ppo_300.001 Form der Romanze und Ballade wird durch die ppo_300.002 gleichmäßige -- weder abgebrochene, noch gedehnte -- ppo_300.003 Haltung aller einzelnen Theile des ästhetischen Ganzen ppo_300.004 bedingt; so wie die Schlußentwickelung der Handlung ppo_300.005 oder der Schicksale des Jndividuums erfreulichppo_300.006 (z. B. in Schillers Bürgschaft) oder traurigppo_300.007 (z. B. in des Pfarrers Tochter von Taubenhain ppo_300.008 von Bürger) seyn kann, ohne daß dadurch die ppo_300.009 Forderungen des Gesetzes der Form an die ästhetische ppo_300.010 Vollendung der Romanze und Ballade verändert ppo_300.011 werden.
ppo_300.012
Ohne hinreichenden Grund bestimmten einige ppo_300.013 Theoretiker die Bezeichnung Romanze für die frohe ppo_300.014 und heitere Einkleidung und Durchführung, das ppo_300.015 Wort Ballade aber für die traurige und erschütternde ppo_300.016 Darstellung dieser epischen Kunstformen. ppo_300.017 Denn die Benennung Romanze stammt aus der ppo_300.018 verderbten lateinischen (romanischen) Sprache, in welcher ppo_300.019 man seit dem zehnten Jahrhunderte dichterische ppo_300.020 Schilderungen von kriegerischen und verliebten Abenteuern ppo_300.021 niederschrieb; und Ballade bezeichnete ursprünglich ppo_300.022 ein Lied, das man zur musikalischen Begleitung, ppo_300.023 ja selbst zum Tanze, sang. Jn theoretischer ppo_300.024 Hinsicht kann zwischen beiden Benennungen ppo_300.025 kein wesentlicher Unterschied ausgemittelt und ppo_300.026 durchgeführt werden; auch haben die classischen Dichter ppo_300.027 nie ausschließend an die eine oder die andere ppo_300.028 Bezeichnung sich gebunden. -- Auf gleiche Weise ppo_300.029 verhält es sich mit der von einigen Theoretikern aufgestellte ppo_300.030 Forderung, daß der Ton der Romanze dem ppo_300.031 Volksliede sich nähern müsse. Zugestanden, daß ppo_300.032 dies bei einzelnen gediegenen Romanzen und Balladen ppo_300.033 -- namentlich bei den Bürgerschen, Stolbergischenppo_300.034 und Langbeinischen -- wirklich der
ppo_300.001 Form der Romanze und Ballade wird durch die ppo_300.002 gleichmäßige — weder abgebrochene, noch gedehnte — ppo_300.003 Haltung aller einzelnen Theile des ästhetischen Ganzen ppo_300.004 bedingt; so wie die Schlußentwickelung der Handlung ppo_300.005 oder der Schicksale des Jndividuums erfreulichppo_300.006 (z. B. in Schillers Bürgschaft) oder traurigppo_300.007 (z. B. in des Pfarrers Tochter von Taubenhain ppo_300.008 von Bürger) seyn kann, ohne daß dadurch die ppo_300.009 Forderungen des Gesetzes der Form an die ästhetische ppo_300.010 Vollendung der Romanze und Ballade verändert ppo_300.011 werden.
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Ohne hinreichenden Grund bestimmten einige ppo_300.013 Theoretiker die Bezeichnung Romanze für die frohe ppo_300.014 und heitere Einkleidung und Durchführung, das ppo_300.015 Wort Ballade aber für die traurige und erschütternde ppo_300.016 Darstellung dieser epischen Kunstformen. ppo_300.017 Denn die Benennung Romanze stammt aus der ppo_300.018 verderbten lateinischen (romanischen) Sprache, in welcher ppo_300.019 man seit dem zehnten Jahrhunderte dichterische ppo_300.020 Schilderungen von kriegerischen und verliebten Abenteuern ppo_300.021 niederschrieb; und Ballade bezeichnete ursprünglich ppo_300.022 ein Lied, das man zur musikalischen Begleitung, ppo_300.023 ja selbst zum Tanze, sang. Jn theoretischer ppo_300.024 Hinsicht kann zwischen beiden Benennungen ppo_300.025 kein wesentlicher Unterschied ausgemittelt und ppo_300.026 durchgeführt werden; auch haben die classischen Dichter ppo_300.027 nie ausschließend an die eine oder die andere ppo_300.028 Bezeichnung sich gebunden. — Auf gleiche Weise ppo_300.029 verhält es sich mit der von einigen Theoretikern aufgestellte ppo_300.030 Forderung, daß der Ton der Romanze dem ppo_300.031 Volksliede sich nähern müsse. Zugestanden, daß ppo_300.032 dies bei einzelnen gediegenen Romanzen und Balladen ppo_300.033 — namentlich bei den Bürgerschen, Stolbergischenppo_300.034 und Langbeinischen — wirklich der
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Form der Romanze und Ballade wird durch die ppo_300.002
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(z. B. in des Pfarrers Tochter von Taubenhain ppo_300.008
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Vollendung der Romanze und Ballade verändert ppo_300.011
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Ohne hinreichenden Grund bestimmten einige ppo_300.013
Theoretiker die Bezeichnung Romanze für die frohe ppo_300.014
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Wort Ballade aber für die traurige und erschütternde ppo_300.016
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/312>, abgerufen am 25.11.2024.
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