Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.
ich zu erfüllen gehabt hätte, dieß war mir unlieb und unerträglich. Wie verblendet war ich doch! Und mein armer Vater, der nur das Beste für mich wollte, mein armer Vater! Wie undankbar habe ich mich gegen ihn benommen! O könnte ich zu ihm, um ihn auf den Knieen um Verzeihung zu bitten! (Sinkt weinend nieder). Allmälig nähert Casperl und stellt sich, sie betrachtend, vor sie hin. Casperl (mitleidsvoll). O Sie schöne gnädige Frau! Gute Gebieterin Was dauern Sie mich! Jolinde (überrascht). Wie? du bist da, Casperl? Casperl. Ja, ich bin da. Wenn ich Jhnen nur helfen könnt'! Sie scheinen mir nicht glücklich zu sein! Aber es ist ja nicht anders möglich. So schön, so fein -- und Zimmer putzen, Wasser tragen, Körb' flechten -- das paßt ja doch nicht für ein so feines Frauenzimmerl! Jolinde. Jch sollte mich freilich nicht beklagen, denn es ist meine eigene Schuld, daß ich in diesen Zustand gerathen bin.
ich zu erfüllen gehabt hätte, dieß war mir unlieb und unerträglich. Wie verblendet war ich doch! Und mein armer Vater, der nur das Beſte für mich wollte, mein armer Vater! Wie undankbar habe ich mich gegen ihn benommen! O könnte ich zu ihm, um ihn auf den Knieen um Verzeihung zu bitten! (Sinkt weinend nieder). Allmälig nähert Casperl und ſtellt ſich, ſie betrachtend, vor ſie hin. Casperl (mitleidsvoll). O Sie ſchöne gnädige Frau! Gute Gebieterin Was dauern Sie mich! Jolinde (überraſcht). Wie? du biſt da, Casperl? Casperl. Ja, ich bin da. Wenn ich Jhnen nur helfen könnt’! Sie ſcheinen mir nicht glücklich zu ſein! Aber es iſt ja nicht anders möglich. So ſchön, ſo fein — und Zimmer putzen, Waſſer tragen, Körb’ flechten — das paßt ja doch nicht für ein ſo feines Frauenzimmerl! Jolinde. Jch ſollte mich freilich nicht beklagen, denn es iſt meine eigene Schuld, daß ich in dieſen Zuſtand gerathen bin. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#JOL"> <p><pb facs="#f0291" n="255"/> ich zu erfüllen gehabt hätte, dieß war mir unlieb<lb/> und unerträglich. Wie verblendet war ich doch!<lb/> Und mein armer Vater, der nur das Beſte für<lb/> mich wollte, mein armer Vater! Wie undankbar<lb/> habe ich mich gegen ihn benommen! O könnte ich<lb/> zu ihm, um ihn auf den Knieen um Verzeihung<lb/> zu bitten!</p> <stage>(Sinkt weinend nieder).</stage><lb/> <stage> <hi rendition="#c">Allmälig nähert <hi rendition="#g">Casperl</hi> und ſtellt ſich, ſie betrachtend, vor ſie hin.</hi> </stage> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </speaker> <stage>(mitleidsvoll).</stage><lb/> <p>O Sie ſchöne gnädige Frau! Gute Gebieterin<lb/> Was dauern Sie mich!</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#b">Jolinde</hi> </speaker> <stage>(überraſcht).</stage><lb/> <p>Wie? du biſt da, Casperl?</p> </sp><lb/> <sp who="#CASPL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Ja, ich bin da. Wenn ich Jhnen nur helfen<lb/> könnt’! Sie ſcheinen mir nicht glücklich zu ſein!<lb/> Aber es iſt ja nicht anders möglich. So ſchön,<lb/> ſo fein — und Zimmer putzen, Waſſer tragen,<lb/> Körb’ flechten — das paßt ja doch nicht für ein ſo<lb/> feines Frauenzimmerl!</p> </sp><lb/> <sp who="#JOL"> <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/> <p>Jch ſollte mich freilich nicht beklagen, denn es<lb/> iſt meine eigene Schuld, daß ich in dieſen Zuſtand<lb/> gerathen bin.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [255/0291]
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Und mein armer Vater, der nur das Beſte für
mich wollte, mein armer Vater! Wie undankbar
habe ich mich gegen ihn benommen! O könnte ich
zu ihm, um ihn auf den Knieen um Verzeihung
zu bitten! (Sinkt weinend nieder).
Allmälig nähert Casperl und ſtellt ſich, ſie betrachtend, vor ſie hin.
Casperl (mitleidsvoll).
O Sie ſchöne gnädige Frau! Gute Gebieterin
Was dauern Sie mich!
Jolinde (überraſcht).
Wie? du biſt da, Casperl?
Casperl.
Ja, ich bin da. Wenn ich Jhnen nur helfen
könnt’! Sie ſcheinen mir nicht glücklich zu ſein!
Aber es iſt ja nicht anders möglich. So ſchön,
ſo fein — und Zimmer putzen, Waſſer tragen,
Körb’ flechten — das paßt ja doch nicht für ein ſo
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Zitationshilfe: | Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/291>, abgerufen am 20.07.2024. |