Je häufiger der eigenthümliche Charakter der ppo_344.004 Fabel verkannt, und die poetische Erzählung mit ppo_344.005 der Fabel verwechselt wird; desto nöthiger ist es, ppo_344.006 die unterscheidenden Merkmale der Fabel von jeder ppo_344.007 andern Form der epischen Dichtkunst aufzufassen, ppo_344.008 und die Eigenthümlichkeit derselben, im Sinne der ppo_344.009 eigentlichen äsopischen Fabel, herzustellen. Denn ppo_344.010 nur die äsopische (die Thier=) Fabel verdient ausschließend ppo_344.011 diesen Namen, weil durch sie eine selbstständige, ppo_344.012 von jeder andern verschiedene, dichterische ppo_344.013 Form in den Kreis der epischen Dichtungsarten eintritt, ppo_344.014 in wiefern nämlich das Eigenthümliche der ppo_344.015 Fabel darauf beruht, menschliche Jndividuen, ppo_344.016 Zustände und Handlungen in dem, der ppo_344.017 menschlichen Freiheit verwandten, Kreise ppo_344.018 des Jnstinkts in der Thierwelt, unter der ppo_344.019 Einheit einer vollendeten ästhetischen Form darzustellen. ppo_344.020 Jn der Fabel erscheint daher der Mensch ppo_344.021 nicht selbst, nach seiner Jndividualität und nach den ppo_344.022 Wirkungen seiner Freiheit; er wird aber unter der ppo_344.023 symbolischen Hülle des Jnstinkts versinnlicht. So ppo_344.024 gewiß also, nach dieser Ansicht, nie ein menschliches ppo_344.025 Jndividuum, sondern nur ein, nach seinen Eigenschaften ppo_344.026 und nach seiner Ankündigung bekanntes, ppo_344.027 Thier in den Mittelpunct einer Fabel gestellt werden ppo_344.028 darf; so gewiß wird doch auch die Fabel nicht ppo_344.029 der Darstellung des Thieres selbst wegenppo_344.030 gedichtet. Es soll vielmehr der Mensch im Spiegel ppo_344.031 des Jnstinkts, eben so wohl nach den Ankündigungen ppo_344.032 seiner Freiheit überhaupt, wie nach den Verirrungen ppo_344.033 derselben, sich wieder erkennen, weil --
ppo_344.001
49. ppo_344.002 f) Die Fabel.
ppo_344.003
Je häufiger der eigenthümliche Charakter der ppo_344.004 Fabel verkannt, und die poetische Erzählung mit ppo_344.005 der Fabel verwechselt wird; desto nöthiger ist es, ppo_344.006 die unterscheidenden Merkmale der Fabel von jeder ppo_344.007 andern Form der epischen Dichtkunst aufzufassen, ppo_344.008 und die Eigenthümlichkeit derselben, im Sinne der ppo_344.009 eigentlichen äsopischen Fabel, herzustellen. Denn ppo_344.010 nur die äsopische (die Thier=) Fabel verdient ausschließend ppo_344.011 diesen Namen, weil durch sie eine selbstständige, ppo_344.012 von jeder andern verschiedene, dichterische ppo_344.013 Form in den Kreis der epischen Dichtungsarten eintritt, ppo_344.014 in wiefern nämlich das Eigenthümliche der ppo_344.015 Fabel darauf beruht, menschliche Jndividuen, ppo_344.016 Zustände und Handlungen in dem, der ppo_344.017 menschlichen Freiheit verwandten, Kreise ppo_344.018 des Jnstinkts in der Thierwelt, unter der ppo_344.019 Einheit einer vollendeten ästhetischen Form darzustellen. ppo_344.020 Jn der Fabel erscheint daher der Mensch ppo_344.021 nicht selbst, nach seiner Jndividualität und nach den ppo_344.022 Wirkungen seiner Freiheit; er wird aber unter der ppo_344.023 symbolischen Hülle des Jnstinkts versinnlicht. So ppo_344.024 gewiß also, nach dieser Ansicht, nie ein menschliches ppo_344.025 Jndividuum, sondern nur ein, nach seinen Eigenschaften ppo_344.026 und nach seiner Ankündigung bekanntes, ppo_344.027 Thier in den Mittelpunct einer Fabel gestellt werden ppo_344.028 darf; so gewiß wird doch auch die Fabel nicht ppo_344.029 der Darstellung des Thieres selbst wegenppo_344.030 gedichtet. Es soll vielmehr der Mensch im Spiegel ppo_344.031 des Jnstinkts, eben so wohl nach den Ankündigungen ppo_344.032 seiner Freiheit überhaupt, wie nach den Verirrungen ppo_344.033 derselben, sich wieder erkennen, weil —
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49. ppo_344.002
f) Die Fabel. ppo_344.003
Je häufiger der eigenthümliche Charakter der ppo_344.004
Fabel verkannt, und die poetische Erzählung mit ppo_344.005
der Fabel verwechselt wird; desto nöthiger ist es, ppo_344.006
die unterscheidenden Merkmale der Fabel von jeder ppo_344.007
andern Form der epischen Dichtkunst aufzufassen, ppo_344.008
und die Eigenthümlichkeit derselben, im Sinne der ppo_344.009
eigentlichen äsopischen Fabel, herzustellen. Denn ppo_344.010
nur die äsopische (die Thier=) Fabel verdient ausschließend ppo_344.011
diesen Namen, weil durch sie eine selbstständige, ppo_344.012
von jeder andern verschiedene, dichterische ppo_344.013
Form in den Kreis der epischen Dichtungsarten eintritt, ppo_344.014
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Fabel darauf beruht, menschliche Jndividuen, ppo_344.016
Zustände und Handlungen in dem, der ppo_344.017
menschlichen Freiheit verwandten, Kreise ppo_344.018
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Einheit einer vollendeten ästhetischen Form darzustellen. ppo_344.020
Jn der Fabel erscheint daher der Mensch ppo_344.021
nicht selbst, nach seiner Jndividualität und nach den ppo_344.022
Wirkungen seiner Freiheit; er wird aber unter der ppo_344.023
symbolischen Hülle des Jnstinkts versinnlicht. So ppo_344.024
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Jndividuum, sondern nur ein, nach seinen Eigenschaften ppo_344.026
und nach seiner Ankündigung bekanntes, ppo_344.027
Thier in den Mittelpunct einer Fabel gestellt werden ppo_344.028
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der Darstellung des Thieres selbst wegen ppo_344.030
gedichtet. Es soll vielmehr der Mensch im Spiegel ppo_344.031
des Jnstinkts, eben so wohl nach den Ankündigungen ppo_344.032
seiner Freiheit überhaupt, wie nach den Verirrungen ppo_344.033
derselben, sich wieder erkennen, weil —
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/356>, abgerufen am 23.11.2024.
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