ppo_293.001 verfallenen Wangen des Pastors, und Amor fuhr lächelnd ppo_293.002 fort: Jch sehe, du erinnerst dich noch dieser lebhaften ppo_293.003 Schönen, die einst, in diesen Fluren geboren, nur von ppo_293.004 der unschuldigen Natur erzogen ward, die dir oft in der ppo_293.005 feurigsten Predigt, durch einen einzigen Blick ihrer hellblauen ppo_293.006 Augen, ein langes verhaßtes Stottern, -- und, ppo_293.007 wenn du allein warest, manchen lauten Seufzer erregte. ppo_293.008 Ach, sie hätte dich gewiß zum Glücklichsten deines Standes ppo_293.009 erhoben, wenn nicht die Jntrigue eines neidischen ppo_293.010 Hofes sie deinem Kirchspiele entführt, und unter die ppo_293.011 fürstlichen Zofen versetzt hätte. O wie traurig hast du ppo_293.012 diese Zeit ihres Hofdienstes hinschleichen lassen! Doch ppo_293.013 das Ende deiner Leiden ist da! Wie leicht wird dir es ppo_293.014 werden in Wilhelminens tröstenden Armen, oder an ihrem ppo_293.015 wallenden Busen, der vergangnen traurigen Tage ppo_293.016 zu vergessen. Ermuntere dich also und höre meinen liebreichen ppo_293.017 Rath. Morgen wird die reizende Wilhelmine ppo_293.018 den graubärtigen Verwalter, ihren Vater, besuchen; -- ppo_293.019 von keinem Höflinge begleitet, wird sie des Mittags zu ppo_293.020 ihm fahren. Welch ein bedeutender Wink, den das ppo_293.021 Schicksal dir giebt! Folge ihm; suche Wilhelminens Gesellschaft, ppo_293.022 und eröffne ihr, so rührend als du vermagst, ppo_293.023 deine brennende Neigung!
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Die neue Sonne rollte den jungen Tag des Jahres ppo_293.025 herauf. Ein Heer vorausbezahlter Gratulanten jauchzte ppo_293.026 ihr entgegen; andere, unglücklicher, zerrissen das Neujahrsgedicht, ppo_293.027 seit dem September geschmiedet; denn ihr ppo_293.028 alter Mäcen ist den heiligen Abend vorher gestorben, und ppo_293.029 hinterläßt geizige Erben. Verjährte Rechte, drohende ppo_293.030 Wechselbriefe, erfüllte Hoffnungen und erseufzte Majorennitäten ppo_293.031 drängten sich auf den Stralen des neuen ppo_293.032 Lichts in das beunruhigte Herz der erwachten Sterblichen. ppo_293.033 Und der voll Hoffnung erwachte Pfarrherr ging ppo_293.034 in der Frühe zu Niclas, dem Verwalter; wünschte ihm
ppo_293.001 verfallenen Wangen des Pastors, und Amor fuhr lächelnd ppo_293.002 fort: Jch sehe, du erinnerst dich noch dieser lebhaften ppo_293.003 Schönen, die einst, in diesen Fluren geboren, nur von ppo_293.004 der unschuldigen Natur erzogen ward, die dir oft in der ppo_293.005 feurigsten Predigt, durch einen einzigen Blick ihrer hellblauen ppo_293.006 Augen, ein langes verhaßtes Stottern, — und, ppo_293.007 wenn du allein warest, manchen lauten Seufzer erregte. ppo_293.008 Ach, sie hätte dich gewiß zum Glücklichsten deines Standes ppo_293.009 erhoben, wenn nicht die Jntrigue eines neidischen ppo_293.010 Hofes sie deinem Kirchspiele entführt, und unter die ppo_293.011 fürstlichen Zofen versetzt hätte. O wie traurig hast du ppo_293.012 diese Zeit ihres Hofdienstes hinschleichen lassen! Doch ppo_293.013 das Ende deiner Leiden ist da! Wie leicht wird dir es ppo_293.014 werden in Wilhelminens tröstenden Armen, oder an ihrem ppo_293.015 wallenden Busen, der vergangnen traurigen Tage ppo_293.016 zu vergessen. Ermuntere dich also und höre meinen liebreichen ppo_293.017 Rath. Morgen wird die reizende Wilhelmine ppo_293.018 den graubärtigen Verwalter, ihren Vater, besuchen; — ppo_293.019 von keinem Höflinge begleitet, wird sie des Mittags zu ppo_293.020 ihm fahren. Welch ein bedeutender Wink, den das ppo_293.021 Schicksal dir giebt! Folge ihm; suche Wilhelminens Gesellschaft, ppo_293.022 und eröffne ihr, so rührend als du vermagst, ppo_293.023 deine brennende Neigung!
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Die neue Sonne rollte den jungen Tag des Jahres ppo_293.025 herauf. Ein Heer vorausbezahlter Gratulanten jauchzte ppo_293.026 ihr entgegen; andere, unglücklicher, zerrissen das Neujahrsgedicht, ppo_293.027 seit dem September geschmiedet; denn ihr ppo_293.028 alter Mäcen ist den heiligen Abend vorher gestorben, und ppo_293.029 hinterläßt geizige Erben. Verjährte Rechte, drohende ppo_293.030 Wechselbriefe, erfüllte Hoffnungen und erseufzte Majorennitäten ppo_293.031 drängten sich auf den Stralen des neuen ppo_293.032 Lichts in das beunruhigte Herz der erwachten Sterblichen. ppo_293.033 Und der voll Hoffnung erwachte Pfarrherr ging ppo_293.034 in der Frühe zu Niclas, dem Verwalter; wünschte ihm
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den graubärtigen Verwalter, ihren Vater, besuchen; — ppo_293.019
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seit dem September geschmiedet; denn ihr ppo_293.028
alter Mäcen ist den heiligen Abend vorher gestorben, und ppo_293.029
hinterläßt geizige Erben. Verjährte Rechte, drohende ppo_293.030
Wechselbriefe, erfüllte Hoffnungen und erseufzte Majorennitäten ppo_293.031
drängten sich auf den Stralen des neuen ppo_293.032
Lichts in das beunruhigte Herz der erwachten Sterblichen. ppo_293.033
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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