Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_454.001 Ach lächle nicht so hold; dein Lächeln täuscht den Blöden, ppo_454.002 ppo_454.011Und wandelt ihn zum Helden um. ppo_454.003 Horch, wie sie flötet! Weckt kein leises Sehnen, ppo_454.004 Kein süßes Ahnen dieser Ton in dir? ppo_454.005 Du wendest dich? du weinst? Was deuten diese Thränen, ppo_454.006 Was weissagt dies Erblassen mir? ppo_454.007 Nein, länger, länger duld' ichs nicht. Zu brechen ppo_454.008 Droht dieses Herz, zurückgedrängt in sich -- ppo_454.009 Laß, theure Seele, laß das große Wort mich sprechen: ppo_454.010 Theano, ach, ich liebe dich! 2) von v. Schiller. ppo_454.012Brutus und Cäsar. ppo_454.013 Sey willkommen, friedliches Gefilde, ppo_454.015 ppo_454.022Nimm den letzten aller Römer auf. ppo_454.016 Von Philippi, wo die Mordschlacht brüllte, ppo_454.017 Schleicht mein gramgebeugter Lauf. ppo_454.018 Cassius, wo bist du? -- Rom verloren? ppo_454.019 Hingewürgt mein brüderliches Heer? ppo_454.020 Meine Zuflucht zu des Todes Thoren! ppo_454.021 Keine Welt für Brutus mehr! Cäsar. ppo_454.023Wer mit Schritten eines Niebesiegten ppo_454.024 ppo_454.031Wandert dort vom Felsenhang? -- ppo_454.025 Ha! wenn meine Augen mir nicht lügten, ppo_454.026 Das ist eines Römers Gang! -- ppo_454.027 Tiberfohn, von wannen deine Reise? ppo_454.028 Steht sie noch die Siebenhügelstadt? ppo_454.029 Oft geweinet hab' ich um die Waise, ppo_454.030 Daß sie nimmer einen Cäsar hat! Brutus. ppo_454.032Ha! du mit der drei und zwanzigfachen Wunde! ppo_454.033
Wer rief, Todter, dich ans Licht? ppo_454.001 Ach lächle nicht so hold; dein Lächeln täuscht den Blöden, ppo_454.002 ppo_454.011Und wandelt ihn zum Helden um. ppo_454.003 Horch, wie sie flötet! Weckt kein leises Sehnen, ppo_454.004 Kein süßes Ahnen dieser Ton in dir? ppo_454.005 Du wendest dich? du weinst? Was deuten diese Thränen, ppo_454.006 Was weissagt dies Erblassen mir? ppo_454.007 Nein, länger, länger duld' ichs nicht. Zu brechen ppo_454.008 Droht dieses Herz, zurückgedrängt in sich — ppo_454.009 Laß, theure Seele, laß das große Wort mich sprechen: ppo_454.010 Theano, ach, ich liebe dich! 2) von v. Schiller. ppo_454.012Brutus und Cäsar. ppo_454.013 Sey willkommen, friedliches Gefilde, ppo_454.015 ppo_454.022Nimm den letzten aller Römer auf. ppo_454.016 Von Philippi, wo die Mordschlacht brüllte, ppo_454.017 Schleicht mein gramgebeugter Lauf. ppo_454.018 Cassius, wo bist du? — Rom verloren? ppo_454.019 Hingewürgt mein brüderliches Heer? ppo_454.020 Meine Zuflucht zu des Todes Thoren! ppo_454.021 Keine Welt für Brutus mehr! Cäsar. ppo_454.023Wer mit Schritten eines Niebesiegten ppo_454.024 ppo_454.031Wandert dort vom Felsenhang? — ppo_454.025 Ha! wenn meine Augen mir nicht lügten, ppo_454.026 Das ist eines Römers Gang! — ppo_454.027 Tiberfohn, von wannen deine Reise? ppo_454.028 Steht sie noch die Siebenhügelstadt? ppo_454.029 Oft geweinet hab' ich um die Waise, ppo_454.030 Daß sie nimmer einen Cäsar hat! Brutus. ppo_454.032Ha! du mit der drei und zwanzigfachen Wunde! ppo_454.033
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/466>, abgerufen am 16.02.2025. |