Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_219.001 Besitzt nicht was er hat, ist arm und hat viel Geld. ppo_219.002
Er gehet fröhlich hin, führt jetzt die süßen Reben ppo_219.003 An Ulmenbäumen auf, daß sie beisammen kleben, ppo_219.004 Als ehelich vermählt; jetzt, weil die Schösse klein, ppo_219.005 Bricht er, was wild ist, ab, impft gute Sprößlein ein; ppo_219.006 Nimmt bald die Schaufel her, macht Furchen frei zu ppo_219.007 fließen ppo_219.008 Dem Wasser übers Feld; die Wiesen zu begießen, ppo_219.009 So dürr und durstig stehn, spaziert bald in das Gras, ppo_219.010 Das durch den Silberthau des Morgens noch ist naß. ppo_219.011 Bald stützt er einen Baum, der, von der Frucht gebeuget, ppo_219.012 ppo_219.013 Vor Last zerbrechen will, und sich zur Erden neiget; ppo_219.014 Und etwa sieht er gehn dort um das grüne Thal ppo_219.015 Die Schafe, Kälber, Küh' und Ochsen überall. ppo_219.016 Schaut er dann über sich; so sieht er seine Geißen ppo_219.017 Das Laub von dem Gestäud an einer Klippe reißen; ppo_219.018 Dabei ihr Mann, der Bock, vor Lust und Freuden ppo_219.019 springt; ppo_219.020 Hört, wie der Hirte wohl von seiner Phyllis singt, ppo_219.021 Die hinter einen Baum sich hatte nächst verkrochen, ppo_219.022 Als er ihr schönes Obst und Blumen abgebrochen; ppo_219.023 Hört, wie die braune Kuh im nächsten Thale brüllt, ppo_219.024 Daß ihre rauhe Stimm hoch über Feld erschüllt. ppo_219.025 Bisweilen leert er aus den Honigmacherinnen ppo_219.026 Jhr wächsern Königreich, das sie mit klugem Sinnen ppo_219.027 Sehr artlich aufgebaut, nimmt auch zur rechten Zeit ppo_219.028 Den feisten Schafen ab ihr dickes Wollekleid. ppo_219.029 Kommt dann, nachdem er hat den Sommernutz empfangen, ppo_219.030 Der Obst- und Traubenmann, der reiche Herbst, gegangen; ppo_219.031 Wie freut er sich so sehr, wenn er die Birnen ropft ppo_219.032 Vom Baume, den er selbst vor dieser Zeit gepfropft, ppo_219.033 Und lieset Aepfel auf, die selber abgefallen, ppo_219.034 Nimmt ihm hernachmals vor die schönsten unter allen, ppo_219.001 Besitzt nicht was er hat, ist arm und hat viel Geld. ppo_219.002
Er gehet fröhlich hin, führt jetzt die süßen Reben ppo_219.003 An Ulmenbäumen auf, daß sie beisammen kleben, ppo_219.004 Als ehelich vermählt; jetzt, weil die Schösse klein, ppo_219.005 Bricht er, was wild ist, ab, impft gute Sprößlein ein; ppo_219.006 Nimmt bald die Schaufel her, macht Furchen frei zu ppo_219.007 fließen ppo_219.008 Dem Wasser übers Feld; die Wiesen zu begießen, ppo_219.009 So dürr und durstig stehn, spaziert bald in das Gras, ppo_219.010 Das durch den Silberthau des Morgens noch ist naß. ppo_219.011 Bald stützt er einen Baum, der, von der Frucht gebeuget, ppo_219.012 ppo_219.013 Vor Last zerbrechen will, und sich zur Erden neiget; ppo_219.014 Und etwa sieht er gehn dort um das grüne Thal ppo_219.015 Die Schafe, Kälber, Küh' und Ochsen überall. ppo_219.016 Schaut er dann über sich; so sieht er seine Geißen ppo_219.017 Das Laub von dem Gestäud an einer Klippe reißen; ppo_219.018 Dabei ihr Mann, der Bock, vor Lust und Freuden ppo_219.019 springt; ppo_219.020 Hört, wie der Hirte wohl von seiner Phyllis singt, ppo_219.021 Die hinter einen Baum sich hatte nächst verkrochen, ppo_219.022 Als er ihr schönes Obst und Blumen abgebrochen; ppo_219.023 Hört, wie die braune Kuh im nächsten Thale brüllt, ppo_219.024 Daß ihre rauhe Stimm hoch über Feld erschüllt. ppo_219.025 Bisweilen leert er aus den Honigmacherinnen ppo_219.026 Jhr wächsern Königreich, das sie mit klugem Sinnen ppo_219.027 Sehr artlich aufgebaut, nimmt auch zur rechten Zeit ppo_219.028 Den feisten Schafen ab ihr dickes Wollekleid. ppo_219.029 Kommt dann, nachdem er hat den Sommernutz empfangen, ppo_219.030 Der Obst- und Traubenmann, der reiche Herbst, gegangen; ppo_219.031 Wie freut er sich so sehr, wenn er die Birnen ropft ppo_219.032 Vom Baume, den er selbst vor dieser Zeit gepfropft, ppo_219.033 Und lieset Aepfel auf, die selber abgefallen, ppo_219.034 Nimmt ihm hernachmals vor die schönsten unter allen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0231" n="219"/> <lb n="ppo_219.001"/> <lg> <l>Besitzt nicht was er hat, ist arm und hat viel Geld.</l> <lb n="ppo_219.002"/> <l> Er gehet fröhlich hin, führt jetzt die süßen Reben</l> <lb n="ppo_219.003"/> <l>An Ulmenbäumen auf, daß sie beisammen kleben,</l> <lb n="ppo_219.004"/> <l>Als ehelich vermählt; jetzt, weil die Schösse klein,</l> <lb n="ppo_219.005"/> <l>Bricht er, was wild ist, ab, impft gute Sprößlein ein;</l> <lb n="ppo_219.006"/> <l>Nimmt bald die Schaufel her, macht Furchen frei zu</l> <lb n="ppo_219.007"/> <l> <hi rendition="#right">fließen</hi> </l> <lb n="ppo_219.008"/> <l>Dem Wasser übers Feld; die Wiesen zu begießen,</l> <lb n="ppo_219.009"/> <l>So dürr und durstig stehn, spaziert bald in das Gras,</l> <lb n="ppo_219.010"/> <l>Das durch den Silberthau des Morgens noch ist naß.</l> <lb n="ppo_219.011"/> <l>Bald stützt er einen Baum, der, von der Frucht gebeuget,</l> <lb n="ppo_219.012"/> <l/> <lb n="ppo_219.013"/> <l>Vor Last zerbrechen will, und sich zur Erden neiget;</l> <lb n="ppo_219.014"/> <l>Und etwa sieht er gehn dort um das grüne Thal</l> <lb n="ppo_219.015"/> <l>Die Schafe, Kälber, Küh' und Ochsen überall.</l> <lb n="ppo_219.016"/> <l>Schaut er dann über sich; so sieht er seine Geißen</l> <lb n="ppo_219.017"/> <l>Das Laub von dem Gestäud an einer Klippe reißen;</l> <lb n="ppo_219.018"/> <l>Dabei ihr Mann, der Bock, vor Lust und Freuden</l> <lb n="ppo_219.019"/> <l> <hi rendition="#right">springt;</hi> </l> <lb n="ppo_219.020"/> <l>Hört, wie der Hirte wohl von seiner Phyllis singt,</l> <lb n="ppo_219.021"/> <l>Die hinter einen Baum sich hatte nächst verkrochen,</l> <lb n="ppo_219.022"/> <l>Als er ihr schönes Obst und Blumen abgebrochen;</l> <lb n="ppo_219.023"/> <l>Hört, wie die braune Kuh im nächsten Thale brüllt,</l> <lb n="ppo_219.024"/> <l>Daß ihre rauhe Stimm hoch über Feld erschüllt.</l> <lb n="ppo_219.025"/> <l>Bisweilen leert er aus den Honigmacherinnen</l> <lb n="ppo_219.026"/> <l>Jhr wächsern Königreich, das sie mit klugem Sinnen</l> <lb n="ppo_219.027"/> <l>Sehr artlich aufgebaut, nimmt auch zur rechten Zeit</l> <lb n="ppo_219.028"/> <l>Den feisten Schafen ab ihr dickes Wollekleid.</l> <lb n="ppo_219.029"/> <l>Kommt dann, nachdem er hat den Sommernutz empfangen,</l> <lb n="ppo_219.030"/> <l>Der Obst- und Traubenmann, der reiche Herbst, gegangen;</l> <lb n="ppo_219.031"/> <l>Wie freut er sich so sehr, wenn er die Birnen ropft</l> <lb n="ppo_219.032"/> <l>Vom Baume, den er selbst vor dieser Zeit gepfropft,</l> <lb n="ppo_219.033"/> <l>Und lieset Aepfel auf, die selber abgefallen,</l> <lb n="ppo_219.034"/> <l>Nimmt ihm hernachmals vor die schönsten unter allen,</l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0231]
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