Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_438.001 9) von Oehlenschläger. ppo_438.002Johannes in der Wüste. ppo_438.003 Fort, fort, ihr Otterngezüchte, fort! ppo_438.004 ppo_438.010Verpestet mit Nebeln nicht die heilige Luft! ppo_438.005 Fort! Suchet im Moore den Wohnungsort! ppo_438.006 Nistet tief, tief in der Felsenkluft! ppo_438.007 Aber fort, daß der Blüthenduft ppo_438.008 Samenschwanger befruchte den Ort. ppo_438.009 Flieht, gehorcht meinem Wort. Jn euern Nebeln nistet nur Laster und Tod; ppo_438.011 ppo_438.016Jhr verschleiert das steigende Morgenroth, ppo_438.012 Erstickt, wie Herodes, die Kindelein, ppo_438.013 Damit der Heiland nicht soll gedeihn. ppo_438.014 Aber er gedeiht! ich künd' es euch an. ppo_438.015 Fort! daß er wachsen und blühen kann! Brauset, ihr Eichen, und schüttelt das lockige Haar. ppo_438.017 ppo_438.020Krachet tief in die mächtigen Wurzeln hinein; ppo_438.018 Laut will ich zornig im Winde schrein, ppo_438.019 Damit das Gesindel verzage gar. Es sterbe, was nicht befördert des Lebens Heil. ppo_438.021 ppo_438.025An Baumes Wurzel lieget das Beil, ppo_438.022 Und welcher Baum der nicht gedeiht -- ppo_438.023 Den hau' ich um und werf' ihn weit; ppo_438.024 Weit, ohn' alle Barmherzigkeit! Fort vom Ort! ppo_438.026
Jhr Schlangen, ihr Molch', ihr Kröten! ppo_438.027 Bald wird Sonne die Luft erwärmen, erröthen, ppo_438.028 Wecken im Waldsgrün unzählige Flöten, ppo_438.029 Euch mit euern Dünsten tödten. ppo_438.030 Darum flieht ppo_438.031 Weit vom Gebiet. ppo_438.032 Fort, gehorcht des Zornes Lied! ppo_438.001 9) von Oehlenschläger. ppo_438.002Johannes in der Wüste. ppo_438.003 Fort, fort, ihr Otterngezüchte, fort! ppo_438.004 ppo_438.010Verpestet mit Nebeln nicht die heilige Luft! ppo_438.005 Fort! Suchet im Moore den Wohnungsort! ppo_438.006 Nistet tief, tief in der Felsenkluft! ppo_438.007 Aber fort, daß der Blüthenduft ppo_438.008 Samenschwanger befruchte den Ort. ppo_438.009 Flieht, gehorcht meinem Wort. Jn euern Nebeln nistet nur Laster und Tod; ppo_438.011 ppo_438.016Jhr verschleiert das steigende Morgenroth, ppo_438.012 Erstickt, wie Herodes, die Kindelein, ppo_438.013 Damit der Heiland nicht soll gedeihn. ppo_438.014 Aber er gedeiht! ich künd' es euch an. ppo_438.015 Fort! daß er wachsen und blühen kann! Brauset, ihr Eichen, und schüttelt das lockige Haar. ppo_438.017 ppo_438.020Krachet tief in die mächtigen Wurzeln hinein; ppo_438.018 Laut will ich zornig im Winde schrein, ppo_438.019 Damit das Gesindel verzage gar. Es sterbe, was nicht befördert des Lebens Heil. ppo_438.021 ppo_438.025An Baumes Wurzel lieget das Beil, ppo_438.022 Und welcher Baum der nicht gedeiht — ppo_438.023 Den hau' ich um und werf' ihn weit; ppo_438.024 Weit, ohn' alle Barmherzigkeit! Fort vom Ort! ppo_438.026
Jhr Schlangen, ihr Molch', ihr Kröten! ppo_438.027 Bald wird Sonne die Luft erwärmen, erröthen, ppo_438.028 Wecken im Waldsgrün unzählige Flöten, ppo_438.029 Euch mit euern Dünsten tödten. ppo_438.030 Darum flieht ppo_438.031 Weit vom Gebiet. ppo_438.032 Fort, gehorcht des Zornes Lied! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0450" n="438"/> <lb n="ppo_438.001"/> <p> <hi rendition="#et"> 9) von <hi rendition="#g">Oehlenschläger.</hi></hi> </p> <lb n="ppo_438.002"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Johannes in der Wüste.</hi> </hi> </p> <lb n="ppo_438.003"/> <lg> <l> Fort, fort, ihr Otterngezüchte, fort!</l> <lb n="ppo_438.004"/> <l>Verpestet mit Nebeln nicht die heilige Luft!</l> <lb n="ppo_438.005"/> <l>Fort! Suchet im Moore den Wohnungsort!</l> <lb n="ppo_438.006"/> <l>Nistet tief, tief in der Felsenkluft!</l> <lb n="ppo_438.007"/> <l>Aber fort, daß der Blüthenduft</l> <lb n="ppo_438.008"/> <l>Samenschwanger befruchte den Ort.</l> <lb n="ppo_438.009"/> <l>Flieht, gehorcht meinem Wort. </l> </lg> <lb n="ppo_438.010"/> <lg> <l> Jn euern Nebeln nistet nur Laster und Tod;</l> <lb n="ppo_438.011"/> <l>Jhr verschleiert das steigende Morgenroth,</l> <lb n="ppo_438.012"/> <l>Erstickt, wie Herodes, die Kindelein,</l> <lb n="ppo_438.013"/> <l>Damit der Heiland nicht soll gedeihn.</l> <lb n="ppo_438.014"/> <l>Aber er gedeiht! ich künd' es euch an.</l> <lb n="ppo_438.015"/> <l>Fort! daß er wachsen und blühen kann! </l> </lg> <lb n="ppo_438.016"/> <lg> <l> Brauset, ihr Eichen, und schüttelt das lockige Haar.</l> <lb n="ppo_438.017"/> <l>Krachet tief in die mächtigen Wurzeln hinein;</l> <lb n="ppo_438.018"/> <l>Laut will ich zornig im Winde schrein,</l> <lb n="ppo_438.019"/> <l>Damit das Gesindel verzage gar. </l> </lg> <lb n="ppo_438.020"/> <lg> <l> Es sterbe, was nicht befördert des Lebens Heil.</l> <lb n="ppo_438.021"/> <l>An Baumes Wurzel lieget das Beil,</l> <lb n="ppo_438.022"/> <l>Und welcher Baum der nicht gedeiht —</l> <lb n="ppo_438.023"/> <l>Den hau' ich um und werf' ihn weit;</l> <lb n="ppo_438.024"/> <l>Weit, ohn' alle Barmherzigkeit! </l> </lg> <lb n="ppo_438.025"/> <lg> <l> Fort vom Ort!</l> <lb n="ppo_438.026"/> <l>Jhr Schlangen, ihr Molch', ihr Kröten!</l> <lb n="ppo_438.027"/> <l>Bald wird Sonne die Luft erwärmen, erröthen,</l> <lb n="ppo_438.028"/> <l>Wecken im Waldsgrün unzählige Flöten,</l> <lb n="ppo_438.029"/> <l>Euch mit euern Dünsten tödten.</l> <lb n="ppo_438.030"/> <l>Darum flieht</l> <lb n="ppo_438.031"/> <l>Weit vom Gebiet.</l> <lb n="ppo_438.032"/> <l>Fort, gehorcht des Zornes Lied!</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [438/0450]
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Fort, gehorcht des Zornes Lied!
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 438. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/450>, abgerufen am 16.02.2025. |