Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_408.001 Schwerer Kummer preßte schon lang ihre liebenden ppo_408.009 Heil euern Gefilden, ppo_408.026 ppo_408.030Jhr fragenden Boten, ppo_408.027 Wenn künftig die Söhne ppo_408.028 Einheimischer Mädchen ppo_408.029 Umarmungen fliehen! Seitdem gaben die folgsamen Väter ihre reifenden Töchter ppo_408.031 "O warum, Geliebte, sprach Elon mit sanfter Wehmuth, ppo_408.034 ppo_408.001 Schwerer Kummer preßte schon lang ihre liebenden ppo_408.009 Heil euern Gefilden, ppo_408.026 ppo_408.030Jhr fragenden Boten, ppo_408.027 Wenn künftig die Söhne ppo_408.028 Einheimischer Mädchen ppo_408.029 Umarmungen fliehen! Seitdem gaben die folgsamen Väter ihre reifenden Töchter ppo_408.031 „O warum, Geliebte, sprach Elon mit sanfter Wehmuth, ppo_408.034 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0420" n="408"/><lb n="ppo_408.001"/>umherriechend streckte der naschhafte Aal den Kopf aus <lb n="ppo_408.002"/>dem Wasser, und wälzte sich spielend aufs Land, im <lb n="ppo_408.003"/>jungen Hafer zu schwelgen, oder im weichen Erbsenkeime. <lb n="ppo_408.004"/>Da saßen Amymone und Elon, beide schön, wie <lb n="ppo_408.005"/>Latonens lockige Kinder, hinter duftenden Rosensträuchen <lb n="ppo_408.006"/>am Bache, und beklagten thränend, und Wange an <lb n="ppo_408.007"/>Wange geschmiegt, ihr widriges Geschick.</p> <lb n="ppo_408.008"/> <p> Schwerer Kummer preßte schon lang ihre liebenden <lb n="ppo_408.009"/>Herzen. Denn ein strenger Spruch des delphischen Orakels <lb n="ppo_408.010"/>hatte ihnen die Hoffnung geraubet, von Hymens <lb n="ppo_408.011"/>sanften Banden sich jemals umschlungen zu sehen. Jhr <lb n="ppo_408.012"/>väterliches Thal, einsam und abgesondert vom übrigen <lb n="ppo_408.013"/>bewohnten Lande, ward in mehrern Jahren nur durch <lb n="ppo_408.014"/>wenige Blüthen nachwachsender Jugend erfreuet. Denn <lb n="ppo_408.015"/>die Mütter grüßten meistens nur schwächliche Kinder ins <lb n="ppo_408.016"/>Leben, die bald hinwelkten, wie kränkelnde Pflanzen; <lb n="ppo_408.017"/>und Niemand wußte dem Uebel zu steuern; Niemand <lb n="ppo_408.018"/>dachte, daß die fortgesetzten Zeugungen naher Verwandten, <lb n="ppo_408.019"/>von keinem fremden Blute erfrischt, endlich ausarten <lb n="ppo_408.020"/>können, dem Weizen gleich, der immer eben denselben <lb n="ppo_408.021"/>Acker besämt. Da sandte man Geschenke nach Delphi, <lb n="ppo_408.022"/>zwei zierlich geformte Becher und eine köstliche <lb n="ppo_408.023"/>Opferschale, den Willen der Götter zu hören. Und die <lb n="ppo_408.024"/>begeisterte Priesterin sprach:</p> <lb n="ppo_408.025"/> <lg> <l> Heil euern Gefilden,</l> <lb n="ppo_408.026"/> <l>Jhr fragenden Boten,</l> <lb n="ppo_408.027"/> <l>Wenn künftig die Söhne</l> <lb n="ppo_408.028"/> <l>Einheimischer Mädchen</l> <lb n="ppo_408.029"/> <l>Umarmungen fliehen!</l> </lg> <lb n="ppo_408.030"/> <p>Seitdem gaben die folgsamen Väter ihre reifenden Töchter <lb n="ppo_408.031"/>nur auswärtigen Freiern, und mannbare Jünglinge <lb n="ppo_408.032"/>hohlten sich fremde Bräute.</p> <lb n="ppo_408.033"/> <p> „O warum, Geliebte, sprach Elon mit sanfter Wehmuth, <lb n="ppo_408.034"/>warum trennt uns ein unerbittliches Schicksal? </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [408/0420]
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umherriechend streckte der naschhafte Aal den Kopf aus ppo_408.002
dem Wasser, und wälzte sich spielend aufs Land, im ppo_408.003
jungen Hafer zu schwelgen, oder im weichen Erbsenkeime. ppo_408.004
Da saßen Amymone und Elon, beide schön, wie ppo_408.005
Latonens lockige Kinder, hinter duftenden Rosensträuchen ppo_408.006
am Bache, und beklagten thränend, und Wange an ppo_408.007
Wange geschmiegt, ihr widriges Geschick.
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Schwerer Kummer preßte schon lang ihre liebenden ppo_408.009
Herzen. Denn ein strenger Spruch des delphischen Orakels ppo_408.010
hatte ihnen die Hoffnung geraubet, von Hymens ppo_408.011
sanften Banden sich jemals umschlungen zu sehen. Jhr ppo_408.012
väterliches Thal, einsam und abgesondert vom übrigen ppo_408.013
bewohnten Lande, ward in mehrern Jahren nur durch ppo_408.014
wenige Blüthen nachwachsender Jugend erfreuet. Denn ppo_408.015
die Mütter grüßten meistens nur schwächliche Kinder ins ppo_408.016
Leben, die bald hinwelkten, wie kränkelnde Pflanzen; ppo_408.017
und Niemand wußte dem Uebel zu steuern; Niemand ppo_408.018
dachte, daß die fortgesetzten Zeugungen naher Verwandten, ppo_408.019
von keinem fremden Blute erfrischt, endlich ausarten ppo_408.020
können, dem Weizen gleich, der immer eben denselben ppo_408.021
Acker besämt. Da sandte man Geschenke nach Delphi, ppo_408.022
zwei zierlich geformte Becher und eine köstliche ppo_408.023
Opferschale, den Willen der Götter zu hören. Und die ppo_408.024
begeisterte Priesterin sprach:
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Heil euern Gefilden, ppo_408.026
Jhr fragenden Boten, ppo_408.027
Wenn künftig die Söhne ppo_408.028
Einheimischer Mädchen ppo_408.029
Umarmungen fliehen!
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Seitdem gaben die folgsamen Väter ihre reifenden Töchter ppo_408.031
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hohlten sich fremde Bräute.
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warum trennt uns ein unerbittliches Schicksal?
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