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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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verfallenen Wangen des Pastors, und Amor fuhr lächelnd ppo_293.002
fort: Jch sehe, du erinnerst dich noch dieser lebhaften ppo_293.003
Schönen, die einst, in diesen Fluren geboren, nur von ppo_293.004
der unschuldigen Natur erzogen ward, die dir oft in der ppo_293.005
feurigsten Predigt, durch einen einzigen Blick ihrer hellblauen ppo_293.006
Augen, ein langes verhaßtes Stottern, -- und, ppo_293.007
wenn du allein warest, manchen lauten Seufzer erregte. ppo_293.008
Ach, sie hätte dich gewiß zum Glücklichsten deines Standes ppo_293.009
erhoben, wenn nicht die Jntrigue eines neidischen ppo_293.010
Hofes sie deinem Kirchspiele entführt, und unter die ppo_293.011
fürstlichen Zofen versetzt hätte. O wie traurig hast du ppo_293.012
diese Zeit ihres Hofdienstes hinschleichen lassen! Doch ppo_293.013
das Ende deiner Leiden ist da! Wie leicht wird dir es ppo_293.014
werden in Wilhelminens tröstenden Armen, oder an ihrem ppo_293.015
wallenden Busen, der vergangnen traurigen Tage ppo_293.016
zu vergessen. Ermuntere dich also und höre meinen liebreichen ppo_293.017
Rath. Morgen wird die reizende Wilhelmine ppo_293.018
den graubärtigen Verwalter, ihren Vater, besuchen; -- ppo_293.019
von keinem Höflinge begleitet, wird sie des Mittags zu ppo_293.020
ihm fahren. Welch ein bedeutender Wink, den das ppo_293.021
Schicksal dir giebt! Folge ihm; suche Wilhelminens Gesellschaft, ppo_293.022
und eröffne ihr, so rührend als du vermagst, ppo_293.023
deine brennende Neigung!

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Die neue Sonne rollte den jungen Tag des Jahres ppo_293.025
herauf. Ein Heer vorausbezahlter Gratulanten jauchzte ppo_293.026
ihr entgegen; andere, unglücklicher, zerrissen das Neujahrsgedicht, ppo_293.027
seit dem September geschmiedet; denn ihr ppo_293.028
alter Mäcen ist den heiligen Abend vorher gestorben, und ppo_293.029
hinterläßt geizige Erben. Verjährte Rechte, drohende ppo_293.030
Wechselbriefe, erfüllte Hoffnungen und erseufzte Majorennitäten ppo_293.031
drängten sich auf den Stralen des neuen ppo_293.032
Lichts in das beunruhigte Herz der erwachten Sterblichen. ppo_293.033
Und der voll Hoffnung erwachte Pfarrherr ging ppo_293.034
in der Frühe zu Niclas, dem Verwalter; wünschte ihm

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verfallenen Wangen des Pastors, und Amor fuhr lächelnd ppo_293.002
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diese Zeit ihres Hofdienstes hinschleichen lassen! Doch ppo_293.013
das Ende deiner Leiden ist da! Wie leicht wird dir es ppo_293.014
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wallenden Busen, der vergangnen traurigen Tage ppo_293.016
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Rath. Morgen wird die reizende Wilhelmine ppo_293.018
den graubärtigen Verwalter, ihren Vater, besuchen; — ppo_293.019
von keinem Höflinge begleitet, wird sie des Mittags zu ppo_293.020
ihm fahren. Welch ein bedeutender Wink, den das ppo_293.021
Schicksal dir giebt! Folge ihm; suche Wilhelminens Gesellschaft, ppo_293.022
und eröffne ihr, so rührend als du vermagst, ppo_293.023
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Die neue Sonne rollte den jungen Tag des Jahres ppo_293.025
herauf. Ein Heer vorausbezahlter Gratulanten jauchzte ppo_293.026
ihr entgegen; andere, unglücklicher, zerrissen das Neujahrsgedicht, ppo_293.027
seit dem September geschmiedet; denn ihr ppo_293.028
alter Mäcen ist den heiligen Abend vorher gestorben, und ppo_293.029
hinterläßt geizige Erben. Verjährte Rechte, drohende ppo_293.030
Wechselbriefe, erfüllte Hoffnungen und erseufzte Majorennitäten ppo_293.031
drängten sich auf den Stralen des neuen ppo_293.032
Lichts in das beunruhigte Herz der erwachten Sterblichen. ppo_293.033
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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/305>, abgerufen am 22.11.2024.