Die zweite Grundbedingung der dichterischen Darstellung beruht daher darauf, daß der aus dem Gefühlsvermögen stammende Stoff für jedes dichterische Erzeugniß, nach seinem Uebergange ins Vorstellungsvermögen, vermittelst der Einbildungskraft eine idealische Bekleidung erhalte, und, mit dieser Ausstattung, eintrete ins Gebiet der Sprache; denn nur das Jdealische trägt in der Sprachdarstellung den Charakter der Dichtkunst. Der bloße Begriff des Verstandes, und wäre er noch so abgeglättet in Sylbenmaas und Reim gekleidet, kann nie als Erzeugniß der Dichtkunst erscheinen; denn ihm fehlt eben so die Abstammung aus dem Gefühlsvermögen, wie er der idealischen Haltung durch die Thätigkeit der Einbildungskraft ermangelt. (So wird z. B. Kästners Lehrgedicht von den Kometen nie als Gedicht gelten, ob es gleich im abgemessenen Sylbenmaase sich bewegt; dagegen sind viele Erzeugnisse Jean Pauls echt dichterische Formen, ob sie gleich des Sylbenmaases und Reimes ermangeln.)
Unter allen Urbildern (Jdealen) der Einbildungskraft sind aber die Jdeale des Wahren, des Schönen und des Guten die drei höchsten, die sie hervorbringt, und welchen sie jede einzelne idealische Form unterordnet. Wenn das Jdeal des Wahren der höchste Zielpunct für alle durch das Vorstellungsvermögen vermittelte Erkenntniß, so wie das Jdeal des Sittlich-Guten der höchste Zielpunct für alle durch das Bestrebungsvermögen hervorzubringende freie Handlungen bleibt; so ist das Jdeal des Schönen der höchste Zielpunct für die gesammte Thätigkeit des Gefühlsvermögens. Denn, was das Gefühlsvermögen rühren und erschüttern
Die zweite Grundbedingung der dichterischen Darstellung beruht daher darauf, daß der aus dem Gefühlsvermögen stammende Stoff für jedes dichterische Erzeugniß, nach seinem Uebergange ins Vorstellungsvermögen, vermittelst der Einbildungskraft eine idealische Bekleidung erhalte, und, mit dieser Ausstattung, eintrete ins Gebiet der Sprache; denn nur das Jdealische trägt in der Sprachdarstellung den Charakter der Dichtkunst. Der bloße Begriff des Verstandes, und wäre er noch so abgeglättet in Sylbenmaas und Reim gekleidet, kann nie als Erzeugniß der Dichtkunst erscheinen; denn ihm fehlt eben so die Abstammung aus dem Gefühlsvermögen, wie er der idealischen Haltung durch die Thätigkeit der Einbildungskraft ermangelt. (So wird z. B. Kästners Lehrgedicht von den Kometen nie als Gedicht gelten, ob es gleich im abgemessenen Sylbenmaase sich bewegt; dagegen sind viele Erzeugnisse Jean Pauls echt dichterische Formen, ob sie gleich des Sylbenmaases und Reimes ermangeln.)
Unter allen Urbildern (Jdealen) der Einbildungskraft sind aber die Jdeale des Wahren, des Schönen und des Guten die drei höchsten, die sie hervorbringt, und welchen sie jede einzelne idealische Form unterordnet. Wenn das Jdeal des Wahren der höchste Zielpunct für alle durch das Vorstellungsvermögen vermittelte Erkenntniß, so wie das Jdeal des Sittlich-Guten der höchste Zielpunct für alle durch das Bestrebungsvermögen hervorzubringende freie Handlungen bleibt; so ist das Jdeal des Schönen der höchste Zielpunct für die gesammte Thätigkeit des Gefühlsvermögens. Denn, was das Gefühlsvermögen rühren und erschüttern
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freie Handlungen bleibt; so ist das ppo_013.032
Jdeal des Schönen der höchste Zielpunct für ppo_013.033
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/25>, abgerufen am 22.01.2025.
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