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Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825.

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versetzt, wenn es mit ungetheiltem Jnteresse ppo_144.002
ein Gut sich vergegenwärtigt, das es entweder nie ppo_144.003
zu erreichen befürchtet, oder dessen Besitz und Genuß ppo_144.004
es vergeblich erstrebte, oder bereits wieder verlor, ppo_144.005
und wo dennoch, durch die von der Einbildungskraft ppo_144.006
bewirkte idealische Versinnlichung dieses ppo_144.007
Gegenstandes, das Entzücken bei der Betrachtung ppo_144.008
desselben, oder die Sehnsucht nach demselben, oder ppo_144.009
die Erinnerung an die ehemals im Besitze desselben ppo_144.010
genossene Seligkeit, das Gefühl der Lust, freilich ppo_144.011
bald stärker, bald schwächer, ein Uebergewicht über ppo_144.012
das Gefühl der Unlust behauptet, wodurch die dichterische ppo_144.013
Begeisterung vermittelt wird, in welcher die ppo_144.014
Elegie entsteht. Die hohe dichterische Wirkung der ppo_144.015
Elegie beruht daher auf dem Verschmelzen der Gefühle ppo_144.016
der Wonne und der Wehmuth bis zum endlichen ppo_144.017
Uebergewichte des Gefühls der Lust über die ppo_144.018
Unlust, ein Uebergewicht, das entweder aus der ppo_144.019
erhöhten Vergegenwärtigung und idealischen Versinnlichung ppo_144.020
des Gutes selbst, oder aus der von der ppo_144.021
Einbildungskraft bewirkten Erneuerung der ehemals ppo_144.022
im Genusse desselben gefühlten Seligkeit, oder aus ppo_144.023
der Thätigkeit der Einbildungskraft, den Genuß und ppo_144.024
Besitz desselben in die Zukunft zu versetzen, oder ppo_144.025
aus dem mächtig aufgeregten Bewußtseyn, dieses ppo_144.026
Gut verdient, und ohne eigene Schuld verloren zu ppo_144.027
haben, oder aus dem zur ästhetischen Einheit erhobenen ppo_144.028
Bilde von der Größe des mit dem idealisch ppo_144.029
gezeichneten Gute verbundenen Genusses entspringt. ppo_144.030
Nur in dieser Stimmung des Gemüths entsteht ppo_144.031
die bezaubernde Form der Elegie, an deren Hervorbringung ppo_144.032
die Jdeale der Einbildungskraft eben so ppo_144.033
vielen Antheil haben, als die erhöhte Sinnlichkeit ppo_144.034
und die im Gefühlsvermögen gegen einander ankämpfenden

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Begeisterung vermittelt wird, in welcher die ppo_144.014
Elegie entsteht. Die hohe dichterische Wirkung der ppo_144.015
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der Wonne und der Wehmuth bis zum endlichen ppo_144.017
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Unlust, ein Uebergewicht, das entweder aus der ppo_144.019
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[144/0156] ppo_144.001 versetzt, wenn es mit ungetheiltem Jnteresse ppo_144.002 ein Gut sich vergegenwärtigt, das es entweder nie ppo_144.003 zu erreichen befürchtet, oder dessen Besitz und Genuß ppo_144.004 es vergeblich erstrebte, oder bereits wieder verlor, ppo_144.005 und wo dennoch, durch die von der Einbildungskraft ppo_144.006 bewirkte idealische Versinnlichung dieses ppo_144.007 Gegenstandes, das Entzücken bei der Betrachtung ppo_144.008 desselben, oder die Sehnsucht nach demselben, oder ppo_144.009 die Erinnerung an die ehemals im Besitze desselben ppo_144.010 genossene Seligkeit, das Gefühl der Lust, freilich ppo_144.011 bald stärker, bald schwächer, ein Uebergewicht über ppo_144.012 das Gefühl der Unlust behauptet, wodurch die dichterische ppo_144.013 Begeisterung vermittelt wird, in welcher die ppo_144.014 Elegie entsteht. Die hohe dichterische Wirkung der ppo_144.015 Elegie beruht daher auf dem Verschmelzen der Gefühle ppo_144.016 der Wonne und der Wehmuth bis zum endlichen ppo_144.017 Uebergewichte des Gefühls der Lust über die ppo_144.018 Unlust, ein Uebergewicht, das entweder aus der ppo_144.019 erhöhten Vergegenwärtigung und idealischen Versinnlichung ppo_144.020 des Gutes selbst, oder aus der von der ppo_144.021 Einbildungskraft bewirkten Erneuerung der ehemals ppo_144.022 im Genusse desselben gefühlten Seligkeit, oder aus ppo_144.023 der Thätigkeit der Einbildungskraft, den Genuß und ppo_144.024 Besitz desselben in die Zukunft zu versetzen, oder ppo_144.025 aus dem mächtig aufgeregten Bewußtseyn, dieses ppo_144.026 Gut verdient, und ohne eigene Schuld verloren zu ppo_144.027 haben, oder aus dem zur ästhetischen Einheit erhobenen ppo_144.028 Bilde von der Größe des mit dem idealisch ppo_144.029 gezeichneten Gute verbundenen Genusses entspringt. ppo_144.030 Nur in dieser Stimmung des Gemüths entsteht ppo_144.031 die bezaubernde Form der Elegie, an deren Hervorbringung ppo_144.032 die Jdeale der Einbildungskraft eben so ppo_144.033 vielen Antheil haben, als die erhöhte Sinnlichkeit ppo_144.034 und die im Gefühlsvermögen gegen einander ankämpfenden

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Zitationshilfe: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/156>, abgerufen am 24.11.2024.