Pauline saß da, gänzlich erblaßt, mit weit offenen Augen starrte sie Therese an. Zu erwidern wußte sie nichts. Sie war immer so gewesen. Der Rohheit und Ungerechtigkeit stand sie waffenlos gegenüber.
Übrigens sollte ihr von anderer Seite Hilfe kommen. Der Bäuerin war die Geduld gerissen; besonders daß Therese es gewagt, Gustav schlecht zu machen, hatte ihren mütterlichen Stolz gekränkt. Sowie die Schwiegertochter sie zu Worte kommen ließ, wetterte sie los: Therese solle sich nur ja nicht einbilden, daß sie hier etwas zu sagen habe. Dem Bauern gehöre Gut und Haus und nicht den Kindern. Sie sollten gefälligst warten, bis die Alten gestorben wären, oder sich auf's Ausgedinge zurückgezogen hätten, ehe sie zu komman¬ dieren anfingen.
Therese ließ sich den Mund nicht verbieten und redete dagegen. Die Bäuerin war, wenn einmal aus ihrer gewöhn¬ lichen Ruhseligkeit aufgereizt, auch nicht die Sanfteste. So gab es denn ein Keifen und Zetern zwischen der alten und der zukünftigen Büttnerbäuerin, daß man es bis weit über das Gehöft hinaus hören konnte. Dabei hatte man ganz die Vorsicht außer acht gelassen, Ausschau nach dem Vater zu halten. Auf einmal ertönten schwere Fußtritte vom Hausflur her. Mit erschreckten Gesichtern sahen sich die Frauen an. Es war zu spät, das Kaffeezeug noch zu beseitigen; schon er¬ schien der Bauer in der Thür, gefolgt von Karl.
Der Büttnerbauer war sowieso nicht in der besten Laune. Es hatte ärgerliche Verhandlungen gegeben mit dem Gemeinde¬ vorsteher wegen eines Geländers, das der Bauer an seiner Kiesgrube anbringen sollte. Heute war ihm nun von Seiten der Behörde Strafe angedroht worden, wenn er den Bau noch länger unterlasse. Das hatte den Alten in seiner Ansicht bestärkt, daß die Behörden nur dazu da seien, den Bauern das Leben sauer zu machen. In hellem Zorn war er zum Ortsvorsteher gelaufen und hatte dort eine halbe Stunde lang gewettert und getobt. Sein Groll war noch keineswegs verraucht, als er jetzt bei seinen Leuten eintrat.
Pauline ſaß da, gänzlich erblaßt, mit weit offenen Augen ſtarrte ſie Thereſe an. Zu erwidern wußte ſie nichts. Sie war immer ſo geweſen. Der Rohheit und Ungerechtigkeit ſtand ſie waffenlos gegenüber.
Übrigens ſollte ihr von anderer Seite Hilfe kommen. Der Bäuerin war die Geduld geriſſen; beſonders daß Thereſe es gewagt, Guſtav ſchlecht zu machen, hatte ihren mütterlichen Stolz gekränkt. Sowie die Schwiegertochter ſie zu Worte kommen ließ, wetterte ſie los: Thereſe ſolle ſich nur ja nicht einbilden, daß ſie hier etwas zu ſagen habe. Dem Bauern gehöre Gut und Haus und nicht den Kindern. Sie ſollten gefälligſt warten, bis die Alten geſtorben wären, oder ſich auf's Ausgedinge zurückgezogen hätten, ehe ſie zu komman¬ dieren anfingen.
Thereſe ließ ſich den Mund nicht verbieten und redete dagegen. Die Bäuerin war, wenn einmal aus ihrer gewöhn¬ lichen Ruhſeligkeit aufgereizt, auch nicht die Sanfteſte. So gab es denn ein Keifen und Zetern zwiſchen der alten und der zukünftigen Büttnerbäuerin, daß man es bis weit über das Gehöft hinaus hören konnte. Dabei hatte man ganz die Vorſicht außer acht gelaſſen, Ausſchau nach dem Vater zu halten. Auf einmal ertönten ſchwere Fußtritte vom Hausflur her. Mit erſchreckten Geſichtern ſahen ſich die Frauen an. Es war zu ſpät, das Kaffeezeug noch zu beſeitigen; ſchon er¬ ſchien der Bauer in der Thür, gefolgt von Karl.
Der Büttnerbauer war ſowieſo nicht in der beſten Laune. Es hatte ärgerliche Verhandlungen gegeben mit dem Gemeinde¬ vorſteher wegen eines Geländers, das der Bauer an ſeiner Kiesgrube anbringen ſollte. Heute war ihm nun von Seiten der Behörde Strafe angedroht worden, wenn er den Bau noch länger unterlaſſe. Das hatte den Alten in ſeiner Anſicht beſtärkt, daß die Behörden nur dazu da ſeien, den Bauern das Leben ſauer zu machen. In hellem Zorn war er zum Ortsvorſteher gelaufen und hatte dort eine halbe Stunde lang gewettert und getobt. Sein Groll war noch keineswegs verraucht, als er jetzt bei ſeinen Leuten eintrat.
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Pauline ſaß da, gänzlich erblaßt, mit weit offenen Augen
ſtarrte ſie Thereſe an. Zu erwidern wußte ſie nichts. Sie
war immer ſo geweſen. Der Rohheit und Ungerechtigkeit
ſtand ſie waffenlos gegenüber.
Übrigens ſollte ihr von anderer Seite Hilfe kommen.
Der Bäuerin war die Geduld geriſſen; beſonders daß Thereſe
es gewagt, Guſtav ſchlecht zu machen, hatte ihren mütterlichen
Stolz gekränkt. Sowie die Schwiegertochter ſie zu Worte
kommen ließ, wetterte ſie los: Thereſe ſolle ſich nur ja nicht
einbilden, daß ſie hier etwas zu ſagen habe. Dem Bauern
gehöre Gut und Haus und nicht den Kindern. Sie ſollten
gefälligſt warten, bis die Alten geſtorben wären, oder ſich
auf's Ausgedinge zurückgezogen hätten, ehe ſie zu komman¬
dieren anfingen.
Thereſe ließ ſich den Mund nicht verbieten und redete
dagegen. Die Bäuerin war, wenn einmal aus ihrer gewöhn¬
lichen Ruhſeligkeit aufgereizt, auch nicht die Sanfteſte. So
gab es denn ein Keifen und Zetern zwiſchen der alten und
der zukünftigen Büttnerbäuerin, daß man es bis weit über das
Gehöft hinaus hören konnte. Dabei hatte man ganz die
Vorſicht außer acht gelaſſen, Ausſchau nach dem Vater zu
halten. Auf einmal ertönten ſchwere Fußtritte vom Hausflur
her. Mit erſchreckten Geſichtern ſahen ſich die Frauen an.
Es war zu ſpät, das Kaffeezeug noch zu beſeitigen; ſchon er¬
ſchien der Bauer in der Thür, gefolgt von Karl.
Der Büttnerbauer war ſowieſo nicht in der beſten Laune.
Es hatte ärgerliche Verhandlungen gegeben mit dem Gemeinde¬
vorſteher wegen eines Geländers, das der Bauer an ſeiner
Kiesgrube anbringen ſollte. Heute war ihm nun von Seiten
der Behörde Strafe angedroht worden, wenn er den Bau
noch länger unterlaſſe. Das hatte den Alten in ſeiner
Anſicht beſtärkt, daß die Behörden nur dazu da ſeien, den
Bauern das Leben ſauer zu machen. In hellem Zorn war er
zum Ortsvorſteher gelaufen und hatte dort eine halbe Stunde
lang gewettert und getobt. Sein Groll war noch keineswegs
verraucht, als er jetzt bei ſeinen Leuten eintrat.
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/124>, abgerufen am 27.11.2024.
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