Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_309.001 Freudig, doch mit ahnungsvollem Schweigen, ppo_309.002 ppo_309.009Blickt er auf der Himmelsmächte Kreis; ppo_309.003 Richter sind sie ihm und heil'ge Zeugen, ppo_309.004 Wie er ringt nach der Vollendung Preis. ppo_309.005 Nicht zu ruhn, noch feige zu ermatten, ppo_309.006 Schwört er, bis er den geliebten Schatten, ppo_309.007 Einen Fremdling in der niedern Welt ppo_309.008 Seinen Göttern dargestellt. Schöner Stein! in Paros kühlen Grüften ppo_309.010 ppo_309.017Hat die Oreade dir gelacht; ppo_309.011 Ja, du wurdest aus den Felsenklüften ppo_309.012 Jn beglückter Stund' hervorgebracht! ppo_309.013 Von der Hand Pygmalions erkohren, ppo_309.014 Reiner Marmor, wirst du neugebohren. ppo_309.015 Was sein Stahl dir liebend raubt, vergilt ppo_309.016 Tausendfach das holde Bild. Wann Aurora kaum noch deine Weiße ppo_309.018 ppo_309.025Röthet, eilt der Künstler schon herzu, ppo_309.019 Und ihm winkt von immer süßerm Fleiße ppo_309.020 Nur die Nacht gebieterisch zur Ruh. ppo_309.021 Wann des Schlafes Arm' ihn leis' umfangen, ppo_309.022 Spielt um ihn das schmeichelnde Verlangen, ppo_309.023 Zeichnet sein gelungnes Werk der Traum ppo_309.024 Dämmernd in des Aethers Raum. Endlich geht die freundlichste der Sonnen ppo_309.026
Ueber ihm, Vollendung bringend, auf. ppo_309.027 Endlich, endlich ist das Ziel gewonnen, ppo_309.028 Und die Palme kühlt des Siegers Lauf. ppo_309.029 Vor ihm blüht das liebliche Gebilde, ppo_309.030 Gleich der Rose, die der Frühlingsmilde, ppo_309.031 Welche webend, athmend um sie floß, ppo_309.032 Kaum den Purpurkelch erschloß. ppo_309.001 Freudig, doch mit ahnungsvollem Schweigen, ppo_309.002 ppo_309.009Blickt er auf der Himmelsmächte Kreis; ppo_309.003 Richter sind sie ihm und heil'ge Zeugen, ppo_309.004 Wie er ringt nach der Vollendung Preis. ppo_309.005 Nicht zu ruhn, noch feige zu ermatten, ppo_309.006 Schwört er, bis er den geliebten Schatten, ppo_309.007 Einen Fremdling in der niedern Welt ppo_309.008 Seinen Göttern dargestellt. Schöner Stein! in Paros kühlen Grüften ppo_309.010 ppo_309.017Hat die Oreade dir gelacht; ppo_309.011 Ja, du wurdest aus den Felsenklüften ppo_309.012 Jn beglückter Stund' hervorgebracht! ppo_309.013 Von der Hand Pygmalions erkohren, ppo_309.014 Reiner Marmor, wirst du neugebohren. ppo_309.015 Was sein Stahl dir liebend raubt, vergilt ppo_309.016 Tausendfach das holde Bild. Wann Aurora kaum noch deine Weiße ppo_309.018 ppo_309.025Röthet, eilt der Künstler schon herzu, ppo_309.019 Und ihm winkt von immer süßerm Fleiße ppo_309.020 Nur die Nacht gebieterisch zur Ruh. ppo_309.021 Wann des Schlafes Arm' ihn leis' umfangen, ppo_309.022 Spielt um ihn das schmeichelnde Verlangen, ppo_309.023 Zeichnet sein gelungnes Werk der Traum ppo_309.024 Dämmernd in des Aethers Raum. Endlich geht die freundlichste der Sonnen ppo_309.026
Ueber ihm, Vollendung bringend, auf. ppo_309.027 Endlich, endlich ist das Ziel gewonnen, ppo_309.028 Und die Palme kühlt des Siegers Lauf. ppo_309.029 Vor ihm blüht das liebliche Gebilde, ppo_309.030 Gleich der Rose, die der Frühlingsmilde, ppo_309.031 Welche webend, athmend um sie floß, ppo_309.032 Kaum den Purpurkelch erschloß. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0321" n="309"/> <lb n="ppo_309.001"/> <lg> <l> Freudig, doch mit ahnungsvollem Schweigen,</l> <lb n="ppo_309.002"/> <l>Blickt er auf der Himmelsmächte Kreis;</l> <lb n="ppo_309.003"/> <l>Richter sind sie ihm und heil'ge Zeugen,</l> <lb n="ppo_309.004"/> <l>Wie er ringt nach der Vollendung Preis.</l> <lb n="ppo_309.005"/> <l>Nicht zu ruhn, noch feige zu ermatten,</l> <lb n="ppo_309.006"/> <l>Schwört er, bis er den geliebten Schatten,</l> <lb n="ppo_309.007"/> <l>Einen Fremdling in der niedern Welt</l> <lb n="ppo_309.008"/> <l>Seinen Göttern dargestellt. </l> </lg> <lb n="ppo_309.009"/> <lg> <l> Schöner Stein! in Paros kühlen Grüften</l> <lb n="ppo_309.010"/> <l>Hat die Oreade dir gelacht;</l> <lb n="ppo_309.011"/> <l>Ja, du wurdest aus den Felsenklüften</l> <lb n="ppo_309.012"/> <l>Jn beglückter Stund' hervorgebracht!</l> <lb n="ppo_309.013"/> <l>Von der Hand Pygmalions erkohren,</l> <lb n="ppo_309.014"/> <l>Reiner Marmor, wirst du neugebohren.</l> <lb n="ppo_309.015"/> <l>Was sein Stahl dir liebend raubt, vergilt</l> <lb n="ppo_309.016"/> <l>Tausendfach das holde Bild. </l> </lg> <lb n="ppo_309.017"/> <lg> <l> Wann Aurora kaum noch deine Weiße</l> <lb n="ppo_309.018"/> <l>Röthet, eilt der Künstler schon herzu,</l> <lb n="ppo_309.019"/> <l>Und ihm winkt von immer süßerm Fleiße</l> <lb n="ppo_309.020"/> <l>Nur die Nacht gebieterisch zur Ruh.</l> <lb n="ppo_309.021"/> <l>Wann des Schlafes Arm' ihn leis' umfangen,</l> <lb n="ppo_309.022"/> <l>Spielt um ihn das schmeichelnde Verlangen,</l> <lb n="ppo_309.023"/> <l>Zeichnet sein gelungnes Werk der Traum</l> <lb n="ppo_309.024"/> <l>Dämmernd in des Aethers Raum. </l> </lg> <lb n="ppo_309.025"/> <lg> <l> Endlich geht die freundlichste der Sonnen</l> <lb n="ppo_309.026"/> <l>Ueber ihm, Vollendung bringend, auf.</l> <lb n="ppo_309.027"/> <l>Endlich, endlich ist das Ziel gewonnen,</l> <lb n="ppo_309.028"/> <l>Und die Palme kühlt des Siegers Lauf.</l> <lb n="ppo_309.029"/> <l>Vor ihm blüht das liebliche Gebilde,</l> <lb n="ppo_309.030"/> <l>Gleich der Rose, die der Frühlingsmilde,</l> <lb n="ppo_309.031"/> <l>Welche webend, athmend um sie floß,</l> <lb n="ppo_309.032"/> <l>Kaum den Purpurkelch erschloß.</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0321]
ppo_309.001
Freudig, doch mit ahnungsvollem Schweigen, ppo_309.002
Blickt er auf der Himmelsmächte Kreis; ppo_309.003
Richter sind sie ihm und heil'ge Zeugen, ppo_309.004
Wie er ringt nach der Vollendung Preis. ppo_309.005
Nicht zu ruhn, noch feige zu ermatten, ppo_309.006
Schwört er, bis er den geliebten Schatten, ppo_309.007
Einen Fremdling in der niedern Welt ppo_309.008
Seinen Göttern dargestellt.
ppo_309.009
Schöner Stein! in Paros kühlen Grüften ppo_309.010
Hat die Oreade dir gelacht; ppo_309.011
Ja, du wurdest aus den Felsenklüften ppo_309.012
Jn beglückter Stund' hervorgebracht! ppo_309.013
Von der Hand Pygmalions erkohren, ppo_309.014
Reiner Marmor, wirst du neugebohren. ppo_309.015
Was sein Stahl dir liebend raubt, vergilt ppo_309.016
Tausendfach das holde Bild.
ppo_309.017
Wann Aurora kaum noch deine Weiße ppo_309.018
Röthet, eilt der Künstler schon herzu, ppo_309.019
Und ihm winkt von immer süßerm Fleiße ppo_309.020
Nur die Nacht gebieterisch zur Ruh. ppo_309.021
Wann des Schlafes Arm' ihn leis' umfangen, ppo_309.022
Spielt um ihn das schmeichelnde Verlangen, ppo_309.023
Zeichnet sein gelungnes Werk der Traum ppo_309.024
Dämmernd in des Aethers Raum.
ppo_309.025
Endlich geht die freundlichste der Sonnen ppo_309.026
Ueber ihm, Vollendung bringend, auf. ppo_309.027
Endlich, endlich ist das Ziel gewonnen, ppo_309.028
Und die Palme kühlt des Siegers Lauf. ppo_309.029
Vor ihm blüht das liebliche Gebilde, ppo_309.030
Gleich der Rose, die der Frühlingsmilde, ppo_309.031
Welche webend, athmend um sie floß, ppo_309.032
Kaum den Purpurkelch erschloß.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/321 |
Zitationshilfe: | Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/321>, abgerufen am 16.02.2025. |