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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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Hinsicht auf die vierzehn gleich langen Zeilen, so ppo_195.002
wie in Hinsicht der zwei Quadraine und zwei Terzetts ppo_195.003
beibehalten.

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Das Sonett ist nicht teutschen, sondern italischen ppo_195.005
Ursprungs, und erhielt zunächst durch Petrarca's ppo_195.006
118 Sonette eine weitere Verbreitung; denn ppo_195.007
diese wurden in die meisten gebildeten Sprachen ppo_195.008
übersetzt, und von italienischen und ausländischen ppo_195.009
Dichtern nachgeahmt. Von den teutschen Dichtern ppo_195.010
des siebenzehnten Jahrhunderts bauten Opitz, Flemming, ppo_195.011
Gryphius, Lohenstein,
v. Hoffmannswaldau ppo_195.012
und andre das Sonett an; doch, ppo_195.013
im Ganzen, ohne auf ihre Sonette das höhere dichterische ppo_195.014
Leben überzutragen. Weit gelungener war ppo_195.015
der Anbau desselben seit dem dritten Viertheile des ppo_195.016
achtzehnten Jahrhunderts von Schiebeler, Bürger, ppo_195.017
Aug. Wilh. Schlegel, Manso u. a.; nur ppo_195.018
daß theils die Unzahl mißlungener Sonette, theils, ppo_195.019
selbst bei den gelungenen Formen in dieser Dichtungsart, ppo_195.020
die Einförmigkeit des Mechanismus und ppo_195.021
die Eintönigkeit des Ganzen demselben Abbruch gethan ppo_195.022
haben.

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32. ppo_195.024
Beispiele des Sonetts.
ppo_195.025

1) von Flemming (+ 1640).

ppo_195.026

Klage über die Furchtsamkeit der Teutschen. ppo_195.027
(während des 30jährigen Krieges.)

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Jetzt fällt man ins Confect, in unsre vollen Schalen, ppo_195.029
Wie man uns längst gedräut. Wo ist nun unser Muth? ppo_195.030
Der ausgestählte Sinn, das kriegerische Blut? ppo_195.031
Es fällt kein Ungar nicht von unserm eitlen Prahlen.

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[195/0207] ppo_195.001 Hinsicht auf die vierzehn gleich langen Zeilen, so ppo_195.002 wie in Hinsicht der zwei Quadraine und zwei Terzetts ppo_195.003 beibehalten. ppo_195.004 Das Sonett ist nicht teutschen, sondern italischen ppo_195.005 Ursprungs, und erhielt zunächst durch Petrarca's ppo_195.006 118 Sonette eine weitere Verbreitung; denn ppo_195.007 diese wurden in die meisten gebildeten Sprachen ppo_195.008 übersetzt, und von italienischen und ausländischen ppo_195.009 Dichtern nachgeahmt. Von den teutschen Dichtern ppo_195.010 des siebenzehnten Jahrhunderts bauten Opitz, Flemming, ppo_195.011 Gryphius, Lohenstein, v. Hoffmannswaldau ppo_195.012 und andre das Sonett an; doch, ppo_195.013 im Ganzen, ohne auf ihre Sonette das höhere dichterische ppo_195.014 Leben überzutragen. Weit gelungener war ppo_195.015 der Anbau desselben seit dem dritten Viertheile des ppo_195.016 achtzehnten Jahrhunderts von Schiebeler, Bürger, ppo_195.017 Aug. Wilh. Schlegel, Manso u. a.; nur ppo_195.018 daß theils die Unzahl mißlungener Sonette, theils, ppo_195.019 selbst bei den gelungenen Formen in dieser Dichtungsart, ppo_195.020 die Einförmigkeit des Mechanismus und ppo_195.021 die Eintönigkeit des Ganzen demselben Abbruch gethan ppo_195.022 haben. ppo_195.023 32. ppo_195.024 Beispiele des Sonetts. ppo_195.025 1) von Flemming († 1640). ppo_195.026 Klage über die Furchtsamkeit der Teutschen. ppo_195.027 (während des 30jährigen Krieges.) ppo_195.028 Jetzt fällt man ins Confect, in unsre vollen Schalen, ppo_195.029 Wie man uns längst gedräut. Wo ist nun unser Muth? ppo_195.030 Der ausgestählte Sinn, das kriegerische Blut? ppo_195.031 Es fällt kein Ungar nicht von unserm eitlen Prahlen.

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/207>, abgerufen am 23.11.2024.