Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_351.001 Allein von nun an sey die Grausamkeit verflucht; ppo_351.002 ppo_351.003Denn ehrlich, Bruder, währt am längsten. So heulten sie, und weinten bitterlich ppo_351.004 ppo_351.007Aus inn'rer Reue über sich. ppo_351.005 Allein im allerbesten Beten ppo_351.006 Zeigt sich ein Schaf -- Ein jeder war betreten. ppo_351.008 ppo_351.013Die Buße -- und ein fettes Schaf! ppo_351.009 Je, fing drauf einer an, weil uns das Glück so traf, ppo_351.010 Wer weiß, wenn's wieder kommt! Komm, Bruder, friß ppo_351.011 das Schaf; ppo_351.012 Wir können morgen weiter beten. 6) von Michaelis. ppo_351.014Die Hähne und der Marder. ppo_351.015 Die Herrschsucht, die mit jedem Ei gebohren ppo_351.016
Und mit der Zeit genährt, von Hahn zu Hahne stammt, ppo_351.017 Die Herrschsucht, sag' ich, war's, durch die, zur Wuth ppo_351.018 entflammt, ppo_351.019 Zwei Hähne sich den Tod geschworen. ppo_351.020 Sieg oder Sterben, ihr Entschluß, ppo_351.021 Stieß Brust auf Brust, und Fuß auf Fuß. ppo_351.022 Ein Schnabel prallte von dem andern. ppo_351.023 Ein Marder saß unfern in Ruh, ppo_351.024 Und sah dem Spiele lange zu. ppo_351.025 Nu, nu, sprach drauf der Schelm mit Lachen, ppo_351.026 Jch will geschwinde Friede machen. ppo_351.027 Gleich sprang er einem ins Genick, ppo_351.028 Und wanderte mit ihm zurück. ppo_351.029 Der andre flatterte indeß zum Hühnerhause, ppo_351.030 Und krähte zehnmal wohl dem Friedensstifter zu: ppo_351.031 Wie schmeckt das Morgenbrod? -- So gieb dich doch ppo_351.032 zur Ruh, ppo_351.001 Allein von nun an sey die Grausamkeit verflucht; ppo_351.002 ppo_351.003Denn ehrlich, Bruder, währt am längsten. So heulten sie, und weinten bitterlich ppo_351.004 ppo_351.007Aus inn'rer Reue über sich. ppo_351.005 Allein im allerbesten Beten ppo_351.006 Zeigt sich ein Schaf — Ein jeder war betreten. ppo_351.008 ppo_351.013Die Buße — und ein fettes Schaf! ppo_351.009 Je, fing drauf einer an, weil uns das Glück so traf, ppo_351.010 Wer weiß, wenn's wieder kommt! Komm, Bruder, friß ppo_351.011 das Schaf; ppo_351.012 Wir können morgen weiter beten. 6) von Michaelis. ppo_351.014Die Hähne und der Marder. ppo_351.015 Die Herrschsucht, die mit jedem Ei gebohren ppo_351.016
Und mit der Zeit genährt, von Hahn zu Hahne stammt, ppo_351.017 Die Herrschsucht, sag' ich, war's, durch die, zur Wuth ppo_351.018 entflammt, ppo_351.019 Zwei Hähne sich den Tod geschworen. ppo_351.020 Sieg oder Sterben, ihr Entschluß, ppo_351.021 Stieß Brust auf Brust, und Fuß auf Fuß. ppo_351.022 Ein Schnabel prallte von dem andern. ppo_351.023 Ein Marder saß unfern in Ruh, ppo_351.024 Und sah dem Spiele lange zu. ppo_351.025 Nu, nu, sprach drauf der Schelm mit Lachen, ppo_351.026 Jch will geschwinde Friede machen. ppo_351.027 Gleich sprang er einem ins Genick, ppo_351.028 Und wanderte mit ihm zurück. ppo_351.029 Der andre flatterte indeß zum Hühnerhause, ppo_351.030 Und krähte zehnmal wohl dem Friedensstifter zu: ppo_351.031 Wie schmeckt das Morgenbrod? — So gieb dich doch ppo_351.032 zur Ruh, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0363" n="351"/> <lb n="ppo_351.001"/> <lg> <l>Allein von nun an sey die Grausamkeit verflucht;</l> <lb n="ppo_351.002"/> <l>Denn ehrlich, Bruder, währt am längsten. </l> </lg> <lb n="ppo_351.003"/> <lg> <l> So heulten sie, und weinten bitterlich</l> <lb n="ppo_351.004"/> <l>Aus inn'rer Reue über sich.</l> <lb n="ppo_351.005"/> <l>Allein im allerbesten Beten</l> <lb n="ppo_351.006"/> <l>Zeigt sich ein Schaf — </l> </lg> <lb n="ppo_351.007"/> <lg> <l> Ein jeder war betreten.</l> <lb n="ppo_351.008"/> <l>Die Buße — und ein fettes Schaf!</l> <lb n="ppo_351.009"/> <l>Je, fing drauf einer an, weil uns das Glück so traf,</l> <lb n="ppo_351.010"/> <l>Wer weiß, wenn's wieder kommt! Komm, Bruder, friß</l> <lb n="ppo_351.011"/> <l> <hi rendition="#right">das Schaf;</hi> </l> <lb n="ppo_351.012"/> <l>Wir können morgen weiter beten.</l> </lg> <lb n="ppo_351.013"/> <p> <hi rendition="#et"> 6) von <hi rendition="#g">Michaelis.</hi></hi> </p> <lb n="ppo_351.014"/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Die Hähne und der Marder.</hi> </hi> </p> <lb n="ppo_351.015"/> <lg> <l> Die Herrschsucht, die mit jedem Ei gebohren</l> <lb n="ppo_351.016"/> <l>Und mit der Zeit genährt, von Hahn zu Hahne stammt,</l> <lb n="ppo_351.017"/> <l>Die Herrschsucht, sag' ich, war's, durch die, zur Wuth</l> <lb n="ppo_351.018"/> <l> <hi rendition="#right">entflammt,</hi> </l> <lb n="ppo_351.019"/> <l>Zwei Hähne sich den Tod geschworen.</l> <lb n="ppo_351.020"/> <l> Sieg oder Sterben, ihr Entschluß,</l> <lb n="ppo_351.021"/> <l>Stieß Brust auf Brust, und Fuß auf Fuß.</l> <lb n="ppo_351.022"/> <l>Ein Schnabel prallte von dem andern.</l> <lb n="ppo_351.023"/> <l> Ein Marder saß unfern in Ruh,</l> <lb n="ppo_351.024"/> <l>Und sah dem Spiele lange zu.</l> <lb n="ppo_351.025"/> <l>Nu, nu, sprach drauf der Schelm mit Lachen,</l> <lb n="ppo_351.026"/> <l>Jch will geschwinde Friede machen.</l> <lb n="ppo_351.027"/> <l>Gleich sprang er einem ins Genick,</l> <lb n="ppo_351.028"/> <l>Und wanderte mit ihm zurück.</l> <lb n="ppo_351.029"/> <l> Der andre flatterte indeß zum Hühnerhause,</l> <lb n="ppo_351.030"/> <l>Und krähte zehnmal wohl dem Friedensstifter zu:</l> <lb n="ppo_351.031"/> <l>Wie schmeckt das Morgenbrod? — So gieb dich doch</l> <lb n="ppo_351.032"/> <l> <hi rendition="#right">zur Ruh,</hi> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [351/0363]
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zur Ruh,
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Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/363>, abgerufen am 16.07.2024. |