ppo_488.001 Geschwister- und Freundesliebe -- enthalten, so ppo_488.002 daß die dargestellten Jndividuen und Handlungen ppo_488.003 an diesem gemeinsamen Ausdrucke der Gefühle erkannt ppo_488.004 werden. Romane dieser Art verdienen, sobald ppo_488.005 ihre ästhetische Form vollendet ist, wegen ihrer ppo_488.006 Verwandtschaft mit dem Ausdrucke der höchsten ppo_488.007 und reinsten individuellen Gefühle in den einzelnen ppo_488.008 Erzeugnissen der lyrischen Form der Dichtkunst, die ppo_488.009 Benennung: lyrische Romane. Zu ihnen gehören ppo_488.010 die idealisirten Schilderungen hoher Leidenschaft, die ppo_488.011 vollendeten Familiengemälde, und alle sogenannte ppo_488.012 sentimentale Romane (z. B. Werthers Leiden; Siegwart; ppo_488.013 Sophiens Reise von Hermes; Ewalds ppo_488.014 Rosenmonde; Heinse's Ardinghello; viele Romane ppo_488.015 von Jean Paul, Lafontaine u. a.).
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Jm Gegensatze des lyrischen Romans, hat der ppo_488.017 didactische Roman die Aufgabe, den Menschen,ppo_488.018 wie er seyn soll, und das menschliche Lebenppo_488.019 überhaupt nach seiner idealischen Haltung und Ankündigung ppo_488.020 darzustellen. Er will so wenig, wie das ppo_488.021 Lehrgedicht, im eigentlichen Sinne belehren, und ppo_488.022 den Verstand durch Mittheilung von Begriffen aufklären; ppo_488.023 allein die im Dichter aufgeregten Gefühle veranlaßten ppo_488.024 seine Einbildungskraft, ein Jdeal des Menschen ppo_488.025 und des Lebens zu zeichnen, wie sie in der ppo_488.026 Wirklichkeit nicht getroffen werden, um, nach diesem ppo_488.027 Vorbilde, die Wirklichkeit zu gestalten, das menschliche ppo_488.028 Leben von seinen Unvollkommenheiten, Beschwerden ppo_488.029 und von den Folgen der Verirrungen der menschlichen ppo_488.030 Freiheit zu befreien, und die ganze Denkart ppo_488.031 und Handlungsweise der Menschen zu einer Höhe ppo_488.032 hinaufzuläutern, die ihrer sittlichen Würde entspricht. ppo_488.033 So wie nun die Schöpfung, Haltung und Durchführung ppo_488.034 solcher idealisirter menschlicher Charaktere
ppo_488.001 Geschwister- und Freundesliebe — enthalten, so ppo_488.002 daß die dargestellten Jndividuen und Handlungen ppo_488.003 an diesem gemeinsamen Ausdrucke der Gefühle erkannt ppo_488.004 werden. Romane dieser Art verdienen, sobald ppo_488.005 ihre ästhetische Form vollendet ist, wegen ihrer ppo_488.006 Verwandtschaft mit dem Ausdrucke der höchsten ppo_488.007 und reinsten individuellen Gefühle in den einzelnen ppo_488.008 Erzeugnissen der lyrischen Form der Dichtkunst, die ppo_488.009 Benennung: lyrische Romane. Zu ihnen gehören ppo_488.010 die idealisirten Schilderungen hoher Leidenschaft, die ppo_488.011 vollendeten Familiengemälde, und alle sogenannte ppo_488.012 sentimentale Romane (z. B. Werthers Leiden; Siegwart; ppo_488.013 Sophiens Reise von Hermes; Ewalds ppo_488.014 Rosenmonde; Heinse's Ardinghello; viele Romane ppo_488.015 von Jean Paul, Lafontaine u. a.).
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Jm Gegensatze des lyrischen Romans, hat der ppo_488.017 didactische Roman die Aufgabe, den Menschen,ppo_488.018 wie er seyn soll, und das menschliche Lebenppo_488.019 überhaupt nach seiner idealischen Haltung und Ankündigung ppo_488.020 darzustellen. Er will so wenig, wie das ppo_488.021 Lehrgedicht, im eigentlichen Sinne belehren, und ppo_488.022 den Verstand durch Mittheilung von Begriffen aufklären; ppo_488.023 allein die im Dichter aufgeregten Gefühle veranlaßten ppo_488.024 seine Einbildungskraft, ein Jdeal des Menschen ppo_488.025 und des Lebens zu zeichnen, wie sie in der ppo_488.026 Wirklichkeit nicht getroffen werden, um, nach diesem ppo_488.027 Vorbilde, die Wirklichkeit zu gestalten, das menschliche ppo_488.028 Leben von seinen Unvollkommenheiten, Beschwerden ppo_488.029 und von den Folgen der Verirrungen der menschlichen ppo_488.030 Freiheit zu befreien, und die ganze Denkart ppo_488.031 und Handlungsweise der Menschen zu einer Höhe ppo_488.032 hinaufzuläutern, die ihrer sittlichen Würde entspricht. ppo_488.033 So wie nun die Schöpfung, Haltung und Durchführung ppo_488.034 solcher idealisirter menschlicher Charaktere
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von Jean Paul, Lafontaine u. a.).
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Jm Gegensatze des lyrischen Romans, hat der ppo_488.017
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wie er seyn soll, und das menschliche Leben ppo_488.019
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Freiheit zu befreien, und die ganze Denkart ppo_488.031
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/500>, abgerufen am 25.11.2024.
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