Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877.

Bild:
<< vorherige Seite
Das ist immer die nehmliche G'schicht: wann
ich an das Schicksal eine Frag thu, nachher thut's
einen rechten Pumpser und ich fall auf meine
Gesäßmuskeln. Jch glaub', es ist aber nur eine
boshafte Theatermaschinerie, damit's Publicus mich
wieder auslachen kann. Das kann und darf nicht
so fortgeh'n, sonst beschwer' ich einmal mich bei
den Kammern. -- O, Himmel, jetzt kommt die
junge Frau: Sie ist schön und jung, aber sie scheint
mir nicht glücklich.
(Zieht sich in den Hintergrund zurück.)
Jolinde tritt erschöpft und ermattet ohne Casperl zu bemerken ein.
Jolinde.
Weh mir! wie elend bin ich, wie unglücklich!
-- Jch, die Königstochter bin nun eine armselige
Magd! -- Jndem ich erreicht, was ich verlangt,
bin ich zu Grunde gerichtet! Die Freiheit hab'
ich gewollt und in meinem Hochmuth, dem Stolze
zu genügen, wurde ich in das Gegentheil versetzt
durch bittere Täuschung. Daß ich mich den Ver-
hältnissen fügen sollte, dies wollte ich nicht ertragen,
vergessend daß das Gold der Fürstenkronen auch
eine Last ist. Daß man mir als Königstochter
huldigte, dies war mir ganz genehm, daß aber mit
dieser Stellung auch Pflichten verbunden sind, die
Das iſt immer die nehmliche G’ſchicht: wann
ich an das Schickſal eine Frag thu, nachher thut’s
einen rechten Pumpſer und ich fall auf meine
Geſäßmuskeln. Jch glaub’, es iſt aber nur eine
boshafte Theatermaſchinerie, damit’s Publicus mich
wieder auslachen kann. Das kann und darf nicht
ſo fortgeh’n, ſonſt beſchwer’ ich einmal mich bei
den Kammern. — O, Himmel, jetzt kommt die
junge Frau: Sie iſt ſchön und jung, aber ſie ſcheint
mir nicht glücklich.
(Zieht ſich in den Hintergrund zurück.)
Jolinde tritt erſchöpft und ermattet ohne Casperl zu bemerken ein.
Jolinde.
Weh mir! wie elend bin ich, wie unglücklich!
Jch, die Königstochter bin nun eine armſelige
Magd! — Jndem ich erreicht, was ich verlangt,
bin ich zu Grunde gerichtet! Die Freiheit hab’
ich gewollt und in meinem Hochmuth, dem Stolze
zu genügen, wurde ich in das Gegentheil verſetzt
durch bittere Täuſchung. Daß ich mich den Ver-
hältniſſen fügen ſollte, dies wollte ich nicht ertragen,
vergeſſend daß das Gold der Fürſtenkronen auch
eine Laſt iſt. Daß man mir als Königstochter
huldigte, dies war mir ganz genehm, daß aber mit
dieſer Stellung auch Pflichten verbunden ſind, die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#CASPL">
            <pb facs="#f0290" n="254"/>
            <p>Das i&#x017F;t immer die nehmliche G&#x2019;&#x017F;chicht: wann<lb/>
ich an das Schick&#x017F;al eine Frag thu, nachher thut&#x2019;s<lb/>
einen rechten Pump&#x017F;er und ich fall auf meine<lb/>
Ge&#x017F;äßmuskeln. Jch glaub&#x2019;, es i&#x017F;t aber nur eine<lb/>
boshafte Theaterma&#x017F;chinerie, damit&#x2019;s Publicus mich<lb/>
wieder auslachen kann. Das kann und darf nicht<lb/>
&#x017F;o fortgeh&#x2019;n, &#x017F;on&#x017F;t be&#x017F;chwer&#x2019; ich einmal mich bei<lb/>
den Kammern. &#x2014; O, Himmel, jetzt kommt die<lb/>
junge Frau: Sie i&#x017F;t &#x017F;chön und jung, aber &#x017F;ie &#x017F;cheint<lb/>
mir nicht glücklich.</p>
            <stage>(Zieht &#x017F;ich in den Hintergrund zurück.)</stage><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Jolinde</hi> tritt er&#x017F;chöpft und ermattet ohne Casperl zu bemerken ein.</hi> </stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JOL">
            <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Jolinde.</hi> </hi> </speaker><lb/>
            <p>Weh mir! wie elend bin ich, wie unglücklich!<lb/>
&#x2014; <hi rendition="#g">Jch,</hi> die Königstochter bin nun eine arm&#x017F;elige<lb/>
Magd! &#x2014; Jndem ich erreicht, was ich verlangt,<lb/>
bin ich zu Grunde gerichtet! Die Freiheit hab&#x2019;<lb/>
ich gewollt und in meinem Hochmuth, dem Stolze<lb/>
zu genügen, wurde ich in das Gegentheil ver&#x017F;etzt<lb/>
durch bittere Täu&#x017F;chung. Daß ich mich den Ver-<lb/>
hältni&#x017F;&#x017F;en fügen &#x017F;ollte, dies wollte ich nicht ertragen,<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;end daß das Gold der Für&#x017F;tenkronen auch<lb/>
eine La&#x017F;t i&#x017F;t. Daß man mir als Königstochter<lb/>
huldigte, dies war mir ganz genehm, daß aber mit<lb/>
die&#x017F;er Stellung auch Pflichten verbunden &#x017F;ind, die<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0290] Das iſt immer die nehmliche G’ſchicht: wann ich an das Schickſal eine Frag thu, nachher thut’s einen rechten Pumpſer und ich fall auf meine Geſäßmuskeln. Jch glaub’, es iſt aber nur eine boshafte Theatermaſchinerie, damit’s Publicus mich wieder auslachen kann. Das kann und darf nicht ſo fortgeh’n, ſonſt beſchwer’ ich einmal mich bei den Kammern. — O, Himmel, jetzt kommt die junge Frau: Sie iſt ſchön und jung, aber ſie ſcheint mir nicht glücklich. (Zieht ſich in den Hintergrund zurück.) Jolinde tritt erſchöpft und ermattet ohne Casperl zu bemerken ein. Jolinde. Weh mir! wie elend bin ich, wie unglücklich! — Jch, die Königstochter bin nun eine armſelige Magd! — Jndem ich erreicht, was ich verlangt, bin ich zu Grunde gerichtet! Die Freiheit hab’ ich gewollt und in meinem Hochmuth, dem Stolze zu genügen, wurde ich in das Gegentheil verſetzt durch bittere Täuſchung. Daß ich mich den Ver- hältniſſen fügen ſollte, dies wollte ich nicht ertragen, vergeſſend daß das Gold der Fürſtenkronen auch eine Laſt iſt. Daß man mir als Königstochter huldigte, dies war mir ganz genehm, daß aber mit dieſer Stellung auch Pflichten verbunden ſind, die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/290
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 6. München, 1877, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein06_1877/290>, abgerufen am 22.11.2024.