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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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und daß sie ein verlaufen Kind ist, das ich auf der
Bärenjagd im tiefen Walde gefunden und zu mir
genommen. Jch ließ damals Kunde verbreiten, sie
sei mir von entfernten Verwandten übergeben worden.
Jch behielt das Kind, weil es mir gefiel -- ich
möchte sagen mehr zum Zeitvertreib zog ich es auf
und allmählig gewöhnte sich Berthalda gern an das
Leben in der Burg eines Herzogs und vergaß endlich
selbst ihres Herkommens. Da ich sie fand, sprach
sie von einem Vater und einer Mutter in einem
schlechten Häuschen, von einem See, von hohem
Schilfe und dergleichen. Doch das Kind gefiel mir
und ich wollte es behalten -- und so blieb es denn
bei mir bis zur Stunde -- -- --

Diener tritt ein, mit ihm Casperl. -- Diener gleich ab.
Herzog.
Ah! Ritter Huldbrand's Botschaft! (Für sich.)
Warum nicht er selbst? (Zu Casperl.) Willkommen?
Jhr kömmt von Ritter Huldbrand, meinem edlen
Lehensmann?
Casperl (mit ungeheuern Reverenzen).
Unterthänigst aufzuwarten. Jch komm' von
meinem gnädigen Herrn, dem hochwohlgebornen
Herrn Ritter Huldbrand auf und zu Ringstetten.
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 3
und daß ſie ein verlaufen Kind iſt, das ich auf der
Bärenjagd im tiefen Walde gefunden und zu mir
genommen. Jch ließ damals Kunde verbreiten, ſie
ſei mir von entfernten Verwandten übergeben worden.
Jch behielt das Kind, weil es mir gefiel — ich
möchte ſagen mehr zum Zeitvertreib zog ich es auf
und allmählig gewöhnte ſich Berthalda gern an das
Leben in der Burg eines Herzogs und vergaß endlich
ſelbſt ihres Herkommens. Da ich ſie fand, ſprach
ſie von einem Vater und einer Mutter in einem
ſchlechten Häuschen, von einem See, von hohem
Schilfe und dergleichen. Doch das Kind gefiel mir
und ich wollte es behalten — und ſo blieb es denn
bei mir bis zur Stunde — — —

Diener tritt ein, mit ihm Casperl. — Diener gleich ab.
Herzog.
Ah! Ritter Huldbrand’s Botſchaft! (Für ſich.)
Warum nicht er ſelbſt? (Zu Casperl.) Willkommen?
Jhr kömmt von Ritter Huldbrand, meinem edlen
Lehensmann?
Casperl (mit ungeheuern Reverenzen).
Unterthänigſt aufzuwarten. Jch komm’ von
meinem gnädigen Herrn, dem hochwohlgebornen
Herrn Ritter Huldbrand auf und zu Ringſtetten.
Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 3
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[33/0071] und daß ſie ein verlaufen Kind iſt, das ich auf der Bärenjagd im tiefen Walde gefunden und zu mir genommen. Jch ließ damals Kunde verbreiten, ſie ſei mir von entfernten Verwandten übergeben worden. Jch behielt das Kind, weil es mir gefiel — ich möchte ſagen mehr zum Zeitvertreib zog ich es auf und allmählig gewöhnte ſich Berthalda gern an das Leben in der Burg eines Herzogs und vergaß endlich ſelbſt ihres Herkommens. Da ich ſie fand, ſprach ſie von einem Vater und einer Mutter in einem ſchlechten Häuschen, von einem See, von hohem Schilfe und dergleichen. Doch das Kind gefiel mir und ich wollte es behalten — und ſo blieb es denn bei mir bis zur Stunde — — — Diener tritt ein, mit ihm Casperl. — Diener gleich ab. Herzog. Ah! Ritter Huldbrand’s Botſchaft! (Für ſich.) Warum nicht er ſelbſt? (Zu Casperl.) Willkommen? Jhr kömmt von Ritter Huldbrand, meinem edlen Lehensmann? Casperl (mit ungeheuern Reverenzen). Unterthänigſt aufzuwarten. Jch komm’ von meinem gnädigen Herrn, dem hochwohlgebornen Herrn Ritter Huldbrand auf und zu Ringſtetten. Pocci, Komödienb. 6tes Bdchn. 3

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/71>, abgerufen am 22.11.2024.