Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. (Verzweifelnd.) Ha, was seh ich dort? Ein Brunnen -- tief und kalt. Ein Augenblick! ein rascher Ent- schluß und ich bin der Schmach entronnen! -- Ja, da hinunter -- dann ist Alles aus! (Eilt dem Brunnen zu, als ob sie sich hinabstürzen wollte.) Kühleborn (erscheint aus der Tiefe). Halt ein! Berthalda. Mein Gott, was ist's? Kühleborn. Halt an! Du kannst noch leben! Berthalda. Wer bist Du? Was willst Du von mir? Bist Du ein Gespenst, das mich schrecken will? Kühleborn. Jch will Dir gut; denn ich kann Dich gebrauchen. Berthalda. Du -- mich gebrauchen? Bleib' in Deinem unterirdischen Reiche und laß mich! Kühleborn. Höre: Das Weib des Ritters, der Dich ver- schmähte, das Weib, das Du wohl hassest -- Undine, -- die uns da unten angehört, ist eine Wassernixe. Huldbrand weiß es wohl, aber die (Verzweifelnd.) Ha, was ſeh ich dort? Ein Brunnen — tief und kalt. Ein Augenblick! ein raſcher Ent- ſchluß und ich bin der Schmach entronnen! — Ja, da hinunter — dann iſt Alles aus! (Eilt dem Brunnen zu, als ob ſie ſich hinabſtürzen wollte.) Kühleborn (erſcheint aus der Tiefe). Halt ein! Berthalda. Mein Gott, was iſt’s? Kühleborn. Halt an! Du kannſt noch leben! Berthalda. Wer biſt Du? Was willſt Du von mir? Biſt Du ein Geſpenſt, das mich ſchrecken will? Kühleborn. Jch will Dir gut; denn ich kann Dich gebrauchen. Berthalda. Du — mich gebrauchen? Bleib’ in Deinem unterirdiſchen Reiche und laß mich! Kühleborn. Höre: Das Weib des Ritters, der Dich ver- ſchmähte, das Weib, das Du wohl haſſeſt — Undine, — die uns da unten angehört, iſt eine Waſſernixe. Huldbrand weiß es wohl, aber die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#BERT"> <pb facs="#f0092" n="54"/> <stage>(Verzweifelnd.)</stage> <p>Ha, was ſeh ich dort? Ein Brunnen<lb/> — tief und kalt. Ein Augenblick! ein raſcher Ent-<lb/> ſchluß und ich bin der Schmach entronnen! — Ja,<lb/> da hinunter — dann iſt Alles aus!</p> <stage>(Eilt dem Brunnen<lb/> zu, als ob ſie ſich hinabſtürzen wollte.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#b">Kühleborn</hi> </speaker> <stage>(erſcheint aus der Tiefe).</stage><lb/> <p>Halt ein!</p> </sp><lb/> <sp who="#BERT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Berthalda.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Mein Gott, was iſt’s?</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kühleborn.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Halt an! Du kannſt noch leben!</p> </sp><lb/> <sp who="#BERT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Berthalda.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Wer biſt Du? Was willſt Du von mir? Biſt<lb/> Du ein Geſpenſt, das mich ſchrecken will?</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kühleborn.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch will Dir gut; denn ich kann Dich gebrauchen.</p> </sp><lb/> <sp who="#BERT"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Berthalda.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Du — mich gebrauchen? Bleib’ in Deinem<lb/> unterirdiſchen Reiche und laß mich!</p> </sp><lb/> <sp who="#KÜH"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Kühleborn.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Höre: Das Weib des Ritters, der Dich ver-<lb/> ſchmähte, das Weib, das Du wohl haſſeſt —<lb/> Undine, — die uns da unten angehört, iſt eine<lb/> Waſſernixe. Huldbrand weiß es wohl, aber die<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [54/0092]
(Verzweifelnd.) Ha, was ſeh ich dort? Ein Brunnen
— tief und kalt. Ein Augenblick! ein raſcher Ent-
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da hinunter — dann iſt Alles aus! (Eilt dem Brunnen
zu, als ob ſie ſich hinabſtürzen wollte.)
Kühleborn (erſcheint aus der Tiefe).
Halt ein!
Berthalda.
Mein Gott, was iſt’s?
Kühleborn.
Halt an! Du kannſt noch leben!
Berthalda.
Wer biſt Du? Was willſt Du von mir? Biſt
Du ein Geſpenſt, das mich ſchrecken will?
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Du — mich gebrauchen? Bleib’ in Deinem
unterirdiſchen Reiche und laß mich!
Kühleborn.
Höre: Das Weib des Ritters, der Dich ver-
ſchmähte, das Weib, das Du wohl haſſeſt —
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/92>, abgerufen am 20.07.2024. |