Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877. Casperl. Ja durchlauchtigster Herzog. Dieses Eroigniß soll ich gehorsamst melden. Mein Ritter hätte dieß selbst in einem Briefe geschrieben, allein er hat sich bei seiner Hochzeit den Finger überstaucht und ist dadurch am Schreiben verhindert. Herzog. Jhr wagt es noch, verwegener Bursche, Spott zu treiben? Casperl. Und Eure Durchlauchtigkeit wagen es, eine di- plomatische Person, die ich bin, eine halbe Stunde so da stehen zu lassen, ohne ihr eine Magenstärkung anzubieten? Das ist mir noch niemals passirt! Das ist eine Verletzung des Gesandschaftsrechtes. Herzog. O sei ruhig; Du sollst gefüttert werden, Bursche; aber dann verlasse augenblicklich mein Schloß und sage dem Ritter von Ringstetten, daß wir uns finden werden. Unerhört! solch ein Benehmen! (Geht rasch ab.) Casperl (allein). -- Daß wir uns finden werden -- ja das glaub ich gern; das ist keine Kunst. Aber ich, scheint mir, werde nichts finden. -- Laßt mich da 3*
Casperl. Ja durchlauchtigſter Herzog. Dieſes Eroigniß ſoll ich gehorſamſt melden. Mein Ritter hätte dieß ſelbſt in einem Briefe geſchrieben, allein er hat ſich bei ſeiner Hochzeit den Finger überſtaucht und iſt dadurch am Schreiben verhindert. Herzog. Jhr wagt es noch, verwegener Burſche, Spott zu treiben? Casperl. Und Eure Durchlauchtigkeit wagen es, eine di- plomatiſche Perſon, die ich bin, eine halbe Stunde ſo da ſtehen zu laſſen, ohne ihr eine Magenſtärkung anzubieten? Das iſt mir noch niemals paſſirt! Das iſt eine Verletzung des Geſandſchaftsrechtes. Herzog. O ſei ruhig; Du ſollſt gefüttert werden, Burſche; aber dann verlaſſe augenblicklich mein Schloß und ſage dem Ritter von Ringſtetten, daß wir uns finden werden. Unerhört! ſolch ein Benehmen! (Geht raſch ab.) Casperl (allein). — Daß wir uns finden werden — ja das glaub ich gern; das iſt keine Kunſt. Aber ich, ſcheint mir, werde nichts finden. — Laßt mich da 3*
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Casperl.
Ja durchlauchtigſter Herzog. Dieſes Eroigniß
ſoll ich gehorſamſt melden. Mein Ritter hätte dieß
ſelbſt in einem Briefe geſchrieben, allein er hat ſich
bei ſeiner Hochzeit den Finger überſtaucht und iſt
dadurch am Schreiben verhindert.
Herzog.
Jhr wagt es noch, verwegener Burſche, Spott
zu treiben?
Casperl.
Und Eure Durchlauchtigkeit wagen es, eine di-
plomatiſche Perſon, die ich bin, eine halbe Stunde
ſo da ſtehen zu laſſen, ohne ihr eine Magenſtärkung
anzubieten? Das iſt mir noch niemals paſſirt!
Das iſt eine Verletzung des Geſandſchaftsrechtes.
Herzog.
O ſei ruhig; Du ſollſt gefüttert werden, Burſche;
aber dann verlaſſe augenblicklich mein Schloß und
ſage dem Ritter von Ringſtetten, daß wir uns finden
werden. Unerhört! ſolch ein Benehmen! (Geht raſch ab.)
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/73>, abgerufen am 20.07.2024. |