delphia die neueste Technik des Pariser Farbendruckes repräsentirte: Pocci zeichnete zu den gepreßten Blumen, zu wirklichen Tag- und Nachtschatten, welche allerlei lächerliche Gesichter vorstellen, die dazu gehörigen Figuren in den schnurrigsten Gestalten und Gruppen. Mit besonderer Vorliebe schuf Pocci Caricaturen, worin er durch frappanteste Aehnlichkeit überraschte. Er brauchte eine Persönlichkeit nur einmal gesehen zu haben; selbst nach Jahren noch stand ihm sein treues Gedächtniß zur Seite. Sein Spott oder richtiger gesagt, sein heiterer Witz war aber immer harmlos und gutmüthig, so daß der Betroffene aus ganzem Herzen mitlachen konnte. Die Gesell- schaft der "Zwanglosen", ebenso "Alt-England" be- sitzen ganze Bücher voll solcher Zeichnungen, welche den Beschauer immerdar noch in die heiterste Laune zu versetzen im Stande sind. Hierin und mit seinen freigebigst verschenkten Handzeichnungen und Aquarellen war Pocci unübertrefflich, mit seinen Burgen und Schlössern geradezu unerreichbar. Er besaß die neidens- werthe Gabe, die immer neue Fülle seiner Jdeen nur so hinzuschreiben und auszuschütten, ohne deßhalb im geringsten zu ermüden oder sich zu wiederholen. Jn dieser Unmittelbarkeit seiner Skizzen und Natur- studien lag ein eigener, packender Zauber. Freilich
delphia die neueſte Technik des Pariſer Farbendruckes repräſentirte: Pocci zeichnete zu den gepreßten Blumen, zu wirklichen Tag- und Nachtſchatten, welche allerlei lächerliche Geſichter vorſtellen, die dazu gehörigen Figuren in den ſchnurrigſten Geſtalten und Gruppen. Mit beſonderer Vorliebe ſchuf Pocci Caricaturen, worin er durch frappanteſte Aehnlichkeit überraſchte. Er brauchte eine Perſönlichkeit nur einmal geſehen zu haben; ſelbſt nach Jahren noch ſtand ihm ſein treues Gedächtniß zur Seite. Sein Spott oder richtiger geſagt, ſein heiterer Witz war aber immer harmlos und gutmüthig, ſo daß der Betroffene aus ganzem Herzen mitlachen konnte. Die Geſell- ſchaft der „Zwangloſen‟, ebenſo „Alt-England‟ be- ſitzen ganze Bücher voll ſolcher Zeichnungen, welche den Beſchauer immerdar noch in die heiterſte Laune zu verſetzen im Stande ſind. Hierin und mit ſeinen freigebigſt verſchenkten Handzeichnungen und Aquarellen war Pocci unübertrefflich, mit ſeinen Burgen und Schlöſſern geradezu unerreichbar. Er beſaß die neidens- werthe Gabe, die immer neue Fülle ſeiner Jdeen nur ſo hinzuſchreiben und auszuſchütten, ohne deßhalb im geringſten zu ermüden oder ſich zu wiederholen. Jn dieſer Unmittelbarkeit ſeiner Skizzen und Natur- ſtudien lag ein eigener, packender Zauber. Freilich
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[XXVIII/0030]
delphia die neueſte Technik des Pariſer Farbendruckes
repräſentirte: Pocci zeichnete zu den gepreßten Blumen,
zu wirklichen Tag- und Nachtſchatten, welche allerlei
lächerliche Geſichter vorſtellen, die dazu gehörigen
Figuren in den ſchnurrigſten Geſtalten und Gruppen.
Mit beſonderer Vorliebe ſchuf Pocci Caricaturen,
worin er durch frappanteſte Aehnlichkeit überraſchte.
Er brauchte eine Perſönlichkeit nur einmal geſehen
zu haben; ſelbſt nach Jahren noch ſtand ihm ſein
treues Gedächtniß zur Seite. Sein Spott oder
richtiger geſagt, ſein heiterer Witz war aber immer
harmlos und gutmüthig, ſo daß der Betroffene
aus ganzem Herzen mitlachen konnte. Die Geſell-
ſchaft der „Zwangloſen‟, ebenſo „Alt-England‟ be-
ſitzen ganze Bücher voll ſolcher Zeichnungen, welche
den Beſchauer immerdar noch in die heiterſte Laune
zu verſetzen im Stande ſind. Hierin und mit ſeinen
freigebigſt verſchenkten Handzeichnungen und Aquarellen
war Pocci unübertrefflich, mit ſeinen Burgen und
Schlöſſern geradezu unerreichbar. Er beſaß die neidens-
werthe Gabe, die immer neue Fülle ſeiner Jdeen
nur ſo hinzuſchreiben und auszuſchütten, ohne deßhalb
im geringſten zu ermüden oder ſich zu wiederholen.
Jn dieſer Unmittelbarkeit ſeiner Skizzen und Natur-
ſtudien lag ein eigener, packender Zauber. Freilich
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Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/30>, abgerufen am 24.11.2024.
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