Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_426.001 10) von Schink. ppo_426.002An das Ding in Kiel. ppo_426.003 Du sprichst von Christenthum, und willst ein Lutherthum ppo_426.005 Nach deiner Mache darauf gründen? ppo_426.006 Blödsinniger, du lästerst Luthers Ruhm, ppo_426.007 Und ladest auf ihn deine Sünden. ppo_426.008 Er wollte Licht, du willst die Finsterniß; ppo_426.009 Er löste, wie sein Herr und Meister, ppo_426.010 Von Knechtschaft die gefangnen Geister; ppo_426.011 Du stürztest gern, wärst du des Siegs gewiß, ppo_426.012 Zurück ins Joch die Freigewordnen wieder, ppo_426.013 Und schleudertest, wie der in Rom ppo_426.014 Einst vor Jahrhunderten, aus Peters heilgem Dom, ppo_426.015 Gern Jnterdict und Bannstral nieder; ppo_426.016 Wärst gern, wie er, dreifach gekrönt ppo_426.017 Mit obermönchischer Tiare, ppo_426.018 Jn deinem schwarzen Amtstalare ppo_426.019 Kiels Papst. Dein blinder Wahn verhöhnt ppo_426.020 Das heiligste der Menschenrechte, ppo_426.021 Des Geistes Freiheit, die Vernunft. ppo_426.022 Nicht Christen machst du, Priesterknechte, ppo_426.023 An Christus Glauben nicht, an dich und deine Zunft. ppo_426.024 Und wähnest du, es werde dir gelingen, ppo_426.025 Zurück zu führen Nacht ins helle Reich des Lichts? ppo_426.026 Du irrst dich, Päpstlein, irrst! Die Nacht wird dich ppo_426.027 verschlingen, ppo_426.028 Und die Tiare, die du faselst zu erringen, ppo_426.029 Ein Strohkranz ist sie -- weiter nichts! ppo_426.030 64. ppo_426.031 ppo_426.032c) Die dichterische Schilderung. 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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/438>, abgerufen am 16.02.2025. |