ppo_216.001 weiter hinten, im Einzelnen zeigt,) durchaus nicht alle ppo_216.002 Satyren, nicht alle poetische Episteln, und nicht alle ppo_216.003 Epigramme nach Einem Maasstabe beurtheilt, und in ppo_216.004 Eine und dieselbe Klasse von Dichtungen gebracht werden ppo_216.005 können. Denn zugestanden, daß einzelne in ppo_216.006 der Sprache vorhandene Satyren, einzelne poetische ppo_216.007 Episteln und einzelne Epigramme der Theorie des ppo_216.008 Lehrgedichts untergeordnet werden könnten; so würde ppo_216.009 dies, im Verhältnisse zur Gesammtheit aller ästhetisch ppo_216.010 vollendeten Satyren, poetischen Episteln und ppo_216.011 Epigrammen, nur ein kleiner Theil seyn, weshalb ppo_216.012 es gerathener scheint, die Theorie dieser Formen nach ppo_216.013 der Mehrheit der in ihnen vorhandenen classischen Erzeugnisse ppo_216.014 zu bestimmen, und ihnen den Platz in der ppo_216.015 Ergänzungsklasse dichterischer Formen anzuweisen. ppo_216.016 Denn unverkennbar ist das Satyrische keine wesentliche ppo_216.017 und ursprüngliche Eigenschaft des Lehrgedichts, ppo_216.018 sondern, wo es in denselben angetroffen ppo_216.019 wird, nur ein zufälliges Merkmal des Didactischen, ppo_216.020 weil unzählige Stoffe der didactischen Dichtkunst ppo_216.021 ohne den Beisatz des Satyrischen bestehen, und ppo_216.022 dieser Beisatz -- oder die Darstellung der Jdeen der ppo_216.023 Vernunft mit der Rüge der Verirrungen der menschlichen ppo_216.024 Freiheit von denselben -- blos in der Jndividualität ppo_216.025 des Dichters ihren Grund hat, der durch ppo_216.026 die ästhetische Versinnlichung dieser Verirrungen das ppo_216.027 Jdeal von seiner indirecten Seite vergegenwärtigt. ppo_216.028 So sind die Sermonen des Horaz an ppo_216.029 sich Lehrgedichte mit satyrischer Haltung und Einkleidung, ppo_216.030 und versinnlichen allgemeine Wahrheiten durch ppo_216.031 den Kontrast des Ungereimten und Unsittlichen mit ppo_216.032 denselben. Eben so zufällig ist es, wenn, vermittest ppo_216.033 der epistolischen Einkleidung, allgemeine ppo_216.034 Wahrheiten auf die Verhältnisse eines bestimmten
ppo_216.001 weiter hinten, im Einzelnen zeigt,) durchaus nicht alle ppo_216.002 Satyren, nicht alle poetische Episteln, und nicht alle ppo_216.003 Epigramme nach Einem Maasstabe beurtheilt, und in ppo_216.004 Eine und dieselbe Klasse von Dichtungen gebracht werden ppo_216.005 können. Denn zugestanden, daß einzelne in ppo_216.006 der Sprache vorhandene Satyren, einzelne poetische ppo_216.007 Episteln und einzelne Epigramme der Theorie des ppo_216.008 Lehrgedichts untergeordnet werden könnten; so würde ppo_216.009 dies, im Verhältnisse zur Gesammtheit aller ästhetisch ppo_216.010 vollendeten Satyren, poetischen Episteln und ppo_216.011 Epigrammen, nur ein kleiner Theil seyn, weshalb ppo_216.012 es gerathener scheint, die Theorie dieser Formen nach ppo_216.013 der Mehrheit der in ihnen vorhandenen classischen Erzeugnisse ppo_216.014 zu bestimmen, und ihnen den Platz in der ppo_216.015 Ergänzungsklasse dichterischer Formen anzuweisen. ppo_216.016 Denn unverkennbar ist das Satyrische keine wesentliche ppo_216.017 und ursprüngliche Eigenschaft des Lehrgedichts, ppo_216.018 sondern, wo es in denselben angetroffen ppo_216.019 wird, nur ein zufälliges Merkmal des Didactischen, ppo_216.020 weil unzählige Stoffe der didactischen Dichtkunst ppo_216.021 ohne den Beisatz des Satyrischen bestehen, und ppo_216.022 dieser Beisatz — oder die Darstellung der Jdeen der ppo_216.023 Vernunft mit der Rüge der Verirrungen der menschlichen ppo_216.024 Freiheit von denselben — blos in der Jndividualität ppo_216.025 des Dichters ihren Grund hat, der durch ppo_216.026 die ästhetische Versinnlichung dieser Verirrungen das ppo_216.027 Jdeal von seiner indirecten Seite vergegenwärtigt. ppo_216.028 So sind die Sermonen des Horaz an ppo_216.029 sich Lehrgedichte mit satyrischer Haltung und Einkleidung, ppo_216.030 und versinnlichen allgemeine Wahrheiten durch ppo_216.031 den Kontrast des Ungereimten und Unsittlichen mit ppo_216.032 denselben. Eben so zufällig ist es, wenn, vermittest ppo_216.033 der epistolischen Einkleidung, allgemeine ppo_216.034 Wahrheiten auf die Verhältnisse eines bestimmten
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0228"n="216"/><lbn="ppo_216.001"/>weiter hinten, im Einzelnen zeigt,) durchaus nicht alle <lbn="ppo_216.002"/>Satyren, nicht alle poetische Episteln, und nicht alle <lbn="ppo_216.003"/>Epigramme nach Einem Maasstabe beurtheilt, und in <lbn="ppo_216.004"/>Eine und dieselbe Klasse von Dichtungen gebracht werden <lbn="ppo_216.005"/>können. Denn zugestanden, daß <hirendition="#g">einzelne</hi> in <lbn="ppo_216.006"/>der Sprache vorhandene Satyren, <hirendition="#g">einzelne</hi> poetische <lbn="ppo_216.007"/>Episteln und <hirendition="#g">einzelne</hi> Epigramme der Theorie des <lbn="ppo_216.008"/>Lehrgedichts untergeordnet werden könnten; so würde <lbn="ppo_216.009"/>dies, im Verhältnisse zur Gesammtheit aller ästhetisch <lbn="ppo_216.010"/>vollendeten Satyren, poetischen Episteln und <lbn="ppo_216.011"/>Epigrammen, nur ein kleiner Theil seyn, weshalb <lbn="ppo_216.012"/>es gerathener scheint, die Theorie dieser Formen nach <lbn="ppo_216.013"/>der Mehrheit der in ihnen vorhandenen classischen Erzeugnisse <lbn="ppo_216.014"/>zu bestimmen, und ihnen den Platz in der <lbn="ppo_216.015"/>Ergänzungsklasse dichterischer Formen anzuweisen. <lbn="ppo_216.016"/>Denn unverkennbar ist das <hirendition="#g">Satyrische</hi> keine wesentliche <lbn="ppo_216.017"/>und ursprüngliche Eigenschaft des Lehrgedichts, <lbn="ppo_216.018"/>sondern, wo es in denselben angetroffen <lbn="ppo_216.019"/>wird, nur ein <hirendition="#g">zufälliges</hi> Merkmal des Didactischen, <lbn="ppo_216.020"/>weil unzählige Stoffe der didactischen Dichtkunst <lbn="ppo_216.021"/><hirendition="#g">ohne</hi> den Beisatz des Satyrischen bestehen, und <lbn="ppo_216.022"/>dieser Beisatz — oder die Darstellung der Jdeen der <lbn="ppo_216.023"/>Vernunft mit der Rüge der Verirrungen der menschlichen <lbn="ppo_216.024"/>Freiheit von denselben — blos in der Jndividualität <lbn="ppo_216.025"/>des Dichters ihren Grund hat, der durch <lbn="ppo_216.026"/>die ästhetische Versinnlichung dieser Verirrungen das <lbn="ppo_216.027"/>Jdeal von seiner <hirendition="#g">indirecten</hi> Seite vergegenwärtigt. <lbn="ppo_216.028"/>So sind die <hirendition="#g">Sermonen des Horaz</hi> an <lbn="ppo_216.029"/>sich Lehrgedichte mit satyrischer Haltung und Einkleidung, <lbn="ppo_216.030"/>und versinnlichen allgemeine Wahrheiten durch <lbn="ppo_216.031"/>den Kontrast des Ungereimten und Unsittlichen mit <lbn="ppo_216.032"/>denselben. Eben so zufällig ist es, wenn, vermittest <lbn="ppo_216.033"/>der <hirendition="#g">epistolischen</hi> Einkleidung, allgemeine <lbn="ppo_216.034"/>Wahrheiten auf die Verhältnisse eines bestimmten
</p></div></div></body></text></TEI>
[216/0228]
ppo_216.001
weiter hinten, im Einzelnen zeigt,) durchaus nicht alle ppo_216.002
Satyren, nicht alle poetische Episteln, und nicht alle ppo_216.003
Epigramme nach Einem Maasstabe beurtheilt, und in ppo_216.004
Eine und dieselbe Klasse von Dichtungen gebracht werden ppo_216.005
können. Denn zugestanden, daß einzelne in ppo_216.006
der Sprache vorhandene Satyren, einzelne poetische ppo_216.007
Episteln und einzelne Epigramme der Theorie des ppo_216.008
Lehrgedichts untergeordnet werden könnten; so würde ppo_216.009
dies, im Verhältnisse zur Gesammtheit aller ästhetisch ppo_216.010
vollendeten Satyren, poetischen Episteln und ppo_216.011
Epigrammen, nur ein kleiner Theil seyn, weshalb ppo_216.012
es gerathener scheint, die Theorie dieser Formen nach ppo_216.013
der Mehrheit der in ihnen vorhandenen classischen Erzeugnisse ppo_216.014
zu bestimmen, und ihnen den Platz in der ppo_216.015
Ergänzungsklasse dichterischer Formen anzuweisen. ppo_216.016
Denn unverkennbar ist das Satyrische keine wesentliche ppo_216.017
und ursprüngliche Eigenschaft des Lehrgedichts, ppo_216.018
sondern, wo es in denselben angetroffen ppo_216.019
wird, nur ein zufälliges Merkmal des Didactischen, ppo_216.020
weil unzählige Stoffe der didactischen Dichtkunst ppo_216.021
ohne den Beisatz des Satyrischen bestehen, und ppo_216.022
dieser Beisatz — oder die Darstellung der Jdeen der ppo_216.023
Vernunft mit der Rüge der Verirrungen der menschlichen ppo_216.024
Freiheit von denselben — blos in der Jndividualität ppo_216.025
des Dichters ihren Grund hat, der durch ppo_216.026
die ästhetische Versinnlichung dieser Verirrungen das ppo_216.027
Jdeal von seiner indirecten Seite vergegenwärtigt. ppo_216.028
So sind die Sermonen des Horaz an ppo_216.029
sich Lehrgedichte mit satyrischer Haltung und Einkleidung, ppo_216.030
und versinnlichen allgemeine Wahrheiten durch ppo_216.031
den Kontrast des Ungereimten und Unsittlichen mit ppo_216.032
denselben. Eben so zufällig ist es, wenn, vermittest ppo_216.033
der epistolischen Einkleidung, allgemeine ppo_216.034
Wahrheiten auf die Verhältnisse eines bestimmten
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/228>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.