ppo_369.001 jeder Gattung und Art der dramatischen Dichtkunst ppo_369.002 das einzelne dramatische Gedicht dem Gesetze der ppo_369.003 Form, nach seinen beiden Grundbedingungen, der ppo_369.004 Wahrheit und Schönheit der Form, entsprechen ppo_369.005 muß. Je verschiedener daher die einzelnen Stoffe ppo_369.006 für das Trauerspiel, Schauspiel und Lustspiel sind; ppo_369.007 desto verschiedener wird auch der stylistische Ausdruck ppo_369.008 seyn; denn anders muß die Sprache im Wallenstein,ppo_369.009 als im Egmont, anders in Müllners ppo_369.010 Schuld, als in Klingers Medea auf dem ppo_369.011 Kaukasus, anders in Werners Weihe der ppo_369.012 Kraft, als in Klingemanns Luther sich ankündigen, ppo_369.013 obgleich die beiden letzten Dichter im Ganzen ppo_369.014 denselben Stoff behandelten. Dazu kommt, ppo_369.015 daß, obgleich der dramatische Dichter nicht selbst, ppo_369.016 wie der epische, in der Darstellung seines Gedichts ppo_369.017 erscheint, doch die Sprache im Drama, nach ihrer ppo_369.018 Kraft und Fülle, nach ihrer Klarheit und Gediegenheit, ppo_369.019 so wie nach der ganzen Farbengebung und ppo_369.020 Haltung im Einzelnen, von seiner Jndividualitätppo_369.021 ausgeht, die er nicht verläugnen kann. Nach ppo_369.022 dieser psychologischen Nothwendigkeit erkennen wir ppo_369.023 im Dichter der Jungfrau von Orleans, den Dichter ppo_369.024 des Dom Karlos, des Fiesko, des Wallenstein und ppo_369.025 der Maria Stuart, -- im Dichter des Clavigo ppo_369.026 und der Jphigenia den Dichter des Tasso und des ppo_369.027 Egmont, -- im Dichter der Albaneserin den ppo_369.028 Dichter der Schuld, -- im Dichter des Moses ppo_369.029 den Dichter des Luther, -- im Dichter der Freunde ppo_369.030 den Dichter der Erdennacht (Raupach) wieder. ppo_369.031 Denn so schöpferisch auch die Einbildungskraft des ppo_369.032 dramatischen Dichters walten, und so vielseitig sein ppo_369.033 Gefühl sich ankündigen mag; so liegt doch diejenige ppo_369.034 nothwendige Beschränkung in jedem endlichen --
ppo_369.001 jeder Gattung und Art der dramatischen Dichtkunst ppo_369.002 das einzelne dramatische Gedicht dem Gesetze der ppo_369.003 Form, nach seinen beiden Grundbedingungen, der ppo_369.004 Wahrheit und Schönheit der Form, entsprechen ppo_369.005 muß. Je verschiedener daher die einzelnen Stoffe ppo_369.006 für das Trauerspiel, Schauspiel und Lustspiel sind; ppo_369.007 desto verschiedener wird auch der stylistische Ausdruck ppo_369.008 seyn; denn anders muß die Sprache im Wallenstein,ppo_369.009 als im Egmont, anders in Müllners ppo_369.010 Schuld, als in Klingers Medea auf dem ppo_369.011 Kaukasus, anders in Werners Weihe der ppo_369.012 Kraft, als in Klingemanns Luther sich ankündigen, ppo_369.013 obgleich die beiden letzten Dichter im Ganzen ppo_369.014 denselben Stoff behandelten. Dazu kommt, ppo_369.015 daß, obgleich der dramatische Dichter nicht selbst, ppo_369.016 wie der epische, in der Darstellung seines Gedichts ppo_369.017 erscheint, doch die Sprache im Drama, nach ihrer ppo_369.018 Kraft und Fülle, nach ihrer Klarheit und Gediegenheit, ppo_369.019 so wie nach der ganzen Farbengebung und ppo_369.020 Haltung im Einzelnen, von seiner Jndividualitätppo_369.021 ausgeht, die er nicht verläugnen kann. Nach ppo_369.022 dieser psychologischen Nothwendigkeit erkennen wir ppo_369.023 im Dichter der Jungfrau von Orleans, den Dichter ppo_369.024 des Dom Karlos, des Fiesko, des Wallenstein und ppo_369.025 der Maria Stuart, — im Dichter des Clavigo ppo_369.026 und der Jphigenia den Dichter des Tasso und des ppo_369.027 Egmont, — im Dichter der Albaneserin den ppo_369.028 Dichter der Schuld, — im Dichter des Moses ppo_369.029 den Dichter des Luther, — im Dichter der Freunde ppo_369.030 den Dichter der Erdennacht (Raupach) wieder. ppo_369.031 Denn so schöpferisch auch die Einbildungskraft des ppo_369.032 dramatischen Dichters walten, und so vielseitig sein ppo_369.033 Gefühl sich ankündigen mag; so liegt doch diejenige ppo_369.034 nothwendige Beschränkung in jedem endlichen —
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ppo_369.001
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/381>, abgerufen am 24.11.2024.
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