Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_360.001 Die Raup' erhob erstaunt vom dunklen Strauch ppo_360.002 ppo_360.019Jhr thierisch Haupt und seufzt: Auf niederm Bauch ppo_360.003 Muß ich mich kriechend im Staube plagen, ppo_360.004 Jndeß den Vogel dort durch die heitre Luft ppo_360.005 Vier goldgeschmückte Schwingen tragen. ppo_360.006 Jhn nährt der Blumen Saft und Duft, ppo_360.007 Und ich muß herbes Laub zernagen! -- ppo_360.008 Der Sommervogel sang: Getrost, mein verkleideter ppo_360.009 Bruder, nicht immer ppo_360.010 Wirst du dich plagen im rauhen Gewand; ppo_360.011 Bald wird auch dich die freundliche Hand ppo_360.012 Der Mutter bekleiden mit Schimmer: ppo_360.013 Bald wird ein doppeltes Flügelpaar ppo_360.014 Auch dich zum fröhlichen Leben erheben, ppo_360.015 Den Staub abschüttelnd, verjüngt wie ein Aar, ppo_360.016 Wirst du in den Lüften und Düften dann schweben. ppo_360.017 Drum glaube und harre der besseren Zeit, ppo_360.018 Und trage geduldig dein staubiges Kleid! 20) von Pfeffel. ppo_360.020Die Kirchenvereinigung. ppo_360.021 Jn einer griechischen Abtei ppo_360.022
Am Fuß des hohen Tabors, nährte ppo_360.023 Der Prior einen Papagei, ppo_360.024 Den er das Ave singen lehrte. ppo_360.025 Der Prior starb. -- Die Reis'lust wacht ppo_360.026 Jm Virtuosen auf; er kehrte ppo_360.027 Mit leisem Flug, bei dunkler Nacht, ppo_360.028 Jns alte Vaterland zurücke. ppo_360.029 Er stellte sich dem Hofe dar. ppo_360.030 Der Adler, der zu gutem Glücke ppo_360.031 Ein Freund der edlen Tonkunst war, ppo_360.032 Erhob, als er in der Kapelle ppo_360.001 Die Raup' erhob erstaunt vom dunklen Strauch ppo_360.002 ppo_360.019Jhr thierisch Haupt und seufzt: Auf niederm Bauch ppo_360.003 Muß ich mich kriechend im Staube plagen, ppo_360.004 Jndeß den Vogel dort durch die heitre Luft ppo_360.005 Vier goldgeschmückte Schwingen tragen. ppo_360.006 Jhn nährt der Blumen Saft und Duft, ppo_360.007 Und ich muß herbes Laub zernagen! — ppo_360.008 Der Sommervogel sang: Getrost, mein verkleideter ppo_360.009 Bruder, nicht immer ppo_360.010 Wirst du dich plagen im rauhen Gewand; ppo_360.011 Bald wird auch dich die freundliche Hand ppo_360.012 Der Mutter bekleiden mit Schimmer: ppo_360.013 Bald wird ein doppeltes Flügelpaar ppo_360.014 Auch dich zum fröhlichen Leben erheben, ppo_360.015 Den Staub abschüttelnd, verjüngt wie ein Aar, ppo_360.016 Wirst du in den Lüften und Düften dann schweben. ppo_360.017 Drum glaube und harre der besseren Zeit, ppo_360.018 Und trage geduldig dein staubiges Kleid! 20) von Pfeffel. ppo_360.020Die Kirchenvereinigung. ppo_360.021 Jn einer griechischen Abtei ppo_360.022
Am Fuß des hohen Tabors, nährte ppo_360.023 Der Prior einen Papagei, ppo_360.024 Den er das Ave singen lehrte. ppo_360.025 Der Prior starb. — Die Reis'lust wacht ppo_360.026 Jm Virtuosen auf; er kehrte ppo_360.027 Mit leisem Flug, bei dunkler Nacht, ppo_360.028 Jns alte Vaterland zurücke. ppo_360.029 Er stellte sich dem Hofe dar. ppo_360.030 Der Adler, der zu gutem Glücke ppo_360.031 Ein Freund der edlen Tonkunst war, ppo_360.032 Erhob, als er in der Kapelle <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0372" n="360"/> <lb n="ppo_360.001"/> <lg> <l> Die Raup' erhob erstaunt vom dunklen Strauch</l> <lb n="ppo_360.002"/> <l>Jhr thierisch Haupt und seufzt: Auf niederm Bauch</l> <lb n="ppo_360.003"/> <l>Muß ich mich kriechend im Staube plagen,</l> <lb n="ppo_360.004"/> <l>Jndeß den Vogel dort durch die heitre Luft</l> <lb n="ppo_360.005"/> <l>Vier goldgeschmückte Schwingen tragen.</l> <lb n="ppo_360.006"/> <l>Jhn nährt der Blumen Saft und Duft,</l> <lb n="ppo_360.007"/> <l>Und ich muß herbes Laub zernagen! —</l> <lb n="ppo_360.008"/> <l> Der Sommervogel sang: Getrost, mein verkleideter</l> <lb n="ppo_360.009"/> <l> <hi rendition="#right">Bruder, nicht immer</hi> </l> <lb n="ppo_360.010"/> <l>Wirst du dich plagen im rauhen Gewand;</l> <lb n="ppo_360.011"/> <l>Bald wird auch dich die freundliche Hand</l> <lb n="ppo_360.012"/> <l>Der Mutter bekleiden mit Schimmer:</l> <lb n="ppo_360.013"/> <l>Bald wird ein doppeltes Flügelpaar</l> <lb n="ppo_360.014"/> <l>Auch dich zum fröhlichen Leben erheben,</l> <lb n="ppo_360.015"/> <l>Den Staub abschüttelnd, verjüngt wie ein Aar,</l> <lb n="ppo_360.016"/> <l>Wirst du in den Lüften und Düften dann schweben.</l> <lb n="ppo_360.017"/> <l>Drum glaube und harre der besseren Zeit,</l> <lb n="ppo_360.018"/> <l>Und trage geduldig dein staubiges Kleid!</l> </lg> <lb n="ppo_360.019"/> <p> <hi rendition="#et"> 20) von <hi rendition="#g">Pfeffel.</hi></hi> </p> <lb n="ppo_360.020"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Kirchenvereinigung.</hi> </hi> </p> <lb n="ppo_360.021"/> <lg> <l> Jn einer griechischen Abtei</l> <lb n="ppo_360.022"/> <l>Am Fuß des hohen Tabors, nährte</l> <lb n="ppo_360.023"/> <l>Der Prior einen Papagei,</l> <lb n="ppo_360.024"/> <l>Den er das <hi rendition="#g">Ave</hi> singen lehrte.</l> <lb n="ppo_360.025"/> <l>Der Prior starb. — Die Reis'lust wacht</l> <lb n="ppo_360.026"/> <l>Jm Virtuosen auf; er kehrte</l> <lb n="ppo_360.027"/> <l>Mit leisem Flug, bei dunkler Nacht,</l> <lb n="ppo_360.028"/> <l>Jns alte Vaterland zurücke.</l> <lb n="ppo_360.029"/> <l>Er stellte sich dem Hofe dar.</l> <lb n="ppo_360.030"/> <l>Der Adler, der zu gutem Glücke</l> <lb n="ppo_360.031"/> <l>Ein Freund der edlen Tonkunst war,</l> <lb n="ppo_360.032"/> <l>Erhob, als er in der Kapelle</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [360/0372]
ppo_360.001
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Jhr thierisch Haupt und seufzt: Auf niederm Bauch ppo_360.003
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20) von Pfeffel.
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Die Kirchenvereinigung.
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Jn einer griechischen Abtei ppo_360.022
Am Fuß des hohen Tabors, nährte ppo_360.023
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/372>, abgerufen am 16.07.2024. |