Meerflutgegenden zittern,ppo_108.002 Als er drohend die Rechte hebt.
ppo_108.003
"Wunderträumendes Volk! siehst du die Finsternißppo_108.004 Dort den Süden umziehn, furchtbar wie Höllennacht?ppo_108.005 Jst des schrecklichen Traumesppo_108.006 Unglückseliger Schau'r dir fremd?"
ppo_108.007
"Jrrthum hüllte dich lang', grause Verwüstung schrittppo_108.008 Kühn einher in der Nacht, und im Gefolg' der Tod.ppo_108.009 Da nahm göttlich Erbarmenppo_108.010 Sich der armen Verirrten an."
ppo_108.011
"Und ein heiliges Licht nahete dir, ein Trostppo_108.012 Jn der Finsterniß Tief'. Kennst du nicht mehr dies Schwertppo_108.013 Hoher göttlicher Wahrheit,ppo_108.014 Das des Satanas Seele traf?"
ppo_108.015
"Und ihr liebet nunmehr wieder die Finsterniß,ppo_108.016 Stellt das heilige Licht unter den Scheffel hin,ppo_108.017 Während ihr in der Dämm'rung,ppo_108.018 Leere Träume des Himmels träumt."
ppo_108.019
"Evangelisches Volk! denk der Vergangenheit.ppo_108.020 Geistertödtender Wahn steht aus den Gräbern auf.ppo_108.021 Wehe dir, wenn er waltet --ppo_108.022 Fluch verkündet dir Luthers Geist --!"
ppo_108.023
19. ppo_108.024 c) Die Hymne.
ppo_108.025
Keine andere Form der lyrischen Dichtkunst ist ppo_108.026 der Ode so nahe verwandt, als die Hymne; denn ppo_108.027 auch in ihr wird der Gegensatz des Unendlichen und ppo_108.028 Endlichen durch die erhöhte Stärke der Einbildungskraft ppo_108.029 lebhaft versinnlicht; auch in ihr wogen die ppo_108.030 durch diesen Gegensatz aufgeregten Gefühle der Lust
ppo_108.001
Meerflutgegenden zittern,ppo_108.002 Als er drohend die Rechte hebt.
ppo_108.003
„Wunderträumendes Volk! siehst du die Finsternißppo_108.004 Dort den Süden umziehn, furchtbar wie Höllennacht?ppo_108.005 Jst des schrecklichen Traumesppo_108.006 Unglückseliger Schau'r dir fremd?“
ppo_108.007
„Jrrthum hüllte dich lang', grause Verwüstung schrittppo_108.008 Kühn einher in der Nacht, und im Gefolg' der Tod.ppo_108.009 Da nahm göttlich Erbarmenppo_108.010 Sich der armen Verirrten an.“
ppo_108.011
„Und ein heiliges Licht nahete dir, ein Trostppo_108.012 Jn der Finsterniß Tief'. Kennst du nicht mehr dies Schwertppo_108.013 Hoher göttlicher Wahrheit,ppo_108.014 Das des Satanas Seele traf?“
ppo_108.015
„Und ihr liebet nunmehr wieder die Finsterniß,ppo_108.016 Stellt das heilige Licht unter den Scheffel hin,ppo_108.017 Während ihr in der Dämm'rung,ppo_108.018 Leere Träume des Himmels träumt.“
ppo_108.019
„Evangelisches Volk! denk der Vergangenheit.ppo_108.020 Geistertödtender Wahn steht aus den Gräbern auf.ppo_108.021 Wehe dir, wenn er waltet —ppo_108.022 Fluch verkündet dir Luthers Geist —!“
ppo_108.023
19. ppo_108.024 c) Die Hymne.
ppo_108.025
Keine andere Form der lyrischen Dichtkunst ist ppo_108.026 der Ode so nahe verwandt, als die Hymne; denn ppo_108.027 auch in ihr wird der Gegensatz des Unendlichen und ppo_108.028 Endlichen durch die erhöhte Stärke der Einbildungskraft ppo_108.029 lebhaft versinnlicht; auch in ihr wogen die ppo_108.030 durch diesen Gegensatz aufgeregten Gefühle der Lust
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0120"n="108"/><lbn="ppo_108.001"/><lg><l> Meerflutgegenden zittern,</l><lbn="ppo_108.002"/><l> Als er drohend die Rechte hebt. </l></lg><lbn="ppo_108.003"/><lg><l>„Wunderträumendes Volk! siehst du die Finsterniß</l><lbn="ppo_108.004"/><l>Dort den Süden umziehn, furchtbar wie Höllennacht?</l><lbn="ppo_108.005"/><l> Jst des schrecklichen Traumes</l><lbn="ppo_108.006"/><l> Unglückseliger Schau'r dir fremd?“</l></lg><lbn="ppo_108.007"/><lg><l>„Jrrthum hüllte dich lang', grause Verwüstung schritt</l><lbn="ppo_108.008"/><l>Kühn einher in der Nacht, und im Gefolg' der Tod.</l><lbn="ppo_108.009"/><l> Da nahm göttlich Erbarmen</l><lbn="ppo_108.010"/><l> Sich der armen Verirrten an.“</l></lg><lbn="ppo_108.011"/><lg><l>„Und ein heiliges Licht nahete dir, ein Trost</l><lbn="ppo_108.012"/><l>Jn der Finsterniß Tief'. Kennst du nicht mehr dies Schwert</l><lbn="ppo_108.013"/><l> Hoher göttlicher Wahrheit,</l><lbn="ppo_108.014"/><l> Das des Satanas Seele traf?“</l></lg><lbn="ppo_108.015"/><lg><l>„Und ihr liebet nunmehr wieder die Finsterniß,</l><lbn="ppo_108.016"/><l>Stellt das heilige Licht unter den Scheffel hin,</l><lbn="ppo_108.017"/><l> Während ihr in der Dämm'rung,</l><lbn="ppo_108.018"/><l> Leere Träume des Himmels träumt.“</l></lg><lbn="ppo_108.019"/><lg><l>„Evangelisches Volk! denk der Vergangenheit.</l><lbn="ppo_108.020"/><l>Geistertödtender Wahn steht aus den Gräbern auf.</l><lbn="ppo_108.021"/><l> Wehe dir, wenn er waltet —</l><lbn="ppo_108.022"/><l> Fluch verkündet dir <hirendition="#g">Luthers Geist</hi>—!“</l></lg></div><divn="2"><lbn="ppo_108.023"/><head><hirendition="#c">19. <lbn="ppo_108.024"/><hirendition="#aq">c</hi>) <hirendition="#g">Die Hymne.</hi></hi></head><lbn="ppo_108.025"/><p> Keine andere Form der lyrischen Dichtkunst ist <lbn="ppo_108.026"/>der Ode so nahe verwandt, als die Hymne; denn <lbn="ppo_108.027"/>auch in ihr wird der Gegensatz des Unendlichen und <lbn="ppo_108.028"/>Endlichen durch die erhöhte Stärke der Einbildungskraft <lbn="ppo_108.029"/>lebhaft versinnlicht; auch in ihr wogen die <lbn="ppo_108.030"/>durch diesen Gegensatz aufgeregten Gefühle der Lust
</p></div></div></body></text></TEI>
[108/0120]
ppo_108.001
Meerflutgegenden zittern, ppo_108.002
Als er drohend die Rechte hebt.
ppo_108.003
„Wunderträumendes Volk! siehst du die Finsterniß ppo_108.004
Dort den Süden umziehn, furchtbar wie Höllennacht? ppo_108.005
Jst des schrecklichen Traumes ppo_108.006
Unglückseliger Schau'r dir fremd?“
ppo_108.007
„Jrrthum hüllte dich lang', grause Verwüstung schritt ppo_108.008
Kühn einher in der Nacht, und im Gefolg' der Tod. ppo_108.009
Da nahm göttlich Erbarmen ppo_108.010
Sich der armen Verirrten an.“
ppo_108.011
„Und ein heiliges Licht nahete dir, ein Trost ppo_108.012
Jn der Finsterniß Tief'. Kennst du nicht mehr dies Schwert ppo_108.013
Hoher göttlicher Wahrheit, ppo_108.014
Das des Satanas Seele traf?“
ppo_108.015
„Und ihr liebet nunmehr wieder die Finsterniß, ppo_108.016
Stellt das heilige Licht unter den Scheffel hin, ppo_108.017
Während ihr in der Dämm'rung, ppo_108.018
Leere Träume des Himmels träumt.“
ppo_108.019
„Evangelisches Volk! denk der Vergangenheit. ppo_108.020
Geistertödtender Wahn steht aus den Gräbern auf. ppo_108.021
Wehe dir, wenn er waltet — ppo_108.022
Fluch verkündet dir Luthers Geist —!“
ppo_108.023
19. ppo_108.024
c) Die Hymne. ppo_108.025
Keine andere Form der lyrischen Dichtkunst ist ppo_108.026
der Ode so nahe verwandt, als die Hymne; denn ppo_108.027
auch in ihr wird der Gegensatz des Unendlichen und ppo_108.028
Endlichen durch die erhöhte Stärke der Einbildungskraft ppo_108.029
lebhaft versinnlicht; auch in ihr wogen die ppo_108.030
durch diesen Gegensatz aufgeregten Gefühle der Lust
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Sandra Richter: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: gekennzeichnet;
Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: nicht übernommen;
Kustoden: nicht übernommen;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): wie Vorlage;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: nicht übernommen;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Pölitz, Karl Heinrich Ludwig: Das Gesamtgebiet der teutschen Sprache nach Prosa, Dichtkunst und Beredsamkeit theoretisch und praktisch dargestellt. Dritter Band: Sprache der Dichtkunst. Leipzig, 1825, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poelitz_poetik_1825/120>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.