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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

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Peter.
Hoher Ritter! Wir fügen uns gerne, da wir
unser Kind in so edlen Händen wissen.
Martha.
Und wie sollt ich anders reden? Gott möge
Euch Beide beschützen.
(Alle ab).
Undine tritt von der andern Seite ein, nachdenklich setzt sie sich auf den
Stuhl und stützt den Kopf mit dem Arme auf den Tisch.
Undine.
Wie ist mir doch zu Muthe? Wie ernst, wie
bang! Mein flüchtiges Element wie gebannt und
gefesselt! -- Als ich noch ein kleines Kind war,
geboren in der Tiefe der Gewässer, da trug mich
meine Mutter an's Ufer dieses stillen See's. Jch
erinnere mich wohl, wie sie mich küßte und sprach:
"Leb wohl! Da stehe nun auf fremdem Boden,
auf trockener Erde. Das neue Element möge Dich
aufnehmen, und wenn Du ihm getreu bleibst, und
wenn Dich die gewonnene Liebe nicht selbst verstößt,
so weile da und werde glücklich!" -- Diese Worte
habe ich nie vergessen und sollte ich diesem Mutter-
segen nicht vertrauen? Menschenliebe hat mich auf-
genommen und gepflegt und nun naht sich diese aber-
mals und will mich pflegen und hegen! Huldbrands
Frau soll ich werden, tief und ganz und gar soll
Peter.
Hoher Ritter! Wir fügen uns gerne, da wir
unſer Kind in ſo edlen Händen wiſſen.
Martha.
Und wie ſollt ich anders reden? Gott möge
Euch Beide beſchützen.
(Alle ab).
Undine tritt von der andern Seite ein, nachdenklich ſetzt ſie ſich auf den
Stuhl und ſtützt den Kopf mit dem Arme auf den Tiſch.
Undine.
Wie iſt mir doch zu Muthe? Wie ernſt, wie
bang! Mein flüchtiges Element wie gebannt und
gefeſſelt! — Als ich noch ein kleines Kind war,
geboren in der Tiefe der Gewäſſer, da trug mich
meine Mutter an’s Ufer dieſes ſtillen See’s. Jch
erinnere mich wohl, wie ſie mich küßte und ſprach:
„Leb wohl! Da ſtehe nun auf fremdem Boden,
auf trockener Erde. Das neue Element möge Dich
aufnehmen, und wenn Du ihm getreu bleibſt, und
wenn Dich die gewonnene Liebe nicht ſelbſt verſtößt,
ſo weile da und werde glücklich!‟ — Dieſe Worte
habe ich nie vergeſſen und ſollte ich dieſem Mutter-
ſegen nicht vertrauen? Menſchenliebe hat mich auf-
genommen und gepflegt und nun naht ſich dieſe aber-
mals und will mich pflegen und hegen! Huldbrands
Frau ſoll ich werden, tief und ganz und gar ſoll
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[23/0061] Peter. Hoher Ritter! Wir fügen uns gerne, da wir unſer Kind in ſo edlen Händen wiſſen. Martha. Und wie ſollt ich anders reden? Gott möge Euch Beide beſchützen. (Alle ab). Undine tritt von der andern Seite ein, nachdenklich ſetzt ſie ſich auf den Stuhl und ſtützt den Kopf mit dem Arme auf den Tiſch. Undine. Wie iſt mir doch zu Muthe? Wie ernſt, wie bang! Mein flüchtiges Element wie gebannt und gefeſſelt! — Als ich noch ein kleines Kind war, geboren in der Tiefe der Gewäſſer, da trug mich meine Mutter an’s Ufer dieſes ſtillen See’s. Jch erinnere mich wohl, wie ſie mich küßte und ſprach: „Leb wohl! Da ſtehe nun auf fremdem Boden, auf trockener Erde. Das neue Element möge Dich aufnehmen, und wenn Du ihm getreu bleibſt, und wenn Dich die gewonnene Liebe nicht ſelbſt verſtößt, ſo weile da und werde glücklich!‟ — Dieſe Worte habe ich nie vergeſſen und ſollte ich dieſem Mutter- ſegen nicht vertrauen? Menſchenliebe hat mich auf- genommen und gepflegt und nun naht ſich dieſe aber- mals und will mich pflegen und hegen! Huldbrands Frau ſoll ich werden, tief und ganz und gar ſoll

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Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/61>, abgerufen am 22.11.2024.