in der Stadt! Sie lief nach einem Stuhle, trotz ihrer rheuma¬ tischen Lähme. Aber der Händler kam ihr zuvor. Sie solle sich nur um Gotteswillen nicht bemühen um seinetwillen, wenn der Bauer auf dem Felde sei, wolle er ihn dort aufsuchen, hier im Hause möchte er um keinen Preis Störung verursachen. Es sei alles draußen erklärte die Bäuerin, die Weibsen in den Runkeln, Karl beim Kartoffelanfahren und der Bauer ganz draußen am Walde beim Säen.
Der Fremde sah sich im Zimmer um. Er meinte, sie hätten es recht hübsch und gemütlich hier. Dann untersuchte er die Holzverkleidung der Wand, indem er daran klopfte. Holz¬ täfelung liebe er, das gäbe im Winter ein hübsch warmes Zimmer. Auch den Wandschrank mit den bunten Tellern bewunderte er, von denen er einzelne herabnahm, um sie näher zu betrachten. Es gab nichts, wofür Sam nicht Interesse ge¬ zeigt hätte.
"Sehr nett, ganz riesig nett, hier!" sagte er und lachte die Bäuerin freundlich an. "So richtig ehrwürdige, patriarcha¬ lische Verhältnisse. Ich liebe das! Sowas hat man in der Stadt nicht."
Die Bäuerin war von solchem Lobe auf's angenehmste berührt. Sie hielt es aber für nötig, die Beschämte zu spielen. Es sei durchaus nicht schön bei ihnen, behauptete sie, und der Herr sei es gewiß ganz anders gewohnt. Harrassowitz beteuerte dagegen, daß es für ihn nichts Idealeres gäbe, als eine ge¬ mütliche Bauernstube, das gehe ihm weit über sein Comptoir.
Dann näherte er sich dem Kinde im Korbe, schäkerte mit dem Kleinen, indem er es unter dem Kinn kitzelte und "Kss, Kss!" dazu machte, bis das Würmchen vor Vergnügen lachte und das dicke Oberbett von sich strampelte. Er lobte das ge¬ sunde Aussehen des Kindes, und erzählte, daß er kürzlich eine Tochter verheiratet habe.
Die Bäuerin war völlig gefangen genommen durch das vertrauliche Wesen des Fremden. Daß man so vornehm und gleichzeitig so liebenswürdig sein könne, war ihr unfaßlich.
Als Sam schließlich erklärte, nunmehr auf's Feld hinaus
in der Stadt! Sie lief nach einem Stuhle, trotz ihrer rheuma¬ tiſchen Lähme. Aber der Händler kam ihr zuvor. Sie ſolle ſich nur um Gotteswillen nicht bemühen um ſeinetwillen, wenn der Bauer auf dem Felde ſei, wolle er ihn dort aufſuchen, hier im Hauſe möchte er um keinen Preis Störung verurſachen. Es ſei alles draußen erklärte die Bäuerin, die Weibſen in den Runkeln, Karl beim Kartoffelanfahren und der Bauer ganz draußen am Walde beim Säen.
Der Fremde ſah ſich im Zimmer um. Er meinte, ſie hätten es recht hübſch und gemütlich hier. Dann unterſuchte er die Holzverkleidung der Wand, indem er daran klopfte. Holz¬ täfelung liebe er, das gäbe im Winter ein hübſch warmes Zimmer. Auch den Wandſchrank mit den bunten Tellern bewunderte er, von denen er einzelne herabnahm, um ſie näher zu betrachten. Es gab nichts, wofür Sam nicht Intereſſe ge¬ zeigt hätte.
„Sehr nett, ganz rieſig nett, hier!“ ſagte er und lachte die Bäuerin freundlich an. „So richtig ehrwürdige, patriarcha¬ liſche Verhältniſſe. Ich liebe das! Sowas hat man in der Stadt nicht.“
Die Bäuerin war von ſolchem Lobe auf's angenehmſte berührt. Sie hielt es aber für nötig, die Beſchämte zu ſpielen. Es ſei durchaus nicht ſchön bei ihnen, behauptete ſie, und der Herr ſei es gewiß ganz anders gewohnt. Harraſſowitz beteuerte dagegen, daß es für ihn nichts Idealeres gäbe, als eine ge¬ mütliche Bauernſtube, das gehe ihm weit über ſein Comptoir.
Dann näherte er ſich dem Kinde im Korbe, ſchäkerte mit dem Kleinen, indem er es unter dem Kinn kitzelte und „Kss, Kss!“ dazu machte, bis das Würmchen vor Vergnügen lachte und das dicke Oberbett von ſich ſtrampelte. Er lobte das ge¬ ſunde Ausſehen des Kindes, und erzählte, daß er kürzlich eine Tochter verheiratet habe.
Die Bäuerin war völlig gefangen genommen durch das vertrauliche Weſen des Fremden. Daß man ſo vornehm und gleichzeitig ſo liebenswürdig ſein könne, war ihr unfaßlich.
Als Sam ſchließlich erklärte, nunmehr auf's Feld hinaus
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in der Stadt! Sie lief nach einem Stuhle, trotz ihrer rheuma¬
tiſchen Lähme. Aber der Händler kam ihr zuvor. Sie ſolle
ſich nur um Gotteswillen nicht bemühen um ſeinetwillen, wenn
der Bauer auf dem Felde ſei, wolle er ihn dort aufſuchen, hier
im Hauſe möchte er um keinen Preis Störung verurſachen.
Es ſei alles draußen erklärte die Bäuerin, die Weibſen in den
Runkeln, Karl beim Kartoffelanfahren und der Bauer ganz
draußen am Walde beim Säen.
Der Fremde ſah ſich im Zimmer um. Er meinte, ſie
hätten es recht hübſch und gemütlich hier. Dann unterſuchte
er die Holzverkleidung der Wand, indem er daran klopfte. Holz¬
täfelung liebe er, das gäbe im Winter ein hübſch warmes
Zimmer. Auch den Wandſchrank mit den bunten Tellern
bewunderte er, von denen er einzelne herabnahm, um ſie näher
zu betrachten. Es gab nichts, wofür Sam nicht Intereſſe ge¬
zeigt hätte.
„Sehr nett, ganz rieſig nett, hier!“ ſagte er und lachte
die Bäuerin freundlich an. „So richtig ehrwürdige, patriarcha¬
liſche Verhältniſſe. Ich liebe das! Sowas hat man in der
Stadt nicht.“
Die Bäuerin war von ſolchem Lobe auf's angenehmſte
berührt. Sie hielt es aber für nötig, die Beſchämte zu ſpielen.
Es ſei durchaus nicht ſchön bei ihnen, behauptete ſie, und der
Herr ſei es gewiß ganz anders gewohnt. Harraſſowitz beteuerte
dagegen, daß es für ihn nichts Idealeres gäbe, als eine ge¬
mütliche Bauernſtube, das gehe ihm weit über ſein Comptoir.
Dann näherte er ſich dem Kinde im Korbe, ſchäkerte mit
dem Kleinen, indem er es unter dem Kinn kitzelte und „Kss,
Kss!“ dazu machte, bis das Würmchen vor Vergnügen lachte
und das dicke Oberbett von ſich ſtrampelte. Er lobte das ge¬
ſunde Ausſehen des Kindes, und erzählte, daß er kürzlich eine
Tochter verheiratet habe.
Die Bäuerin war völlig gefangen genommen durch das
vertrauliche Weſen des Fremden. Daß man ſo vornehm und
gleichzeitig ſo liebenswürdig ſein könne, war ihr unfaßlich.
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Polenz, Wilhelm von: Der Büttnerbauer. Berlin, 1895, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/polenz_buettnerbauer_1895/101>, abgerufen am 27.11.2024.
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