ppo_194.001 Sein dichterischer Charakter ist lyrisch; denn es ppo_194.002 stellt Gefühle, und zwar, in den meisten vorhandenen ppo_194.003 Erzeugnissen, die Gefühle der Liebe, nach ihrer ganzen ppo_194.004 Jnnigkeit und Zartheit, dar, welche, in Hinsicht ppo_194.005 auf den vorherrschenden Grundton, mehr mit ppo_194.006 milden und sanften, als mit starken Farben gezeichnet ppo_194.007 werden. Doch verschmilzt in mehrern Sonetten ppo_194.008 das Gefühl der Liebe in die verwandten Gefühle ppo_194.009 der Freundschaft, der Sympathie, der Religion, und ppo_194.010 der stillen Feier tiefer Gemüthsbewegungen überhaupt. ppo_194.011 Da übrigens der genau berechnete, kleine ppo_194.012 Umfang des Sonetts die weitere Entwickelung des ppo_194.013 angeregten dargestellten Gefühls von sich ausschließt; ppo_194.014 so muß das im Grundtone des Sonetts vorherrschende ppo_194.015 Gefühl unter der Form einer vollendeten ppo_194.016 ästhetischen Einheit sich ankündigen.
ppo_194.017
Die äußere Eigenthümlichkeit des Sonetts ppo_194.018 beruht auf dem ursprünglichen und festbestimmten ppo_194.019 Mechanismus seiner Form. Dieser besteht in vierzehnppo_194.020 gleich langen Versen (zwei Quadrainen und ppo_194.021 zwei Terzetten), wovon die ersten acht in zwei vierzeilige ppo_194.022 Strophen, die letzten sechs in zwei dreizeilige ppo_194.023 Strophen eingetheilt sind. Nach der frühern Gestaltung ppo_194.024 dieser äußern Form wechselten in den ersten ppo_194.025 zwei Strophen nur zwei Reime, und vier männliche ppo_194.026 mit vier weiblichen Endsylben ab, worauf in den ppo_194.027 sechs folgenden Zeilen wieder drei Zeilen männliche ppo_194.028 Reime, und drei Zeilen weibliche Reime enthielten, ppo_194.029 mit der Rücksicht, daß am Schlusse jedes Quadrains ppo_194.030 und jedes Terzetts ein dichterischer Gedanke ppo_194.031 geschlossen ward. Allein neuere Dichter haben, nicht ppo_194.032 ohne Erfolg, diese ängstliche Berechnung der äußern ppo_194.033 Form des Sonetts im Einzelnen verlassen, und nur ppo_194.034 den allgemeinen Mechanismus des Sonetts in
ppo_194.001 Sein dichterischer Charakter ist lyrisch; denn es ppo_194.002 stellt Gefühle, und zwar, in den meisten vorhandenen ppo_194.003 Erzeugnissen, die Gefühle der Liebe, nach ihrer ganzen ppo_194.004 Jnnigkeit und Zartheit, dar, welche, in Hinsicht ppo_194.005 auf den vorherrschenden Grundton, mehr mit ppo_194.006 milden und sanften, als mit starken Farben gezeichnet ppo_194.007 werden. Doch verschmilzt in mehrern Sonetten ppo_194.008 das Gefühl der Liebe in die verwandten Gefühle ppo_194.009 der Freundschaft, der Sympathie, der Religion, und ppo_194.010 der stillen Feier tiefer Gemüthsbewegungen überhaupt. ppo_194.011 Da übrigens der genau berechnete, kleine ppo_194.012 Umfang des Sonetts die weitere Entwickelung des ppo_194.013 angeregten dargestellten Gefühls von sich ausschließt; ppo_194.014 so muß das im Grundtone des Sonetts vorherrschende ppo_194.015 Gefühl unter der Form einer vollendeten ppo_194.016 ästhetischen Einheit sich ankündigen.
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Die äußere Eigenthümlichkeit des Sonetts ppo_194.018 beruht auf dem ursprünglichen und festbestimmten ppo_194.019 Mechanismus seiner Form. Dieser besteht in vierzehnppo_194.020 gleich langen Versen (zwei Quadrainen und ppo_194.021 zwei Terzetten), wovon die ersten acht in zwei vierzeilige ppo_194.022 Strophen, die letzten sechs in zwei dreizeilige ppo_194.023 Strophen eingetheilt sind. Nach der frühern Gestaltung ppo_194.024 dieser äußern Form wechselten in den ersten ppo_194.025 zwei Strophen nur zwei Reime, und vier männliche ppo_194.026 mit vier weiblichen Endsylben ab, worauf in den ppo_194.027 sechs folgenden Zeilen wieder drei Zeilen männliche ppo_194.028 Reime, und drei Zeilen weibliche Reime enthielten, ppo_194.029 mit der Rücksicht, daß am Schlusse jedes Quadrains ppo_194.030 und jedes Terzetts ein dichterischer Gedanke ppo_194.031 geschlossen ward. Allein neuere Dichter haben, nicht ppo_194.032 ohne Erfolg, diese ängstliche Berechnung der äußern ppo_194.033 Form des Sonetts im Einzelnen verlassen, und nur ppo_194.034 den allgemeinen Mechanismus des Sonetts in
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Sein dichterischer Charakter ist lyrisch; denn es ppo_194.002
stellt Gefühle, und zwar, in den meisten vorhandenen ppo_194.003
Erzeugnissen, die Gefühle der Liebe, nach ihrer ganzen ppo_194.004
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Da übrigens der genau berechnete, kleine ppo_194.012
Umfang des Sonetts die weitere Entwickelung des ppo_194.013
angeregten dargestellten Gefühls von sich ausschließt; ppo_194.014
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ästhetischen Einheit sich ankündigen.
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Die äußere Eigenthümlichkeit des Sonetts ppo_194.018
beruht auf dem ursprünglichen und festbestimmten ppo_194.019
Mechanismus seiner Form. Dieser besteht in vierzehn ppo_194.020
gleich langen Versen (zwei Quadrainen und ppo_194.021
zwei Terzetten), wovon die ersten acht in zwei vierzeilige ppo_194.022
Strophen, die letzten sechs in zwei dreizeilige ppo_194.023
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Reime, und drei Zeilen weibliche Reime enthielten, ppo_194.029
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Form des Sonetts im Einzelnen verlassen, und nur ppo_194.034
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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/206>, abgerufen am 23.11.2024.
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