlen nicht wehren. Er lag ein Ge¬
nuß darin, das Unrecht, das einem wiederfuhr, auszukoſten und
den in Gedanken ſchlecht zu machen, der es einem zugefügt.

So alſo hielt er ſeine Schwüre! Das war wahrſcheinlich
die Art, wie er ſie von jetzt ab behandeln wollte. Jetzt, wo
ſie das Kind von ihm hatte, wo ſie ihm ſicher war, hielt er's
wohl nicht mehr für nötig, lieb mit ihr zu ſein.

Oder, ob er ſeine Pläne inzwiſchen geändert hatte? —
Vielleicht dachte er daran, eine ganz andere heimzuführen. Er
plante wohl gar eine reiche Heirat! — Da war Ottilie Kaſchel,
die Tochter aus dem Kretſcham, ſeine Couſine. Die hätte ihn
nur gar zu gern gehabt. Dieſe alte widerliche Perſon! —
Aber hieran glaubte Pauline ſelber nicht recht. So ſchlecht
konnte Guſtav nicht ſein! Und außerdem war ſie ſich ihrer
eigenen Vorzüge doch zu ſehr bewußt, die im Wettſtreite mit
der häßlichen Kretſchamtochter den Sieg davontragen mußten.

Ob ſie ihm etwa zu Haus abgeredet hatten. Mit den
alten Büttners ſtand ſie ſich ja neuerdings beſſer; aber da war
dieſe böſe Sieben: Thereſe. Vielleicht hatte die irgend eine
Verläumdung erſonnen, der Guſtav Glauben geſchenkt.

Er war ja überhaupt ſo mißtrauiſch! Alles glaubte er,
was ihm von böſen Menſchen Schlechtes von ihr geſagt wurde.
‚Übelnehmſch‘ war er auch. Tagelang konnte er wegen einer
Kleinigkeit ‚mukſchen‘. Und ſeine Eiferſucht! Wenn ein anderer
ſie nur mit einem Blicke anſah, war er ſofort außer dem
Häuschen. Pauline mußte lächeln, als ſie an einen Vorgang
dachte, beim Kirchweihfeſt, vor einigen Jahren. Da hatte er
ſie einem Tänzer aus den Armen geriſſen, und ſie vom Tanz¬
ſaale weggeführt, weil er gefunden, daß ihr Partner den Arm
zu feſt um ſie gelegt hatte.

Wie thöricht er ſich bei ſo etwas anſtellen konnte! Aber,
ein lieber Kerl war er doch! Sie hatte gut, ihn mit ihren
Gedanken anklagen und ſich einreden, daß ſie ihn haſſe, und
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[142/0156] Mochte es ſein, wie es war; es war gerade recht ſo! Sie wollte den bitteren, feindlichen Gefühlen nicht wehren. Er lag ein Ge¬ nuß darin, das Unrecht, das einem wiederfuhr, auszukoſten und den in Gedanken ſchlecht zu machen, der es einem zugefügt. So alſo hielt er ſeine Schwüre! Das war wahrſcheinlich die Art, wie er ſie von jetzt ab behandeln wollte. Jetzt, wo ſie das Kind von ihm hatte, wo ſie ihm ſicher war, hielt er's wohl nicht mehr für nötig, lieb mit ihr zu ſein. Oder, ob er ſeine Pläne inzwiſchen geändert hatte? — Vielleicht dachte er daran, eine ganz andere heimzuführen. Er plante wohl gar eine reiche Heirat! — Da war Ottilie Kaſchel, die Tochter aus dem Kretſcham, ſeine Couſine. Die hätte ihn nur gar zu gern gehabt. Dieſe alte widerliche Perſon! — Aber hieran glaubte Pauline ſelber nicht recht. So ſchlecht konnte Guſtav nicht ſein! Und außerdem war ſie ſich ihrer eigenen Vorzüge doch zu ſehr bewußt, die im Wettſtreite mit der häßlichen Kretſchamtochter den Sieg davontragen mußten. Ob ſie ihm etwa zu Haus abgeredet hatten. Mit den alten Büttners ſtand ſie ſich ja neuerdings beſſer; aber da war dieſe böſe Sieben: Thereſe. Vielleicht hatte die irgend eine Verläumdung erſonnen, der Guſtav Glauben geſchenkt. Er war ja überhaupt ſo mißtrauiſch! Alles glaubte er, was ihm von böſen Menſchen Schlechtes von ihr geſagt wurde. ‚Übelnehmſch‘ war er auch. Tagelang konnte er wegen einer Kleinigkeit ‚mukſchen‘. Und ſeine Eiferſucht! Wenn ein anderer ſie nur mit einem Blicke anſah, war er ſofort außer dem Häuschen. Pauline mußte lächeln, als ſie an einen Vorgang dachte, beim Kirchweihfeſt, vor einigen Jahren. Da hatte er ſie einem Tänzer aus den Armen geriſſen, und ſie vom Tanz¬ ſaale weggeführt, weil er gefunden, daß ihr Partner den Arm zu feſt um ſie gelegt hatte. Wie thöricht er ſich bei ſo etwas anſtellen konnte! Aber, ein lieber Kerl war er doch! Sie hatte gut, ihn mit ihren Gedanken anklagen und ſich einreden, daß ſie ihn haſſe, und daß ſie nichts mehr von ihm wiſſen wolle; das glaubte ſie ja alles ſelber nicht. Er war und blieb ihr Guſtav, ihr Einziger,

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/156>, abgerufen am 24.11.2024.