Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.
ppo_405.001 Jetzt umarmten sie sich, und Phillis erzählte auf den ppo_405.023 So erzählte die artige Phillis, und Milet belohnte ppo_405.034
ppo_405.001 Jetzt umarmten sie sich, und Phillis erzählte auf den ppo_405.023 So erzählte die artige Phillis, und Milet belohnte ppo_405.034 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0417" n="405"/><lb n="ppo_405.001"/>wie die Hirten die Blüthen, oder die Mädchen die bunten <lb n="ppo_405.002"/>Kränze. Seit ich dich sah in meiner Hütte; als <lb n="ppo_405.003"/>du nach einem nicht verlornen Lamme fragtest; da gabst <lb n="ppo_405.004"/>du mir Feigen, und drücktest mir froh die Hand, und <lb n="ppo_405.005"/>meine Mutter lachte recht freundlich, als du mich küßtest; <lb n="ppo_405.006"/>denn, Milet, sie liebt dich. Seit der Zeit war <lb n="ppo_405.007"/>ich voll Freude; denn dein Kuß, süßer, als wie die Feigen, <lb n="ppo_405.008"/>machte mein Herz unruhig. — Ach, wenn er dich <lb n="ppo_405.009"/>liebte, hob ich öfters an, Phillis; wie glücklich würdest <lb n="ppo_405.010"/>du seyn! Dann ging ich unter das schützende Dach <lb n="ppo_405.011"/>hervor, und sah seufzend zum Himmel, und weinend <lb n="ppo_405.012"/>bat ich um deine Wiederkunft und Gegenliebe. Oder <lb n="ppo_405.013"/>ich wartete deiner am Hügel, wenn das Abendroth lachte; <lb n="ppo_405.014"/>und wenn ich dich dann sah, so hüpfte ich vor Freuden, <lb n="ppo_405.015"/>und du brachtest mir im Körbchen Feigen mit Blumen, <lb n="ppo_405.016"/>und dann umarmten wir uns recht lange, und <lb n="ppo_405.017"/>weinten voll Freude über unsre Liebe. O mein Milet, <lb n="ppo_405.018"/>ich kann, nein, ich kann es dir nicht sagen, wie ich <lb n="ppo_405.019"/>mich freue, wenn ich dich erblicke. Drücke mich an <lb n="ppo_405.020"/>deine klopfende Brust, und reiche mir freundlich die rothen <lb n="ppo_405.021"/>Lippen zum Küssen.</hi> </p> <lb n="ppo_405.022"/> <p> <hi rendition="#et"> Jetzt umarmten sie sich, und Phillis erzählte auf den <lb n="ppo_405.023"/>herabgestürzten Steinen ein Geschichtchen. Höre, hob <lb n="ppo_405.024"/>sie an, höre Milet, ich mußte jüngst recht lachen, als <lb n="ppo_405.025"/>mir Daphnis erzählte: Chloe wollte ihn nicht lieben, <lb n="ppo_405.026"/>unerachtet er ihr so oft ein Liedchen gesungen. Aber <lb n="ppo_405.027"/>Phillis, ihr Herz ist nicht so zärtlich, wie das deine, <lb n="ppo_405.028"/>liebe Phillis; du bist gefälliger, als Chloe; o liebe mich! <lb n="ppo_405.029"/>Und da wollte er mich küssen. Aber Milet, wie stutzte <lb n="ppo_405.030"/>Daphnis, als ich ihm sagte: er sollte dich fragen. Da <lb n="ppo_405.031"/>ward er böse, recht böse, und ging von mir ohne <lb n="ppo_405.032"/>Abschied.</hi> </p> <lb n="ppo_405.033"/> <p> <hi rendition="#et"> So erzählte die artige Phillis, und Milet belohnte <lb n="ppo_405.034"/>ihre Liebe mit unzähligen Küssen, und jetzt gingen sie, </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [405/0417]
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wie die Hirten die Blüthen, oder die Mädchen die bunten ppo_405.002
Kränze. Seit ich dich sah in meiner Hütte; als ppo_405.003
du nach einem nicht verlornen Lamme fragtest; da gabst ppo_405.004
du mir Feigen, und drücktest mir froh die Hand, und ppo_405.005
meine Mutter lachte recht freundlich, als du mich küßtest; ppo_405.006
denn, Milet, sie liebt dich. Seit der Zeit war ppo_405.007
ich voll Freude; denn dein Kuß, süßer, als wie die Feigen, ppo_405.008
machte mein Herz unruhig. — Ach, wenn er dich ppo_405.009
liebte, hob ich öfters an, Phillis; wie glücklich würdest ppo_405.010
du seyn! Dann ging ich unter das schützende Dach ppo_405.011
hervor, und sah seufzend zum Himmel, und weinend ppo_405.012
bat ich um deine Wiederkunft und Gegenliebe. Oder ppo_405.013
ich wartete deiner am Hügel, wenn das Abendroth lachte; ppo_405.014
und wenn ich dich dann sah, so hüpfte ich vor Freuden, ppo_405.015
und du brachtest mir im Körbchen Feigen mit Blumen, ppo_405.016
und dann umarmten wir uns recht lange, und ppo_405.017
weinten voll Freude über unsre Liebe. O mein Milet, ppo_405.018
ich kann, nein, ich kann es dir nicht sagen, wie ich ppo_405.019
mich freue, wenn ich dich erblicke. Drücke mich an ppo_405.020
deine klopfende Brust, und reiche mir freundlich die rothen ppo_405.021
Lippen zum Küssen.
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Jetzt umarmten sie sich, und Phillis erzählte auf den ppo_405.023
herabgestürzten Steinen ein Geschichtchen. Höre, hob ppo_405.024
sie an, höre Milet, ich mußte jüngst recht lachen, als ppo_405.025
mir Daphnis erzählte: Chloe wollte ihn nicht lieben, ppo_405.026
unerachtet er ihr so oft ein Liedchen gesungen. Aber ppo_405.027
Phillis, ihr Herz ist nicht so zärtlich, wie das deine, ppo_405.028
liebe Phillis; du bist gefälliger, als Chloe; o liebe mich! ppo_405.029
Und da wollte er mich küssen. Aber Milet, wie stutzte ppo_405.030
Daphnis, als ich ihm sagte: er sollte dich fragen. Da ppo_405.031
ward er böse, recht böse, und ging von mir ohne ppo_405.032
Abschied.
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So erzählte die artige Phillis, und Milet belohnte ppo_405.034
ihre Liebe mit unzähligen Küssen, und jetzt gingen sie,
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