ppo_299.001 Fällen die innigsten Gefühle des menschlichen Herzens, ppo_299.002 die Gefühle der Liebe, der Zärtlichkeit, der ppo_299.003 Freundschaft und der Theilnahme, den in der Romanze ppo_299.004 und Ballade versinnlichten Handlungen und ppo_299.005 Begebenheiten zum Grunde lagen. Der Stoff der ppo_299.006 Romanze und Ballade, er sey nun entweder aus ppo_299.007 der wirklichen Geschichte entlehnt und nur von dem ppo_299.008 Dichter für seinen ästhetischen Zweck gestaltet, oder ppo_299.009 er sey ein reines Erzeugniß seiner schöpferischen ppo_299.010 Einbildungskraft, kann bald der Mythologie, bald ppo_299.011 dem heroischen Zeitalter der Völker, bald den religiösen ppo_299.012 Vorstellungen und Ansichten, bald dem Klosterleben, ppo_299.013 bald auch den Vorgängen des gewöhnlichen ppo_299.014 Lebens angehören; nur muß ein höheres Gefühl ppo_299.015 als Grundton des Ganzen sich ankündigen, und ppo_299.016 die ästhetische Vollendung der Form auf der Haltung, ppo_299.017 Durchführung und Steigerung dieses Gefühls ppo_299.018 beruhen. Denn selbst bis zur Stärke der Leidenschaft ppo_299.019 kann dieses Gefühl von dem Dichter erhoben werden, ppo_299.020 je mächtiger entweder dieses Gefühl ursprünglich ppo_299.021 erscheint, oder je größer der Kampf ist, den die ppo_299.022 einwohnende Kraft des handelnden Jndividuums mit ppo_299.023 den Schwierigkeiten und Hindernissen eines widrigen ppo_299.024 Geschicks bestehen muß. Die Maschinerieen,ppo_299.025 die, wie in der Epopöe, in mehrern Romanzen und ppo_299.026 Balladen vorkommen, gehören nicht zu ihrem eigentlichen ppo_299.027 Wesen; denn es sind viele, der Form nach ppo_299.028 vollendete, Romanzen vorhanden, die der Maschinerie ppo_299.029 ermangeln (z. B. Schillers Bürgschaft; ppo_299.030 Seume's Opfer u. a.). Wo sie aber aufgenommen ppo_299.031 wird (z. B. in Bürgers Leonore u. a.), muß ppo_299.032 sie als ästhetisch = nothwendig erscheinen, und zur ppo_299.033 Schürzung und Entwickelung des Knotens der Hauptbegebenheit ppo_299.034 gehören. Die Kürze oder Länge der
ppo_299.001 Fällen die innigsten Gefühle des menschlichen Herzens, ppo_299.002 die Gefühle der Liebe, der Zärtlichkeit, der ppo_299.003 Freundschaft und der Theilnahme, den in der Romanze ppo_299.004 und Ballade versinnlichten Handlungen und ppo_299.005 Begebenheiten zum Grunde lagen. Der Stoff der ppo_299.006 Romanze und Ballade, er sey nun entweder aus ppo_299.007 der wirklichen Geschichte entlehnt und nur von dem ppo_299.008 Dichter für seinen ästhetischen Zweck gestaltet, oder ppo_299.009 er sey ein reines Erzeugniß seiner schöpferischen ppo_299.010 Einbildungskraft, kann bald der Mythologie, bald ppo_299.011 dem heroischen Zeitalter der Völker, bald den religiösen ppo_299.012 Vorstellungen und Ansichten, bald dem Klosterleben, ppo_299.013 bald auch den Vorgängen des gewöhnlichen ppo_299.014 Lebens angehören; nur muß ein höheres Gefühl ppo_299.015 als Grundton des Ganzen sich ankündigen, und ppo_299.016 die ästhetische Vollendung der Form auf der Haltung, ppo_299.017 Durchführung und Steigerung dieses Gefühls ppo_299.018 beruhen. Denn selbst bis zur Stärke der Leidenschaft ppo_299.019 kann dieses Gefühl von dem Dichter erhoben werden, ppo_299.020 je mächtiger entweder dieses Gefühl ursprünglich ppo_299.021 erscheint, oder je größer der Kampf ist, den die ppo_299.022 einwohnende Kraft des handelnden Jndividuums mit ppo_299.023 den Schwierigkeiten und Hindernissen eines widrigen ppo_299.024 Geschicks bestehen muß. Die Maschinerieen,ppo_299.025 die, wie in der Epopöe, in mehrern Romanzen und ppo_299.026 Balladen vorkommen, gehören nicht zu ihrem eigentlichen ppo_299.027 Wesen; denn es sind viele, der Form nach ppo_299.028 vollendete, Romanzen vorhanden, die der Maschinerie ppo_299.029 ermangeln (z. B. Schillers Bürgschaft; ppo_299.030 Seume's Opfer u. a.). Wo sie aber aufgenommen ppo_299.031 wird (z. B. in Bürgers Leonore u. a.), muß ppo_299.032 sie als ästhetisch = nothwendig erscheinen, und zur ppo_299.033 Schürzung und Entwickelung des Knotens der Hauptbegebenheit ppo_299.034 gehören. Die Kürze oder Länge der
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Freundschaft und der Theilnahme, den in der Romanze ppo_299.004
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als Grundton des Ganzen sich ankündigen, und ppo_299.016
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beruhen. Denn selbst bis zur Stärke der Leidenschaft ppo_299.019
kann dieses Gefühl von dem Dichter erhoben werden, ppo_299.020
je mächtiger entweder dieses Gefühl ursprünglich ppo_299.021
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Geschicks bestehen muß. Die Maschinerieen, ppo_299.025
die, wie in der Epopöe, in mehrern Romanzen und ppo_299.026
Balladen vorkommen, gehören nicht zu ihrem eigentlichen ppo_299.027
Wesen; denn es sind viele, der Form nach ppo_299.028
vollendete, Romanzen vorhanden, die der Maschinerie ppo_299.029
ermangeln (z. B. Schillers Bürgschaft; ppo_299.030
Seume's Opfer u. a.). Wo sie aber aufgenommen ppo_299.031
wird (z. B. in Bürgers Leonore u. a.), muß ppo_299.032
sie als ästhetisch = nothwendig erscheinen, und zur ppo_299.033
Schürzung und Entwickelung des Knotens der Hauptbegebenheit ppo_299.034
gehören. Die Kürze oder Länge der
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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