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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895.

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wie es schien. Aber was sollte ihm das! Wie kam dieser
junge Mensch, der ihm niemals einen Pfennig gegeben hatte,
auf einmal dazu, sein Gläubiger zu sein?

Er schüttelte den Kopf und erklärte, nur an Harrassowitz
zu schulden.

Edmund Schmeiß wurde ungeduldig. "Herr Gott! kapieren
Sie denn nicht!" rief er. "Sie haben acceptiert. Hier ist
Ihre Unterschrift, nicht wahr?"

Der Bauer bejahte, nicht ohne sich seine Unterschrift noch
einmal sorgfältig betrachtet zu haben.

"Bekennen Sie, Valuta richtig empfangen zu haben? --
Ich meine, ob Sie zugeben, das Geld, vierhundert Mark, seiner
Zeit von Harrassowitz per Kassa bekommen zu haben?"

"Ju, ju! 's Geld ha'ch richt'g erhalen vun Herrn Har¬
rassowitz, dohie an diesem salbgen Tische. -- Du weeßt's duch
noch, Frau?" Die Bäuerin nickte. "Ju, ju, lieber Herr!"

"Nun sehen Sie also! Harrassowitz hat Ihr Accept dis¬
kontiert. -- Man nennt das ein Dreimonatsaccept. -- Dann
hat Harrassowitz remittiert an mich. Folglich bin ich jetzt der
Inhaber des Wechsels. Die Sache ist so klar wie etwas!
Sie müßten denn behaupten wollen, daß ich auf ungesetzliche
Weise in Besitz des Accepts gekommen wäre. Wollen Sie das
behaupten?"

Der Bauer stand da mit äußerst verdutzter Miene. Er
verstand kein Wort von der ganzen Sache. Da aber der
Andere so sicher auftrat und so beleidigt dreinblickte, ließ er
schließlich ein zauderndes "Nein!" hören.

"Darum möchte ich allerdings gebeten haben!" sagte
Edmund Schmeiß, machte große Augen und runzelte die Stirn.
"Hiermit präsentiere ich Ihnen also den Wechsel. Heute ist
Verfalltag. Ich frage Sie, ob Sie annehmen?"

Der Bauer blickte noch unverständiger drein, als zuvor.
Auf den Gesichtern der Seinen malten sich sehr verschieden¬
artige Gefühle; aber Schreck und Furcht herrschten vor, diesem
Fremden gegenüber, der durch jenes Stück Papier Gewalt
über den Vater und über sie alle erhalten zu haben schien.

wie es ſchien. Aber was ſollte ihm das! Wie kam dieſer
junge Menſch, der ihm niemals einen Pfennig gegeben hatte,
auf einmal dazu, ſein Gläubiger zu ſein?

Er ſchüttelte den Kopf und erklärte, nur an Harraſſowitz
zu ſchulden.

Edmund Schmeiß wurde ungeduldig. „Herr Gott! kapieren
Sie denn nicht!“ rief er. „Sie haben acceptiert. Hier iſt
Ihre Unterſchrift, nicht wahr?“

Der Bauer bejahte, nicht ohne ſich ſeine Unterſchrift noch
einmal ſorgfältig betrachtet zu haben.

„Bekennen Sie, Valuta richtig empfangen zu haben? —
Ich meine, ob Sie zugeben, das Geld, vierhundert Mark, ſeiner
Zeit von Harraſſowitz per Kaſſa bekommen zu haben?“

„Ju, ju! 's Geld ha'ch richt'g erhalen vun Herrn Har¬
raſſowitz, dohie an dieſem ſalbgen Tiſche. — Du weeßt's duch
noch, Frau?“ Die Bäuerin nickte. „Ju, ju, lieber Herr!“

„Nun ſehen Sie alſo! Harraſſowitz hat Ihr Accept dis¬
kontiert. — Man nennt das ein Dreimonatsaccept. — Dann
hat Harraſſowitz remittiert an mich. Folglich bin ich jetzt der
Inhaber des Wechſels. Die Sache iſt ſo klar wie etwas!
Sie müßten denn behaupten wollen, daß ich auf ungeſetzliche
Weiſe in Beſitz des Accepts gekommen wäre. Wollen Sie das
behaupten?“

Der Bauer ſtand da mit äußerſt verdutzter Miene. Er
verſtand kein Wort von der ganzen Sache. Da aber der
Andere ſo ſicher auftrat und ſo beleidigt dreinblickte, ließ er
ſchließlich ein zauderndes „Nein!“ hören.

„Darum möchte ich allerdings gebeten haben!“ ſagte
Edmund Schmeiß, machte große Augen und runzelte die Stirn.
„Hiermit präſentiere ich Ihnen alſo den Wechſel. Heute iſt
Verfalltag. Ich frage Sie, ob Sie annehmen?“

Der Bauer blickte noch unverſtändiger drein, als zuvor.
Auf den Geſichtern der Seinen malten ſich ſehr verſchieden¬
artige Gefühle; aber Schreck und Furcht herrſchten vor, dieſem
Fremden gegenüber, der durch jenes Stück Papier Gewalt
über den Vater und über ſie alle erhalten zu haben ſchien.

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[128/0142] wie es ſchien. Aber was ſollte ihm das! Wie kam dieſer junge Menſch, der ihm niemals einen Pfennig gegeben hatte, auf einmal dazu, ſein Gläubiger zu ſein? Er ſchüttelte den Kopf und erklärte, nur an Harraſſowitz zu ſchulden. Edmund Schmeiß wurde ungeduldig. „Herr Gott! kapieren Sie denn nicht!“ rief er. „Sie haben acceptiert. Hier iſt Ihre Unterſchrift, nicht wahr?“ Der Bauer bejahte, nicht ohne ſich ſeine Unterſchrift noch einmal ſorgfältig betrachtet zu haben. „Bekennen Sie, Valuta richtig empfangen zu haben? — Ich meine, ob Sie zugeben, das Geld, vierhundert Mark, ſeiner Zeit von Harraſſowitz per Kaſſa bekommen zu haben?“ „Ju, ju! 's Geld ha'ch richt'g erhalen vun Herrn Har¬ raſſowitz, dohie an dieſem ſalbgen Tiſche. — Du weeßt's duch noch, Frau?“ Die Bäuerin nickte. „Ju, ju, lieber Herr!“ „Nun ſehen Sie alſo! Harraſſowitz hat Ihr Accept dis¬ kontiert. — Man nennt das ein Dreimonatsaccept. — Dann hat Harraſſowitz remittiert an mich. Folglich bin ich jetzt der Inhaber des Wechſels. Die Sache iſt ſo klar wie etwas! Sie müßten denn behaupten wollen, daß ich auf ungeſetzliche Weiſe in Beſitz des Accepts gekommen wäre. Wollen Sie das behaupten?“ Der Bauer ſtand da mit äußerſt verdutzter Miene. Er verſtand kein Wort von der ganzen Sache. Da aber der Andere ſo ſicher auftrat und ſo beleidigt dreinblickte, ließ er ſchließlich ein zauderndes „Nein!“ hören. „Darum möchte ich allerdings gebeten haben!“ ſagte Edmund Schmeiß, machte große Augen und runzelte die Stirn. „Hiermit präſentiere ich Ihnen alſo den Wechſel. Heute iſt Verfalltag. Ich frage Sie, ob Sie annehmen?“ Der Bauer blickte noch unverſtändiger drein, als zuvor. Auf den Geſichtern der Seinen malten ſich ſehr verſchieden¬ artige Gefühle; aber Schreck und Furcht herrſchten vor, dieſem Fremden gegenüber, der durch jenes Stück Papier Gewalt über den Vater und über ſie alle erhalten zu haben ſchien.

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Zitationshilfe: Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/142>, abgerufen am 23.11.2024.