Empor, dem Herrn ein lieblicher Geruch.ppo_471.002 Vertilgt auf ewig sind die Menschenrechte;ppo_471.003 Wohin ich schau', Bartholomäusnächte.ppo_471.004 Herr Schirach wird beim Papst Historicus,ppo_471.005 Und hat den Vortritt beim Pantoffelkuß.ppo_471.006 Von Predigtstößen schwitzt nun Preß' an Presse;ppo_471.007 Statt Mara psalmodir' ich eine Messe.ppo_471.008 Der heil'ge Vater herrscht vom Tajostromppo_471.009 Bis an den Rhein. Nun wimmelt es in Romppo_471.010 Von Jndianern, Galliern und Polen,ppo_471.011 Die sich Reliquien und Ablaß hohlen. --ppo_471.012 O Augustin, o heil'ger Busenbaum,ppo_471.013 Gewähr' Erhörung diesem schönen Traum!
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72. ppo_471.015 g) Die Parodie nnd Travestirung.
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Obgleich die Parodie und Travestirung als ppo_471.017 selbstständige ästhetische Ganze sich ankündigen, und ppo_471.018 auch als solche beurtheilt werden; so unterscheiden ppo_471.019 sie sich doch von allen andern dichterischen Formen ppo_471.020 dadurch, daß sie ein bereits vorhandenes dichterisches ppo_471.021 Kunstwerk mit einem ernsthaften Charakter voraussetzen, ppo_471.022 und ihr ästhetischer Treffpunct und Gehalt ppo_471.023 von dem Verhältnisse abhängt, in welches sie, als ppo_471.024 spätere Kunstwerke, zu dieser bereits vorhandenen ppo_471.025 Kunstform treten. Soll aber die Parodie und ppo_471.026 Travestirung von ästhetischer Wirkung seyn; so muß ppo_471.027 das parodirte oder travestirte Kunstwerk sowohl nach ppo_471.028 seiner Grundidee, als nach seiner Haltung und ppo_471.029 Durchführung, ja selbst nach vielen einzelnen Stellen ppo_471.030 und Ausdrücken so bekannt seyn, daß der Leser ppo_471.031 der Parodie und Travestirung sogleich dasselbe sich ppo_471.032 vergegenwärtigt. Denn eben diese stillschwei=
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Empor, dem Herrn ein lieblicher Geruch.ppo_471.002 Vertilgt auf ewig sind die Menschenrechte;ppo_471.003 Wohin ich schau', Bartholomäusnächte.ppo_471.004 Herr Schirach wird beim Papst Historicus,ppo_471.005 Und hat den Vortritt beim Pantoffelkuß.ppo_471.006 Von Predigtstößen schwitzt nun Preß' an Presse;ppo_471.007 Statt Mara psalmodir' ich eine Messe.ppo_471.008 Der heil'ge Vater herrscht vom Tajostromppo_471.009 Bis an den Rhein. Nun wimmelt es in Romppo_471.010 Von Jndianern, Galliern und Polen,ppo_471.011 Die sich Reliquien und Ablaß hohlen. —ppo_471.012 O Augustin, o heil'ger Busenbaum,ppo_471.013 Gewähr' Erhörung diesem schönen Traum!
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72. ppo_471.015 g) Die Parodie nnd Travestirung.
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Obgleich die Parodie und Travestirung als ppo_471.017 selbstständige ästhetische Ganze sich ankündigen, und ppo_471.018 auch als solche beurtheilt werden; so unterscheiden ppo_471.019 sie sich doch von allen andern dichterischen Formen ppo_471.020 dadurch, daß sie ein bereits vorhandenes dichterisches ppo_471.021 Kunstwerk mit einem ernsthaften Charakter voraussetzen, ppo_471.022 und ihr ästhetischer Treffpunct und Gehalt ppo_471.023 von dem Verhältnisse abhängt, in welches sie, als ppo_471.024 spätere Kunstwerke, zu dieser bereits vorhandenen ppo_471.025 Kunstform treten. Soll aber die Parodie und ppo_471.026 Travestirung von ästhetischer Wirkung seyn; so muß ppo_471.027 das parodirte oder travestirte Kunstwerk sowohl nach ppo_471.028 seiner Grundidee, als nach seiner Haltung und ppo_471.029 Durchführung, ja selbst nach vielen einzelnen Stellen ppo_471.030 und Ausdrücken so bekannt seyn, daß der Leser ppo_471.031 der Parodie und Travestirung sogleich dasselbe sich ppo_471.032 vergegenwärtigt. Denn eben diese stillschwei=
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Vertilgt auf ewig sind die Menschenrechte; ppo_471.003
Wohin ich schau', Bartholomäusnächte. ppo_471.004
Herr Schirach wird beim Papst Historicus, ppo_471.005
Und hat den Vortritt beim Pantoffelkuß. ppo_471.006
Von Predigtstößen schwitzt nun Preß' an Presse; ppo_471.007
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Der heil'ge Vater herrscht vom Tajostrom ppo_471.009
Bis an den Rhein. Nun wimmelt es in Rom ppo_471.010
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Die sich Reliquien und Ablaß hohlen. — ppo_471.012
O Augustin, o heil'ger Busenbaum, ppo_471.013
Gewähr' Erhörung diesem schönen Traum!
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Obgleich die Parodie und Travestirung als ppo_471.017
selbstständige ästhetische Ganze sich ankündigen, und ppo_471.018
auch als solche beurtheilt werden; so unterscheiden ppo_471.019
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Kunstwerk mit einem ernsthaften Charakter voraussetzen, ppo_471.022
und ihr ästhetischer Treffpunct und Gehalt ppo_471.023
von dem Verhältnisse abhängt, in welches sie, als ppo_471.024
spätere Kunstwerke, zu dieser bereits vorhandenen ppo_471.025
Kunstform treten. Soll aber die Parodie und ppo_471.026
Travestirung von ästhetischer Wirkung seyn; so muß ppo_471.027
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seiner Grundidee, als nach seiner Haltung und ppo_471.029
Durchführung, ja selbst nach vielen einzelnen Stellen ppo_471.030
und Ausdrücken so bekannt seyn, daß der Leser ppo_471.031
der Parodie und Travestirung sogleich dasselbe sich ppo_471.032
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/483>, abgerufen am 16.02.2025.
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