Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.ppo_209.001 Jn Kirchen schweig' ich sittsam still. ppo_209.002 Man muß sich wunderlich gebährden, ppo_209.003 Wenn man den Cantor machen will; ppo_209.004 Jch mag, ich mag nicht Cantor werden! ppo_209.005 Es recht zu seyn, macht viel Beschwerden, ppo_209.006 Und Plärren ist kein Kinderspiel. ppo_209.007 Jch mag, ich mag nicht Cantor werden! ppo_209.008 Jch trinke, leider, schon zu viel. ppo_209.009 2) Die didactische Form der Dichtkunst. ppo_209.01035. ppo_209.011 ppo_209.013Charakter der didactischen Form der ppo_209.012 Dichtkunst. Wenn der eigenthümliche Charakter der lyrischen ppo_209.014 ppo_209.001 Jn Kirchen schweig' ich sittsam still. ppo_209.002 Man muß sich wunderlich gebährden, ppo_209.003 Wenn man den Cantor machen will; ppo_209.004 Jch mag, ich mag nicht Cantor werden! ppo_209.005 Es recht zu seyn, macht viel Beschwerden, ppo_209.006 Und Plärren ist kein Kinderspiel. ppo_209.007 Jch mag, ich mag nicht Cantor werden! ppo_209.008 Jch trinke, leider, schon zu viel. ppo_209.009 2) Die didactische Form der Dichtkunst. ppo_209.01035. ppo_209.011 ppo_209.013Charakter der didactischen Form der ppo_209.012 Dichtkunst. Wenn der eigenthümliche Charakter der lyrischen ppo_209.014 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0221" n="209"/> <lb n="ppo_209.001"/> <lg> <l>Jn Kirchen schweig' ich sittsam still.</l> <lb n="ppo_209.002"/> <l>Man muß sich wunderlich gebährden,</l> <lb n="ppo_209.003"/> <l>Wenn man den Cantor machen will;</l> <lb n="ppo_209.004"/> <l>Jch mag, ich mag nicht Cantor werden!</l> <lb n="ppo_209.005"/> <l>Es recht zu seyn, macht viel Beschwerden,</l> <lb n="ppo_209.006"/> <l>Und Plärren ist kein Kinderspiel.</l> <lb n="ppo_209.007"/> <l>Jch mag, ich mag nicht Cantor werden!</l> <lb n="ppo_209.008"/> <l>Jch trinke, leider, schon zu viel.</l> </lg> </div> </div> <div n="1"> <lb n="ppo_209.009"/> <p>2) <hi rendition="#g">Die didactische Form der Dichtkunst.</hi></p> <lb n="ppo_209.010"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#c">35. <lb n="ppo_209.011"/><hi rendition="#g">Charakter der didactischen Form der <lb n="ppo_209.012"/>Dichtkunst.</hi></hi> </head> <lb n="ppo_209.013"/> <p> Wenn der eigenthümliche Charakter der lyrischen <lb n="ppo_209.014"/>Form der Dichtkunst auf der idealisirten Darstellung <lb n="ppo_209.015"/><hi rendition="#g">unmittelbarer Gefühle</hi> unter der Einheit <lb n="ppo_209.016"/>einer ästhetisch=vollendeten Form beruht; so unterscheidet <lb n="ppo_209.017"/>sich die <hi rendition="#g">didactische</hi> Form der Dichtkunst, <lb n="ppo_209.018"/>oder das sogenannte <hi rendition="#g">Lehrgedicht,</hi> dadurch <lb n="ppo_209.019"/>wesentlich von derselben, daß der <hi rendition="#g">unmittelbare <lb n="ppo_209.020"/>Stoff</hi> des Lehrgedichts in <hi rendition="#g">Begriffen</hi> des <hi rendition="#g">Verstandes <lb n="ppo_209.021"/>und Jdeen der Vernunft</hi> besteht. <lb n="ppo_209.022"/>So wenig aber diese eigenthümliche Quelle des Stoffes <lb n="ppo_209.023"/>im Lehrgedichte verkannt werden kann; so wenig <lb n="ppo_209.024"/>folgt doch auch daraus, daß die Darstellung von <lb n="ppo_209.025"/>Begriffen des Verstandes und Jdeen der Vernunft, <lb n="ppo_209.026"/><hi rendition="#g">blos</hi> vermittelst eines dichterischen Sylbenmaases <lb n="ppo_209.027"/>oder vermittelst des Reims, solche metrische Formen <lb n="ppo_209.028"/>zu Gedichten erheben könne, sobald sie des eigentlichen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [209/0221]
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Jn Kirchen schweig' ich sittsam still. ppo_209.002
Man muß sich wunderlich gebährden, ppo_209.003
Wenn man den Cantor machen will; ppo_209.004
Jch mag, ich mag nicht Cantor werden! ppo_209.005
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Jch trinke, leider, schon zu viel.
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2) Die didactische Form der Dichtkunst.
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Dichtkunst. ppo_209.013
Wenn der eigenthümliche Charakter der lyrischen ppo_209.014
Form der Dichtkunst auf der idealisirten Darstellung ppo_209.015
unmittelbarer Gefühle unter der Einheit ppo_209.016
einer ästhetisch=vollendeten Form beruht; so unterscheidet ppo_209.017
sich die didactische Form der Dichtkunst, ppo_209.018
oder das sogenannte Lehrgedicht, dadurch ppo_209.019
wesentlich von derselben, daß der unmittelbare ppo_209.020
Stoff des Lehrgedichts in Begriffen des Verstandes ppo_209.021
und Jdeen der Vernunft besteht. ppo_209.022
So wenig aber diese eigenthümliche Quelle des Stoffes ppo_209.023
im Lehrgedichte verkannt werden kann; so wenig ppo_209.024
folgt doch auch daraus, daß die Darstellung von ppo_209.025
Begriffen des Verstandes und Jdeen der Vernunft, ppo_209.026
blos vermittelst eines dichterischen Sylbenmaases ppo_209.027
oder vermittelst des Reims, solche metrische Formen ppo_209.028
zu Gedichten erheben könne, sobald sie des eigentlichen
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