ppo_004.001 einander grenzen und sich nicht selten gegenseitig ppo_004.002 berühren.
ppo_004.003
2. ppo_004.004 Der eigenthümliche Charakter der Sprache ppo_004.005 der Dichtkunst.
ppo_004.006
Wenn der eigenthümliche Charakter der Prosa ppo_004.007 auf der Darstellung der unmittelbaren Zustände des ppo_004.008 menschlichen Vorstellungsvermögens, und der eigenthümliche ppo_004.009 Charakter der Beredsamkeit auf der Darstellung ppo_004.010 der einzelnen Zustände des menschlichen Bestrebungsvermögens ppo_004.011 vermittelst der Sprache beruht; ppo_004.012 so beruht der eigenthümliche Charakter der Sprache ppo_004.013 der Dichtkunst auf der Darstellung der ppo_004.014 individuellen Gefühle vermittelst der ppo_004.015 Sprache, unter der Bedingung der Jdealisirung ppo_004.016 dieser Gefühle durch die Selbstthätigkeit ppo_004.017 der Einbildungskraft.
ppo_004.018
Nach dieser Begriffsbestimmung gehört daher ppo_004.019 zum Wesen des Dichters zuerst ein lebendiges, tiefes, ppo_004.020 sorgfältig und gleichmäßig gebildetes Gefühl, ppo_004.021 weil weder der Ausdruck bloßer Vorstellungen, noch ppo_004.022 bloßer Bestrebungen das Gepräge der Dichtkunst tragen ppo_004.023 kann; sodann eine selbstthätige Einbildungskraft, ppo_004.024 welche die individuellen Gefühle zu idealisiren ppo_004.025 vermag, weil nur derjenige Dichter ist, der die ppo_004.026 ihm einwohnenden individuellen Gefühle im Lichte ppo_004.027 des Jdeals darzustellen im Stande ist; und endlichppo_004.028 eine Form der Sprache, unter welcher der idealisirte ppo_004.029 Ausdruck der individuelleu Gefühle nicht nur sogleich ppo_004.030 erkannt werden kann, sondern die auch wegen ihrer ppo_004.031 vollendeten äußern (technischen) Schönheit um ihrer ppo_004.032 selbst willen gefällt.
ppo_004.001 einander grenzen und sich nicht selten gegenseitig ppo_004.002 berühren.
ppo_004.003
2. ppo_004.004 Der eigenthümliche Charakter der Sprache ppo_004.005 der Dichtkunst.
ppo_004.006
Wenn der eigenthümliche Charakter der Prosa ppo_004.007 auf der Darstellung der unmittelbaren Zustände des ppo_004.008 menschlichen Vorstellungsvermögens, und der eigenthümliche ppo_004.009 Charakter der Beredsamkeit auf der Darstellung ppo_004.010 der einzelnen Zustände des menschlichen Bestrebungsvermögens ppo_004.011 vermittelst der Sprache beruht; ppo_004.012 so beruht der eigenthümliche Charakter der Sprache ppo_004.013 der Dichtkunst auf der Darstellung der ppo_004.014 individuellen Gefühle vermittelst der ppo_004.015 Sprache, unter der Bedingung der Jdealisirung ppo_004.016 dieser Gefühle durch die Selbstthätigkeit ppo_004.017 der Einbildungskraft.
ppo_004.018
Nach dieser Begriffsbestimmung gehört daher ppo_004.019 zum Wesen des Dichters zuerst ein lebendiges, tiefes, ppo_004.020 sorgfältig und gleichmäßig gebildetes Gefühl, ppo_004.021 weil weder der Ausdruck bloßer Vorstellungen, noch ppo_004.022 bloßer Bestrebungen das Gepräge der Dichtkunst tragen ppo_004.023 kann; sodann eine selbstthätige Einbildungskraft, ppo_004.024 welche die individuellen Gefühle zu idealisiren ppo_004.025 vermag, weil nur derjenige Dichter ist, der die ppo_004.026 ihm einwohnenden individuellen Gefühle im Lichte ppo_004.027 des Jdeals darzustellen im Stande ist; und endlichppo_004.028 eine Form der Sprache, unter welcher der idealisirte ppo_004.029 Ausdruck der individuelleu Gefühle nicht nur sogleich ppo_004.030 erkannt werden kann, sondern die auch wegen ihrer ppo_004.031 vollendeten äußern (technischen) Schönheit um ihrer ppo_004.032 selbst willen gefällt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0016"n="4"/><lbn="ppo_004.001"/>einander grenzen und sich nicht selten gegenseitig <lbn="ppo_004.002"/>berühren.</p></div><divn="2"><lbn="ppo_004.003"/><head><hirendition="#c">2. <lbn="ppo_004.004"/><hirendition="#g">Der eigenthümliche Charakter der Sprache <lbn="ppo_004.005"/>der Dichtkunst.</hi></hi></head><lbn="ppo_004.006"/><p> Wenn der eigenthümliche Charakter der Prosa <lbn="ppo_004.007"/>auf der Darstellung der unmittelbaren Zustände des <lbn="ppo_004.008"/>menschlichen Vorstellungsvermögens, und der eigenthümliche <lbn="ppo_004.009"/>Charakter der Beredsamkeit auf der Darstellung <lbn="ppo_004.010"/>der einzelnen Zustände des menschlichen Bestrebungsvermögens <lbn="ppo_004.011"/>vermittelst der Sprache beruht; <lbn="ppo_004.012"/>so beruht der eigenthümliche Charakter der <hirendition="#g">Sprache <lbn="ppo_004.013"/>der Dichtkunst</hi> auf der <hirendition="#g">Darstellung der <lbn="ppo_004.014"/>individuellen Gefühle vermittelst der <lbn="ppo_004.015"/>Sprache, unter der Bedingung der Jdealisirung <lbn="ppo_004.016"/>dieser Gefühle durch die Selbstthätigkeit <lbn="ppo_004.017"/>der Einbildungskraft.</hi></p><lbn="ppo_004.018"/><p> Nach dieser Begriffsbestimmung gehört daher <lbn="ppo_004.019"/>zum Wesen des Dichters <hirendition="#g">zuerst</hi> ein lebendiges, tiefes, <lbn="ppo_004.020"/>sorgfältig und gleichmäßig gebildetes Gefühl, <lbn="ppo_004.021"/>weil weder der Ausdruck bloßer Vorstellungen, noch <lbn="ppo_004.022"/>bloßer Bestrebungen das Gepräge der Dichtkunst tragen <lbn="ppo_004.023"/>kann; <hirendition="#g">sodann</hi> eine selbstthätige Einbildungskraft, <lbn="ppo_004.024"/>welche die individuellen Gefühle zu idealisiren <lbn="ppo_004.025"/>vermag, weil nur <hirendition="#g">derjenige</hi> Dichter ist, der die <lbn="ppo_004.026"/>ihm einwohnenden individuellen Gefühle im Lichte <lbn="ppo_004.027"/>des Jdeals darzustellen im Stande ist; und <hirendition="#g">endlich</hi><lbn="ppo_004.028"/>eine Form der Sprache, unter welcher der idealisirte <lbn="ppo_004.029"/>Ausdruck der individuelleu Gefühle nicht nur sogleich <lbn="ppo_004.030"/>erkannt werden kann, sondern die auch wegen ihrer <lbn="ppo_004.031"/>vollendeten äußern (technischen) Schönheit um ihrer <lbn="ppo_004.032"/>selbst willen gefällt.</p></div></div></body></text></TEI>
[4/0016]
ppo_004.001
einander grenzen und sich nicht selten gegenseitig ppo_004.002
berühren.
ppo_004.003
2. ppo_004.004
Der eigenthümliche Charakter der Sprache ppo_004.005
der Dichtkunst. ppo_004.006
Wenn der eigenthümliche Charakter der Prosa ppo_004.007
auf der Darstellung der unmittelbaren Zustände des ppo_004.008
menschlichen Vorstellungsvermögens, und der eigenthümliche ppo_004.009
Charakter der Beredsamkeit auf der Darstellung ppo_004.010
der einzelnen Zustände des menschlichen Bestrebungsvermögens ppo_004.011
vermittelst der Sprache beruht; ppo_004.012
so beruht der eigenthümliche Charakter der Sprache ppo_004.013
der Dichtkunst auf der Darstellung der ppo_004.014
individuellen Gefühle vermittelst der ppo_004.015
Sprache, unter der Bedingung der Jdealisirung ppo_004.016
dieser Gefühle durch die Selbstthätigkeit ppo_004.017
der Einbildungskraft.
ppo_004.018
Nach dieser Begriffsbestimmung gehört daher ppo_004.019
zum Wesen des Dichters zuerst ein lebendiges, tiefes, ppo_004.020
sorgfältig und gleichmäßig gebildetes Gefühl, ppo_004.021
weil weder der Ausdruck bloßer Vorstellungen, noch ppo_004.022
bloßer Bestrebungen das Gepräge der Dichtkunst tragen ppo_004.023
kann; sodann eine selbstthätige Einbildungskraft, ppo_004.024
welche die individuellen Gefühle zu idealisiren ppo_004.025
vermag, weil nur derjenige Dichter ist, der die ppo_004.026
ihm einwohnenden individuellen Gefühle im Lichte ppo_004.027
des Jdeals darzustellen im Stande ist; und endlich ppo_004.028
eine Form der Sprache, unter welcher der idealisirte ppo_004.029
Ausdruck der individuelleu Gefühle nicht nur sogleich ppo_004.030
erkannt werden kann, sondern die auch wegen ihrer ppo_004.031
vollendeten äußern (technischen) Schönheit um ihrer ppo_004.032
selbst willen gefällt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/16>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.