ppo_328.001 weiter ist auch, in der Reihe der epischen Formen, ppo_328.002 der Begriff der poetischen Erzählung. Denn alles, ppo_328.003 was aus dem Kreise des Wirklichen und Möglichen ppo_328.004 ästhetisch dargestellt, d. h. als aus den Gefühlen ppo_328.005 des Dichters stammend und als Gefühle anregend ppo_328.006 geschildert, und zur Einheit der Form verbunden ppo_328.007 werden kann, eignet sich zum Stoffe der poetischen ppo_328.008 Erzählung. Dadurch aber unterscheidet sich die ppo_328.009 poetische Erzählung vom Epos, daß in der erstern ppo_328.010 die dargestellte Handlung oder Begebenheit, in ppo_328.011 dem letztern hingegen das handelnde Jndividuumppo_328.012 den Mittelpunct der ästhetischen Darstellung ppo_328.013 bildet. Jn der poetischen Erzählung erscheint nämlich ppo_328.014 das handelnde Jndividuum nicht als ein eigentlicher ppo_328.015 Held, der in noch unentschiedenem Kampfe ppo_328.016 mit dem auf ihn eindringenden widrigen Schicksale ppo_328.017 wahrgenommen wird; auch können die verwickelten ppo_328.018 Verhältnisse und Ereignisse, welche die poetische Erzählung ppo_328.019 schildert, nicht in der höhern Beziehung, wie ppo_328.020 im Epos, Schicksal genannt werden, weil es zunächst ppo_328.021 eine mehr oder weniger in sich fassende Thatsacheppo_328.022 ist, die der Dichter der poetischen Erzählung ppo_328.023 in den Mittelpunct des Ganzen stellt.
ppo_328.024
Bei dieser Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit ppo_328.025 des Stoffes für die poetische Erzählung bleibt es ppo_328.026 die Hauptaufgabe für dieselbe, vermittelst der Vollendung ppo_328.027 der ästhetischen Form dieselben Gefühle anzuregen, ppo_328.028 welche in dem Gemüthe des Dichters das ppo_328.029 Entstehen der ästhetischen Form bewirkten, und zugleich ppo_328.030 die Einbildungskraft in ein freies Spiel ppo_328.031 zu setzen, um durch beides gemeinschaftlich ein reines ppo_328.032 Wohlgefallen an der Form hervorzubringen. -- ppo_328.033 Je häufiger aber der erzählende Dichter mit der Darstellung ppo_328.034 freier Handlungen sich beschäftigen muß;
ppo_328.001 weiter ist auch, in der Reihe der epischen Formen, ppo_328.002 der Begriff der poetischen Erzählung. Denn alles, ppo_328.003 was aus dem Kreise des Wirklichen und Möglichen ppo_328.004 ästhetisch dargestellt, d. h. als aus den Gefühlen ppo_328.005 des Dichters stammend und als Gefühle anregend ppo_328.006 geschildert, und zur Einheit der Form verbunden ppo_328.007 werden kann, eignet sich zum Stoffe der poetischen ppo_328.008 Erzählung. Dadurch aber unterscheidet sich die ppo_328.009 poetische Erzählung vom Epos, daß in der erstern ppo_328.010 die dargestellte Handlung oder Begebenheit, in ppo_328.011 dem letztern hingegen das handelnde Jndividuumppo_328.012 den Mittelpunct der ästhetischen Darstellung ppo_328.013 bildet. Jn der poetischen Erzählung erscheint nämlich ppo_328.014 das handelnde Jndividuum nicht als ein eigentlicher ppo_328.015 Held, der in noch unentschiedenem Kampfe ppo_328.016 mit dem auf ihn eindringenden widrigen Schicksale ppo_328.017 wahrgenommen wird; auch können die verwickelten ppo_328.018 Verhältnisse und Ereignisse, welche die poetische Erzählung ppo_328.019 schildert, nicht in der höhern Beziehung, wie ppo_328.020 im Epos, Schicksal genannt werden, weil es zunächst ppo_328.021 eine mehr oder weniger in sich fassende Thatsacheppo_328.022 ist, die der Dichter der poetischen Erzählung ppo_328.023 in den Mittelpunct des Ganzen stellt.
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Bei dieser Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit ppo_328.025 des Stoffes für die poetische Erzählung bleibt es ppo_328.026 die Hauptaufgabe für dieselbe, vermittelst der Vollendung ppo_328.027 der ästhetischen Form dieselben Gefühle anzuregen, ppo_328.028 welche in dem Gemüthe des Dichters das ppo_328.029 Entstehen der ästhetischen Form bewirkten, und zugleich ppo_328.030 die Einbildungskraft in ein freies Spiel ppo_328.031 zu setzen, um durch beides gemeinschaftlich ein reines ppo_328.032 Wohlgefallen an der Form hervorzubringen. — ppo_328.033 Je häufiger aber der erzählende Dichter mit der Darstellung ppo_328.034 freier Handlungen sich beschäftigen muß;
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weiter ist auch, in der Reihe der epischen Formen, ppo_328.002
der Begriff der poetischen Erzählung. Denn alles, ppo_328.003
was aus dem Kreise des Wirklichen und Möglichen ppo_328.004
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poetische Erzählung vom Epos, daß in der erstern ppo_328.010
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mit dem auf ihn eindringenden widrigen Schicksale ppo_328.017
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Verhältnisse und Ereignisse, welche die poetische Erzählung ppo_328.019
schildert, nicht in der höhern Beziehung, wie ppo_328.020
im Epos, Schicksal genannt werden, weil es zunächst ppo_328.021
eine mehr oder weniger in sich fassende Thatsache ppo_328.022
ist, die der Dichter der poetischen Erzählung ppo_328.023
in den Mittelpunct des Ganzen stellt.
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Bei dieser Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit ppo_328.025
des Stoffes für die poetische Erzählung bleibt es ppo_328.026
die Hauptaufgabe für dieselbe, vermittelst der Vollendung ppo_328.027
der ästhetischen Form dieselben Gefühle anzuregen, ppo_328.028
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Entstehen der ästhetischen Form bewirkten, und zugleich ppo_328.030
die Einbildungskraft in ein freies Spiel ppo_328.031
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Wohlgefallen an der Form hervorzubringen. — ppo_328.033
Je häufiger aber der erzählende Dichter mit der Darstellung ppo_328.034
freier Handlungen sich beschäftigen muß;
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/340>, abgerufen am 22.11.2024.
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