Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_087.001 Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung seyn, ppo_087.002 ppo_087.005Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut, ppo_087.003 Und andrer Schauer Trunkenheiten ppo_087.004 Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, ppo_087.006 ppo_087.009Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war, ppo_087.007 Als er sich jetzt der Schöpfung Armen ppo_087.008 Jauchzend entriß, und ein Leben dastand! O Feld vom Aufgang bis, wo sie untergeht ppo_087.010 ppo_087.013Der Sonnen letzte, heiliger Todten voll, ppo_087.011 Wann seh ich dich? wann weint mein Auge ppo_087.012 Unter den tausendmal tausend Thränen? Des Schlafes Stunden, oder Jahrhunderte, ppo_087.014 ppo_087.017Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh! ppo_087.015 Allein sie säumen, und ich bin noch ppo_087.016 Diesseits am Grabe! O helle Stunde, Der Ruh Gespielin, Stunde des Todes, komm! ppo_087.018 ppo_087.021O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit ppo_087.019 Dies Leben reift, noch nie besuchter ppo_087.020 Acker für ewige Saat, wo bist du? Laß mich dort hingehn, daß ich die Stätte seh! ppo_087.022 ppo_087.025Mit hingesenktem trunkenen Blick sie seh! ppo_087.023 Der Ernte Blumen drüber streue, ppo_087.024 Unter die Blumen mich leg', und sterbe. Wunsch großer Aussicht, aber nur Glücklichen, ppo_087.026 ppo_087.029Wenn du die süße Stunde der Seligkeit, ppo_087.027 Da wir dich wünschen, kämst; wer gliche ppo_087.028 Dem, der alsdann mit dem Tode ränge? Dann mischt' ich kühner unter den Throngesang ppo_087.030
Des Menschen Stimme, sänge dann heiliger ppo_087.031 Den meine Seele liebt! den Besten ppo_087.032 Aller gebohrnen, den Sohn des Vaters! ppo_087.001 Auch du wirst einmal mehr wie Verwesung seyn, ppo_087.002 ppo_087.005Der Seele Schatten, Hütte, von Erd' erbaut, ppo_087.003 Und andrer Schauer Trunkenheiten ppo_087.004 Werden dich dort, wo du schlummerst, wecken. Der Leben Schauplatz, Feld, wo wir schlummerten, ppo_087.006 ppo_087.009Wo Adams Enkel wird, was sein Vater war, ppo_087.007 Als er sich jetzt der Schöpfung Armen ppo_087.008 Jauchzend entriß, und ein Leben dastand! O Feld vom Aufgang bis, wo sie untergeht ppo_087.010 ppo_087.013Der Sonnen letzte, heiliger Todten voll, ppo_087.011 Wann seh ich dich? wann weint mein Auge ppo_087.012 Unter den tausendmal tausend Thränen? Des Schlafes Stunden, oder Jahrhunderte, ppo_087.014 ppo_087.017Fließt schnell vorüber, fließt, daß ich aufersteh! ppo_087.015 Allein sie säumen, und ich bin noch ppo_087.016 Diesseits am Grabe! O helle Stunde, Der Ruh Gespielin, Stunde des Todes, komm! ppo_087.018 ppo_087.021O du Gefilde, wo der Unsterblichkeit ppo_087.019 Dies Leben reift, noch nie besuchter ppo_087.020 Acker für ewige Saat, wo bist du? Laß mich dort hingehn, daß ich die Stätte seh! ppo_087.022 ppo_087.025Mit hingesenktem trunkenen Blick sie seh! ppo_087.023 Der Ernte Blumen drüber streue, ppo_087.024 Unter die Blumen mich leg', und sterbe. Wunsch großer Aussicht, aber nur Glücklichen, ppo_087.026 ppo_087.029Wenn du die süße Stunde der Seligkeit, ppo_087.027 Da wir dich wünschen, kämst; wer gliche ppo_087.028 Dem, der alsdann mit dem Tode ränge? Dann mischt' ich kühner unter den Throngesang ppo_087.030
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/99>, abgerufen am 16.02.2025. |